Nagual

Donnerstag, 29. September 2016

Wenn der Buya zweimal klingelt...


Vom Wohl und Wehe eines Buya.

Lange war es still um Nagual und um mich, der ich ihn hüte.
Er ist mir über die Monate arg auf den Nerv gefallen. Überall lag er herum und setzte Staub an. Ich war zeitweilig kurz davor ihn der Unendlichkeit zu überantworten, oder ihn zumindest an einen Kindergarten zu spenden, als Spielzeug. Da schoben sich die dunklen Wolken auseinander und der blaue Himmel kam zum Vorschein. Ein Hoffnungsschimmer war da... Ende September würde es doch noch etwas werden, mit einer Con. Wie groß war da die Freude!
Glaubt es oder lasst es bleiben - aber es gibt noch Herzlichkeit auf dieser Welt... ein Dank an die edle Spenderin, die nunmehr einen besonders bedankten Platz in meinem Herzen einnimmt.


Mit neuem Elan ging ich sodann an die Arbeit und machte mich daran etwas zu improvisieren. Schließlich wollte ich nicht komplett im alten Gewandt aufkreuzen - soviel ist man der Öffentlichkeit schuldig - und so begann ich die alte/neue Maske Naguals auf das alte Kostüm zu ändern.

Einmal geweckt, entsprossen diesem Elan neuerliche Ideen.
Da wuchs ein buyaisches Amulett, eine rituelle Friedenspreife und so manches Kleidungsstück aus meinen Händen. Fast wäre ich mit einem der Kodizes fertig geworden... Frohsinn ist ein wahrer Motor für die Kreativität.

Letztlich war alles genäht, gepackt und geliehen. Zelt, Auto, Kostüm. Alles top fit - nur ich nicht.
Bereits vor einer Woche drückte mir der Kopf, dann der Hals, dann der Schuh und es ging täglich bergab. Hausmittel, Doktoren und Hausmannsvoodoo halfen nichts. Die Grippe erfasste mich und sie hat mich noch immer in ihren Fängen... ausgerechnet jetzt, ausgerechnet nachdem alle Hindernisse überwunden schienen. 
Und da war alles für die Katz *miau*.

Nun ja, natürlich nicht alles, aber es schmerzt dann doch kurz vor der Ziellinie aufgeben zu müssen.
Damit ich nicht vollends im Trübsal versinke, habe ich meine Arbeiten dokumentiert soweit es mir mein geschundenes Immunsystem verzeiht. Das Schreiben lenkt angenehm ab von den Fieberschmerzen.

... ich wünsche den Lieben auf Solonia schönes Wetter und viel Freude bei ihrer Con.
Ich hoffe das 2017 ein Glücksjahr wird, in dem Skal und Nagual wieder bei Euch sein können.



Und was ist wenn es regnet ...?
Dann werden wir naß. Klingt komisch, ist aber so.

Der ärgste Feind des Laiendarstellers ist, neben hartnäckigen Alltagsphrasen wie "super" und "hi", das Wetter. Letzteres hat die unangenehme Eigenschaft sich nicht darum zu kümmern wie man sich seine Con vorstellt. Deshalb sollte man sich wappnen. Als Tierwesen, in dickem saugfähigen Fell, ist das umso wichtiger. Da schleppt man schnell zehn Kilo Wasser mit sich herum und friert im heißen Sommer wie ein Schneider.

Zu meiner Schande habe ich diese Wettereskapaden erst viel später bedacht.
Tatsächlich hatten Skal und ich einfach nur mörderisches Glück mit dem Wetter.
Hätte es auch nur leicht geregnet, wäre es ein ziemlich langweiliger Aufenthalt geworden.

Zwar hatte ich Nagual einen Lodenumhang genäht, sogar mit hübschen Röckchen, aber Skal besaß nur eine simple Kutte aus schnell genähtem Leinenstoff. Also praktisch nichts. Noch weniger als ich.
Immerhin hat Naguals Poncho eine Kapuze - sogar mit Taschen für die Ohren.

Skals Regenschutz-Haube
So Nähte ich ihm diese formschöne Haube.
Als regendichtes Inneres schlachtete ich einen alten militär Poncho der Amis und nutzte die Plastikplane als "Futter". Das Zeug nennt sich "Ripstop", ist eigentlich nichts anderes als ordinäre Nylonfaser in die längs und quer stabile Fäden eingelassen sind, die verhindern dass ein Loch sich vergrößert... also nichts besonderes. Die Dinger gibt es für 5 Euro gebraucht zu kaufen, stinken dann aber meist nach US Army Imprägniere. Also vorher mit Seife schrubben.

Zusammen mit dem Rest roten Leinenstoff von seiner Mütze wurde daraus diese Haube. Man beachte die Ohrlöcher. Kordelzug und Knopf runden das ganze ab.
Meditatives Handnähen hat leider auch nicht zu meiner Genesung beigetragen - dafür sieht es schön aus.

Das Dingens besteht im Wesentlichen aus zwei Hälften, die man ganz simpel an der Außenkontur zusammennäht, dass es eine unsichtbare Naht wird.
Die Futterstücke genauso - wobei es da auch ein großes Stück getan hätte. Am meisten Arbeit hatte ich noch mit der Stirn- bzw. Gesichtsöffnung. Nach vielem hin und her hab ich es einfach zweimal nach innen umgeschlagen und die Kante mit einem Schlingstich umnäht.

Ich improvisiere sowas viel zu sehr als dass ich es plane. Sieht man auch an der Naht innen. Jetzt wo ich ja Zeit habe (*grm*) kann ich ja alles ordentlich versäubern.

 In weiser Voraussicht habe ich damals einige hübsche Standardknöpfe gekauft, sonst säße ich jetzt blöd da. Er ist zwar nicht aus Hirschhorn und von Hand geschnitzt, aber sieht nett aus.


Dazu passte dann, dass ich den Rest des Poncho in den Leinenstoffumhang eingenäht habe. So raschelt es zwar etwas "ungebührlich" aber man bleibt trocken und das ist in einem Fellkostüm das Wichtigste.



Naguals Übergangsmaske


Da steht man dann und hat die alte Maske in der Hand, fragt sich ob man sie benutzen soll, oder doch eine neue machen sollte.

Zu meinem Glück fand sich noch Stück des alten kastanienbraunen Fells im Lagerraum, dass gerade so eben noch für die Umhüllung des Kopfes ausreichen würde

Die Ohren wurden diesmal mit Langhaarfell befellt. Die "Innenseite" der Ohren mit schwarzer "Haut" aus Latex bepinselt. Der Kern ist wieder aus Schaumstoff. Das Prinzip hat sich derart bewährt, dass ich es beibehielt.

Die Ohren stehen diesmal auch sinnvoller, sprich: Leicht nach außen geneigt und in einem gedachten Dreieck zwischen Nase und Ohrspitzen. Die alte Maske wirkte aufgrund der flachen Ohrstellung eher platt.

Bei der alten Maske hatte ich "g"-Saiten einer Konzertgitarre als Schnurrhaare genutzt - die waren viel zu dick.
Die neue (Übergangs-)Maske hat "b"-Saiten bekommen, ich glaube jedoch dass die Maske für das 2.0 Kostüm besser mit den dünnsten "e"-Saiten ausgestattet wäre... diese wirken noch immer leicht zu dick.

Tasthaare an der Wange
Die Haare machen viel aus.

Bevor ich sie gesetzt hatte, erinnerte die Maske an einen kleinen Teddybär. Selbstredend bin ich mit der äußerlichen Form Naguals noch immer nicht zufrieden...

Die Haare schneidet man eigentlich nur auf Länge und färbt sie mit Haushaltslack erst weiß, dann an der Basis schwarz ein.

Tasthaare über den Augenbrauen
Die Löcher werden dann ins Latex mit einer Nadel vorgestochen und die "Haare" eingeschoben. Dort fixiert man sie am ehesten mit einem Tropfen Latexmilch.

Auf dem glatten Nylon der Gitarrensaiten haftet die Farbe oft nur schlecht, da nutzt die beste Grundierung wenig. Zwar raue ich sie vorher mit 200er Schleifpapier an, aber die Farbe gleitet dennoch ab und an vom Haar, wie man an der Basis sieht - die unsauberen schwarzen Knubbel da.

Das liegt auch an der Geduld bzw. der Zeit die man zur Verfügung hat.
Hat der Acryllack ordentlich ausgehärtet, hält er meistens auch - höchstens er blättert ganz ab.
Aber für die Con musste es schnell gehen, daher diese Matscherei am Ende.

Vorteil dieser Konstruktion ist es, dass es keine Schließe im Nacken braucht. Man stülpt sie sich einfach wie eine Ski-Maske über. Geht etwas zu Lasten der Stoffnähte die im Latex greifen. Ich habe dazu extra eine Wulst aus Latex am Rand der Maske gepinselt. Aber ewig hält das auch nicht. Es wäre sicher sinnvoller ein Verstärkungsband anzubringen, zumindest auf Dauer.

... wie gern hätte ich diese Maske getragen... es ärgert mich dann doch ziemlich.

Glück durch das Sonnenamulett

Schmuck und Klump braucht ja jeder.
Und wenn es nur ist um vom baulichen Mangel des Kostüms abzulenken.

Zu diesem Zweck entwarf ich kurzerhand dieses Ding.

Eigentlich improvisierte ich nur schnell etwas aus einem Lederrest und drei Federn die mir vor die Füße flogen.

Ein bisschen Farbe drauf und peng hat man einen Glücksbringer a la Buya.

Da ich mir keine Sorgen um Feinschliff machen muss, da Nagual das Gerümpel ja auf Reisen von Hand anfertigt und ich so nicht aus der Rolle falle wenn es "krude" aussieht, konnte es ruhig etwas derb ausfallen.

Er kann eben besser Nähen als Schmuck herstellen, der Buya.

Das Lederstück ist simples Hirschleder, dass ich noch von meinen Schuhen über hatte. Man zieht es einfach stramm und näht dann mit Garn an der Kante entlang, bis alles straff sitzt. Das Ding spannt sich förmlich selbst, wenn man eine linke und eine rechte Schwungfeder außen benutzt. Dann ergänzen sich die natürlichen Wölbungen ideal.

Ein Pfeifchen am Abend...

... wie alle Buya hat er eine rituelle Rauchpfeife, aber er hasst das Ding mehr als Bergbauminen und Beinkleider zusammen. Es stinkt, kratzt im Hals und schmeckt fürchterlich.. aber es verlangt der Brauch. (Rauchen gefährdet die Gesundheit ihres Buya!)

Ursprünglich wollte ich so ein Ding kaufen - aber schaut Euch mal die Preise für sowas an.
Außerdem sieht das alles zu makellos aus und wirklich echt echt funktionieren muss sie ja nicht. Es langt wenn man kurz mal eben dran paffen kann, zur Show.

Also habe ich kurzerhand im Keller meine alten Holzvorräte durchstöbert, die noch vom letzten Survival-Kurs über waren und da fanden sich zwei olle durchgetrocknete Holunderstäbe.

Holunder ist nun nicht das beste Holz für sowas. Es ist weich und hat keinen wirklichen Kern. Man kann bestenfalls Flöten zum musizieren daraus schnitzen... aber das soll mich ja nicht kratzen.
Dafür ist die raue Rinde des Holzes schön anzusehen. Einige Menschen reagieren auf den Saft des Holzes allergisch, also seid vorsichtig wenn ihr so einen Stab frisch geschnitten in den Mund nehmt. Nachdem es durch und durch getrocknet ist, verfliegt die Wirkung allerdings. Wer 100% sicher sein will, erhitzt das holz im Backofen auf über 80°C. Aber dabei springt es manchmal wenn noch Restfeuchte darin war... wie auch immer.

Während ich dabei war die Details der Pfeife auszuarbeiten, wurde ich so sehr krank dass ich nicht mehr gerade stehen konnte.

Daher ist sie auch nicht fertig und nur im Rohbau zu sehen.

Das Holz lässt sich mittels altem Messer und Hammer kinderleicht spalten und dann aushöhlen. Danach klebt man es jux wieder mit Leim zusammen. Es muss ja nicht wirklich dem heißen Rauch ewiglich standhalten. Ein Pfeifenbauer rennt bei der Bauanleitung vermutlich schreiend in den Wald... also bitte nichts darin oder damit rauchen. Sonst vergiftet ihr Euch noch am PE-Leim. Mag seinen Zweck erfüllen, aber die Erfüllung stelle ich mir anders vor. Die Schnürung ist eine ganz simple Laschenschnürung, unterstützt mit etwas Kunstharz, was mir das echte Baumharz ersetzen soll. Meine dreiminütige Studie im Internet brachte mir diese Form zu Tage.


Außer Spesen nichts gewesen?... nein, beim besten Willen nicht.

Durch diese Arbeiten ist mir wieder bewusst geworden was ich einmal am Kostümbau gefunden habe und wie viel Freude es mir bereitet hat. Es hat gut getan Nagual wiederzusehen.
Und irgendwie habe ich die Vorstellung genossen "er" zu sein.

Ich denke jetzt freier. Die Auszeit hat mir gut getan.
Nächstes Jahr ist auch noch Zeit und wenn ich jetzt ordentlich wirtschafte und plane, sollte es mit dem Teufel zugehen, wenn sich für Nagual und mich nicht eine Tür öffnet.

Vielleicht ist die Welt nicht freundlicher geworden - aber die Gewissheit Freundlichkeit finden zu können, hat erhebende Wirkung und schenkt Hoffnung.

Und das ist es doch was letztlich am Rande der Büchse von Pandora kleben blieb: Die Hoffnung.

In diesem Sinne, wünsche ich dem geneigten Leser eine frohe Zeit und frohes Schaffen.
Grüße, Michael alias Nagual