Nagual

Mittwoch, 9. November 2016

Warum die Pirahã gute Buya wären

In den letzten Wochen befasste ich mich fast ausschließlich mit geistigen Werkzeugen und Materialien. Deshalb gibt es nichts "greifbares" zu berichten. Dafür jedoch eine neue Erkenntnis, die mir bei der Ausformung der Buya-Sprache und ihrer Kultur sehr weitergeholfen hat.


Über die Entstehung der menschlichen Sprache und ihrer Formen gibt es zahllose Theorien. Wie in allen Bereichen der Wissenschaft halten sich auch hier viele Ansichten hartnäckig, die man nur schwer verifizieren oder falsifizieren kann. Dadurch sind sie zwar nicht glaubhafter, aber sie gelten dennoch landläufig als allgemein anerkannt.

Wer sich mit indigenen Völkern beschäftigt, erfährt zwangsläufig etwas über sich selbst. Die Sprachen der Ureinwohner Nordamerikas sind gute Beispiele für die Komplexität und Vielfalt, die aus wenigen Ursprüngen entsteht.

Lange Zeit vernachlässigte man diesbezüglich leider die Erforschung noch lebendiger Völker, wie sie in den tiefen Urwäldern Amazoniens vorkommen. Nicht nur Holzfäller und Goldsucher bedrohen und bestehlen diese Völker, auch unvermeidbarer Kontakt zur "zivilisierten" Welt verfälschen durch ihre Einflüsse die Lebensweise jener indigenen Völker.

Erst jüngst, seit etwa 6 Jahren, wird das Interesse tatsächlich größer und die Ergebnisse werden kontrovers diskutiert. In der Sprachwissenschaft ist das Auftreten einer Sprache, wie der der Pirahã, ein aufrüttelndes Ereignis wie die Quantentheorie in der klassischen Physik.

2008 veröffentlichte der Autor Daniel Everettsein Buch "Das glücklichste Volk der Welt", was durchaus kritisch betrachtet werden sollte. Jedoch bietet es einen Erstaunlichen Einblick in diese Welt. Auch wenn der Autor nicht als unvoreingenommen gelten kann.
  • Die Sprache der Pirahã beinhaltet demnach keine Möglichkeit der Rekursion. 
  • Es gäbe nur zwei Zahlworte ("wenige" und "viele"). 
  • Es fehle jede Vergangenheits- und Zukunftsform - es existiere nur die Gegenwartsform


Rekursion?
Von was redet der Mann, bitteschön?
Nicht ohne Grund habe ich für die Buya das Sierpinski-Dreieck als Titelbildnis des Sammelwerks gewählt. Wenn es etwas gibt, dass Buya lieben, dann komplexe Zusammenhänge die in die Unendlichkeit führen... also eigentlich nichts anderes als ein klassisches Fraktal. In jedem Schritt erzeugen sich Einzelteile, die exakte Duplikate des vormals größeren Teiles sind. Sowas lässt sich mathematisch glänzend ausdrücken und findet, einmal begonnen, kein Ende. Herrliche Sinnbilder entstehen dadurch - ein Mystizismus der Zahlen...
Und dass... ist Rekursion. (Salopp gesprochen)

In der Sprache sind das Konstruktionen wie: "Lesen Sie diesen Satz nicht!" - oder - "Wird mit jeder Wiederholung länger' wird mit jeder Wiederholung länger."
 Im eigentlichen Sinn gebraucht man dies aber in den üblichen verschachtelten Sätzen, die wir alle so lieben und tagtäglich verwenden. Unsere Sprache(n) sind nun einmal rekursiv aufgebaut.

Das alleine wäre schon eine Sensation für die Linguistik, wenn da nicht noch mehr wäre.

Eine Sprache ohne Zahlworte, ohne Verwandtschaftsgrade, ohne Zukunft und Vergangenheit.Undenkbar nach der allgemein anerkannten Theorie des Aufbaus gültiger menschlicher Sprache.


Eines meiner größten Probleme als Schöpfer eines Katzenvolks war immer die Sprache und das Weltbild. Ich wollte nie irgendetwas zusammengewürfeltes oder infantiles benutzen. In der Gegend herum zu stolzieren und "miaumiau miau" zu machen, entspricht nicht meiner Vorgabe.
Sprache definiert das Selbst. Sie ist Ausdruck der Welt in der das Volk lebt und existiert. Ich zerbreche mir teils stundenlang das Hirn über solch vermeintliche Kleinigkeiten wie etwa Ausdrucksformen von Verwandtschaften, Zahlenmengen und Zeitformen.

Die Systematik der Maya-Dialekte hilft da etwas, denn hier sind Kombinationen das kleinste Problem. Dafür benötigt man dann aber gewisse Regeln, die die Aussprache definieren und das macht es umso dramatischer, wenn man einen Fehler begeht. Sofort sind alle Überlegungen obsolet geworden und das Kartenhaus der vormals "guten Idee" bricht in sich zusammen.

Wenn es aber funktionierende soziale Strukturen in der "echten" menschlichen Welt gibt, die mit weit weniger auskommen als die Buya, dann ist demzufolge meine Überlegung generell nicht falsch, sondern sogar überdurchschnittlich erfolgversprechend korrekt gewählt.
In der echten Welt existiert auch jene ungezwungene Glückseligkeit, die als angestrebtes Optimum betrachtet wird. Ein Zustand der Sorglosigkeit, da es nichts zum darum sorgen gibt. Harmonie aus der Einfalt, die nicht bedingt ist, sondern erwählt. Faszinierend, diese Beschränkung, aus unserer Sicht heraus, in einer Welt, die nur Wachstum und Überfluss kennt.

Im Grunde baue ich das Haus vom Dachstuhl abwärts auf.
Zuerst war der Buya und dann die Welt... wer hätte auch ahnen können, dass aus einer spontanen Affinität zum LARP eine Fantasiewelt entsteht, die mir nunmehr zum Universum heranwächst und überall neue Knospen ausbildet.
Mittlerweile messe ich dem Konstrukt großen Wert bei. Es bietet dieses faszinierende Gefühl eines leeren Blattes, dass nur auf die Füllung wartet. Im schlimmsten Fall wird es zum Strichmännchen, im besten denkbaren Fall, wird es ein Meisterwerk... vermutlich aber irgendwo dazwischen.

Mir wurde innig geraten und mit Nachdruck beteuert ich solle an den Buya festhalten und mein Augenmerk darauf legen - dem leiste ich jetzt Folge. Die Romanfassung wächst, wenn auch schmerzhaft langsam und teils Satz für Satz.

Diese Erkenntnis über die Pirahã hat mir insofern geholfen, dass ich zum einen Sicherheit gewonnen habe, dass auf Erden mehr möglich ist, als uns der Augenschein vermittelt; zum anderen, dass ich ein wohliges Gefühl der Zufriedenheit gefunden habe, da die Pirahã ähnlich zufrieden und glücklich leben, wie ich es meinen Buya angedacht habe.


Mittwoch, 12. Oktober 2016

Kodize

Die Schrift der Buya ist bemerkenswert.
Zum einen vermittelt sie den Eindruck kindlicher Beschränktheit, aufgrund ihrer fast dümmlich anmutenden Stilistik, zum anderen jedoch lässt sie den
Ethymologen erschauern und verzweifeln, durchdringt er erst die Dynamik und Bedeutung jedes einzelnen Pinselstriches.
(A. Tjendann, Lübeck,  a.d. 1831)

Kalender-Kodize. Links: Huldigung des Gottes "Al", Rechts: Gott "Ku'ah" & "Algum-Ah"
Ja, die Sprache der Buya ist wirklich zum verzweifeln.
Derzeit beschäftige ich mich mit der rudimentären Harmonik dieses Urwalds an Lauten.
Immerhin bekomme ich langsam ein System in das Ganze hinein. Da ist das Anfertigen eines der Kodizes noch die leichteste Aufgabe.

Tatsächlich kann man den Text den ich dort auftrage wirklich lesen.
Getreu meinem Motto: Jedes Ding soll seinen nachvollziehbaren Sinn haben.
Es handelt sich um die selbe Inschrift wie auf Naguals Geburtsstein... also der Spruch mit dem diese Schnapsidee der Buyasprache ihren Ursprung fand. Buya lesen bei rituelle Texten jede Kartusche von oben nach unten und in der Reihe von links nach rechts. Die erste bunte Kartusche bedeutet sinngemäß "Es geschah". Wer Mayasprachen kennt, weiß sicher wo ich das Symbol mit dem Fisch "geklaut" habe... die weniger wichtigen Texte sind nicht koloriert und man liest sie einfach von oben nach unten.

In diesem Exemplar der zig Kodizes geht es um den Kalender, an dem ich auch noch ab und an herum rechne.

Ich möchte hier grundlegende Systematiken niederschreiben die Nagual bei Gelegenheit rezitieren kann. Sei es die Zeitrechnung, Begehung diverser Feiertage, Orakelsprüche oder einfach nur Mythen seiner Heimatwelt.

Es wächst langsam, aber es wächst.
Derzeit schreibe ich noch auf Papyrus. Ich wollte demnächst mal "Amatl" ausprobieren, also DAS Azteken-Papier was man so kennt... wenn man es denn kennt. Es wird aus gestampfter Baumrinde einer Feigenart hergestellt und mit Zitrussäure gebleicht.

Irgendwie finde ich es niedlich, wenn Nagual den Ungläubigen und dennoch Interessierten etwas "vorlesen" kann. So kann der Kater auch mal den Klugscheißer heraushängen lassen... nicht dass er einem ohnehin schon auf den Senkel geht mit seiner Schwatzhaftigkeit.,

In diesem Sinne:
Tika! Buya a qui. Nagual lauqui teugu. Rau ru-qui lubeu Al.

Leuchtstein

Noch immer experimentiere ich mit diversen Sachen um Licht ins Dunkel zu bringen.

Ja, mit dem Licht ist das so eine Krux.
Einerseits wünscht man sich stimmungsvolles Licht. Kerzenschein, Fackeln und Laternen. Andererseits hat man ungern etwas brennendes in der Hand, wenn man in einem Kostüm steckt dass beim ersten heißen Gedanken bereits Feuer fängt und man auf unangenehme Weise damit verschmilzt.

Zudem suche ich eine Verwendung für buyaische Mythen und Legenden, die in meinem Gehirn gären. Steine die Leuchten, Fische die sprechen, und irgendwo müssen die Insekten herkommen.
Die Schaumstoffidee sieht irgendwie ulkig aus - erfüllt aber nur mäßig ihren Zweck.

a) ist das Ding nicht sonderlich hell
(obwohl das Rücklicht meines Mountainbikes darin steckt und das ist blendend hell)
b) sieht es noch immer nach Schaumstoff aus
c) klebt das Ding... ich weiß nicht weshalb, aber es ist noch immer klebrig.
So sammelt es allen Staub und Haare an die in der Gegend herum fliegen. Und wer ein Wolfswesen als Kumpel hat, der weiß, Haare sind in Mengen vorhanden.

Wer möchte kann es selbst ausprobieren und sein Glück versuchen.
Man schneidet einen Klumpen Schaumstoff aus einer Matratze oder ähnlichem und macht mit der Schere kleine Wölbungen rein. Am einfachsten geht es wenn man den Klumpen mit zwei Fingern zusammen drückt, so dass ein erhabener Hügel entsteht und denselben schneidet man dann mit der Schere glatt ab... bemalt wird das Ganze einfach mit Latex und oder Lack... habe beides probiert, liefert in etwa identische Ergebnisse. 

Die nächste Idee die ich habe ist Kunstharz.
Zwar wollte ich Gewicht einsparen, da ich ohnehin schon soviel Kleinkram in Naguals Tasche habe, aber ich werde wohl nicht um diese Belastung herum kommen... besser als offenes Feuer ist es allemal.

... dies hier nur als "Einwurf" :-)

Hausschuhe aus Fleece und Leder

Der Winter kommt und die Füße werden kalt...

Dieses Gerät sollte Abhilfe schaffen
Kaum hat man seine erste Grippe halbwegs überstanden, fällt der erste Schnee und einen Weihnachtsbaum muss man auch noch erstehen... nie hat man Zeit für sich.
Diese Situation spitzt sich dramatisch zu, wenn auch noch Kälte am Fuß ins Spiel kommt.
Meine weibliche Leserschaft, so vorhanden, wir mir hier vermutlich energisch zustimmen.

Während ich in meinem Siechtum verging und eine Packung Taschentücher nach der anderen ihrem angedachten Verwendungszweck gemäß nutzte und somit entleerte, kam mir der glorreiche Gedanke für die Familienmitglieder Hausschuhe zu nähen. Somit umging ich die vernichtende Langeweile und lenkte mich von der Krankheit ab. Ich läute derzeit die dritte Krankheitswoche ein und es ist immer noch nicht ganz verschwunden - aber immerhin ist die Kraft in den Händen zurück und ich kann wieder Leder nähen.

Material
Die Dinger bestehen im wesentlichen aus Polarfleece. Das Zeug hatte ich noch hier herum liegen. Wer meine Aktivität in Sachen Schuhe bereits verfolgt hat, weiß, dass ich aus diesem Stoff das Futter meiner Stiefel für Nagual gemacht habe. Davon war noch einiges übrig. Der laufende Meter kostet derzeit etwa 6 Euro. Es ist also recht günstig.
Es ist ausgesprochen warm - also übertreibt es nicht mit den Lagen. Zwei Lagen Stoff sind mehr als genug, außer ihr plant eine Reise in die Arktis. Maßlos wie ich nun einmal bin, habe ich meine Version zusätzlich noch mit Füllwatte ausgestopft... als wäre es nicht schon wärmend genug.

Zuschnitt
Angezeichnete Einzelteile
Zum Anzeichnen und Ausschneiden habe ich mir, wie so oft, eine Schablone angefertigt. Auf die übliche Weise. Sprich: Klarsichtfolie über das Objekt, Panzerband drüber geklebt, abgenommen, ausgeschnitten, fertig ist das Schnittmuster.
Beim Anzeichnen sollte man sich konzentrieren. Sonst macht man nur rechte oder nur linke Schuhe... wobei die Dinger so flexibel sind, dass es vermutlich nicht viel ausmachen würde.
Einzelteile der Schuhoberseite

Die Einzelteile sehen dann so aus.

Für ein Paar Schuhe sind es also acht (8) Stückchen.

Diese werden dann mittig und an der Außenkante zusammen genäht. So erhält man eine Art Schlauch, den man nach Wunsch mit Füllung füllen kann.


Nach einigem Nachdenken kam ich auf diese Konstruktion. Sie ist vielleicht nicht die beste Lösung, aber immerhin vermochte ich so auch noch das letzte Stückchen Reststoff zu verwenden.

Nähen
Wie gesagt näht man an den Außenkanten und dem Mittelteil beider Stücke, also Innenstück wie Außenstück. Nur hinten, wo einmal die Ferse ihren Platz findet, lässt man vorerst noch offen, um von dort die Füllung einzubringen. Ansonsten macht man es rundherum zu.

Man achte aber tunlichst darauf sich bei den Kanten die man aneinander näht nicht zu vertun.

Wie üblich ist mir nämlich genau das passiert und ich konnte eine Stunde mit dem Nahtauftrenner alles feinsäuberlich wieder öffnen.

Letztlich ging es dann aber flott und die Oberteile waren fertig.

Im übrigen solltet ihr für diesen Stoff die richtige Nadel wählen. Ich hatte erst viel zu spät gemerkt dass ich mit einer 70er Nadel unterwegs war... gönnt Eurer Maschine also lieber sofort eine 90er oder 100er. Damit sie und ihr nicht streikt.

Das mehr oder minder kolossale Endergebnis sieht man auf dem letzten Bild hier rechts. So ein Paar Leisten ist schon praktisch.

Aber ich denke ein simpler stilisierter Fußklumpen aus Panzerband tut es genauso.
Es wird ja schließlich kein Maßschuh.

Die Sohle
 Die Sohle soll später grob gesteppt sein und auch aus zwei Lagen Stoff bestehen. Also schneidet man vier (4) solcher Stücke aus. Zwei rechte, zwei linke Teile.
Zu bedenken bei der Größenwahl ist, dass solche Hausschuhe gerne etwas größer sein dürfen. Ersten schwitzt man sich dann nicht halb tot, was mir persönlich nichts ausmacht, ganz im Gegenteil... zweitens kommt man viel zu schwer hinein bzw. heraus.


Zur Sohle gehört auch der Besatz derselben.

Man möchte ja auch mal in die Küche rennen um sich einen Tee zu machen. Auf dem Weg dorthin und auf dem glatten Boden der Küche möchte man naturgemäß stehenbleiben und nicht herum rutschen wie das sprichwörtliche Stück Butter in der Pfanne.

Abhilfe schaffen hier Besätze aus Ziegenleder am Fersenteil und am Fußballen.

Zur besseren Stoßdämpfung habe ich einfach aus einigen Resten des Lodenstoffs je zwei kleine Polster ausgeschnitten und mit darunter genäht. Dankenswerterweise lässt sich Ziegenleder sehr gut nähen und man muss nicht zwingend Löcher vorstechen.

 Mit etwas Fingerspitzengefühl und dem Vertrauen auf einigermaßen gutes Augenmaß näht man dann die fertige Sohle an den Oberschuh... einfach an der Kante im Schlingstich entlang.

Hier muss man aber mit einer Ahle vorstechen, denn der Stoff, in vier Lagen, ist mörderisch und es braucht direkt Kraft zum Stechen.

Hat man es dann vollbracht, fehlt noch ein Stück für die Rückseite, was nicht anderes ist als ein rechteckiges Stoffstück, welches, wie ein Kissen, hinten angenäht wird. Es bildet den Abschluß des Schuhs.


Damit es hübscher wird, kam noch eine schnell gestickte Markierung drauf, für welche Seite der Schuh gedacht ist.

Ich arbeite derzeit noch am Linken.

Wenn man für alle in der Familie welche machen will sitzt man schon ne Weile dran, dafür sind sie von Hand gemacht und definitiv einzigartig...

Da sieht man mal wieder was einem Krankheiten bescheren können.

In diesem Sinne,
viel Freude am Erschaffen

Donnerstag, 29. September 2016

Wenn der Buya zweimal klingelt...


Vom Wohl und Wehe eines Buya.

Lange war es still um Nagual und um mich, der ich ihn hüte.
Er ist mir über die Monate arg auf den Nerv gefallen. Überall lag er herum und setzte Staub an. Ich war zeitweilig kurz davor ihn der Unendlichkeit zu überantworten, oder ihn zumindest an einen Kindergarten zu spenden, als Spielzeug. Da schoben sich die dunklen Wolken auseinander und der blaue Himmel kam zum Vorschein. Ein Hoffnungsschimmer war da... Ende September würde es doch noch etwas werden, mit einer Con. Wie groß war da die Freude!
Glaubt es oder lasst es bleiben - aber es gibt noch Herzlichkeit auf dieser Welt... ein Dank an die edle Spenderin, die nunmehr einen besonders bedankten Platz in meinem Herzen einnimmt.


Mit neuem Elan ging ich sodann an die Arbeit und machte mich daran etwas zu improvisieren. Schließlich wollte ich nicht komplett im alten Gewandt aufkreuzen - soviel ist man der Öffentlichkeit schuldig - und so begann ich die alte/neue Maske Naguals auf das alte Kostüm zu ändern.

Einmal geweckt, entsprossen diesem Elan neuerliche Ideen.
Da wuchs ein buyaisches Amulett, eine rituelle Friedenspreife und so manches Kleidungsstück aus meinen Händen. Fast wäre ich mit einem der Kodizes fertig geworden... Frohsinn ist ein wahrer Motor für die Kreativität.

Letztlich war alles genäht, gepackt und geliehen. Zelt, Auto, Kostüm. Alles top fit - nur ich nicht.
Bereits vor einer Woche drückte mir der Kopf, dann der Hals, dann der Schuh und es ging täglich bergab. Hausmittel, Doktoren und Hausmannsvoodoo halfen nichts. Die Grippe erfasste mich und sie hat mich noch immer in ihren Fängen... ausgerechnet jetzt, ausgerechnet nachdem alle Hindernisse überwunden schienen. 
Und da war alles für die Katz *miau*.

Nun ja, natürlich nicht alles, aber es schmerzt dann doch kurz vor der Ziellinie aufgeben zu müssen.
Damit ich nicht vollends im Trübsal versinke, habe ich meine Arbeiten dokumentiert soweit es mir mein geschundenes Immunsystem verzeiht. Das Schreiben lenkt angenehm ab von den Fieberschmerzen.

... ich wünsche den Lieben auf Solonia schönes Wetter und viel Freude bei ihrer Con.
Ich hoffe das 2017 ein Glücksjahr wird, in dem Skal und Nagual wieder bei Euch sein können.



Und was ist wenn es regnet ...?
Dann werden wir naß. Klingt komisch, ist aber so.

Der ärgste Feind des Laiendarstellers ist, neben hartnäckigen Alltagsphrasen wie "super" und "hi", das Wetter. Letzteres hat die unangenehme Eigenschaft sich nicht darum zu kümmern wie man sich seine Con vorstellt. Deshalb sollte man sich wappnen. Als Tierwesen, in dickem saugfähigen Fell, ist das umso wichtiger. Da schleppt man schnell zehn Kilo Wasser mit sich herum und friert im heißen Sommer wie ein Schneider.

Zu meiner Schande habe ich diese Wettereskapaden erst viel später bedacht.
Tatsächlich hatten Skal und ich einfach nur mörderisches Glück mit dem Wetter.
Hätte es auch nur leicht geregnet, wäre es ein ziemlich langweiliger Aufenthalt geworden.

Zwar hatte ich Nagual einen Lodenumhang genäht, sogar mit hübschen Röckchen, aber Skal besaß nur eine simple Kutte aus schnell genähtem Leinenstoff. Also praktisch nichts. Noch weniger als ich.
Immerhin hat Naguals Poncho eine Kapuze - sogar mit Taschen für die Ohren.

Skals Regenschutz-Haube
So Nähte ich ihm diese formschöne Haube.
Als regendichtes Inneres schlachtete ich einen alten militär Poncho der Amis und nutzte die Plastikplane als "Futter". Das Zeug nennt sich "Ripstop", ist eigentlich nichts anderes als ordinäre Nylonfaser in die längs und quer stabile Fäden eingelassen sind, die verhindern dass ein Loch sich vergrößert... also nichts besonderes. Die Dinger gibt es für 5 Euro gebraucht zu kaufen, stinken dann aber meist nach US Army Imprägniere. Also vorher mit Seife schrubben.

Zusammen mit dem Rest roten Leinenstoff von seiner Mütze wurde daraus diese Haube. Man beachte die Ohrlöcher. Kordelzug und Knopf runden das ganze ab.
Meditatives Handnähen hat leider auch nicht zu meiner Genesung beigetragen - dafür sieht es schön aus.

Das Dingens besteht im Wesentlichen aus zwei Hälften, die man ganz simpel an der Außenkontur zusammennäht, dass es eine unsichtbare Naht wird.
Die Futterstücke genauso - wobei es da auch ein großes Stück getan hätte. Am meisten Arbeit hatte ich noch mit der Stirn- bzw. Gesichtsöffnung. Nach vielem hin und her hab ich es einfach zweimal nach innen umgeschlagen und die Kante mit einem Schlingstich umnäht.

Ich improvisiere sowas viel zu sehr als dass ich es plane. Sieht man auch an der Naht innen. Jetzt wo ich ja Zeit habe (*grm*) kann ich ja alles ordentlich versäubern.

 In weiser Voraussicht habe ich damals einige hübsche Standardknöpfe gekauft, sonst säße ich jetzt blöd da. Er ist zwar nicht aus Hirschhorn und von Hand geschnitzt, aber sieht nett aus.


Dazu passte dann, dass ich den Rest des Poncho in den Leinenstoffumhang eingenäht habe. So raschelt es zwar etwas "ungebührlich" aber man bleibt trocken und das ist in einem Fellkostüm das Wichtigste.



Naguals Übergangsmaske


Da steht man dann und hat die alte Maske in der Hand, fragt sich ob man sie benutzen soll, oder doch eine neue machen sollte.

Zu meinem Glück fand sich noch Stück des alten kastanienbraunen Fells im Lagerraum, dass gerade so eben noch für die Umhüllung des Kopfes ausreichen würde

Die Ohren wurden diesmal mit Langhaarfell befellt. Die "Innenseite" der Ohren mit schwarzer "Haut" aus Latex bepinselt. Der Kern ist wieder aus Schaumstoff. Das Prinzip hat sich derart bewährt, dass ich es beibehielt.

Die Ohren stehen diesmal auch sinnvoller, sprich: Leicht nach außen geneigt und in einem gedachten Dreieck zwischen Nase und Ohrspitzen. Die alte Maske wirkte aufgrund der flachen Ohrstellung eher platt.

Bei der alten Maske hatte ich "g"-Saiten einer Konzertgitarre als Schnurrhaare genutzt - die waren viel zu dick.
Die neue (Übergangs-)Maske hat "b"-Saiten bekommen, ich glaube jedoch dass die Maske für das 2.0 Kostüm besser mit den dünnsten "e"-Saiten ausgestattet wäre... diese wirken noch immer leicht zu dick.

Tasthaare an der Wange
Die Haare machen viel aus.

Bevor ich sie gesetzt hatte, erinnerte die Maske an einen kleinen Teddybär. Selbstredend bin ich mit der äußerlichen Form Naguals noch immer nicht zufrieden...

Die Haare schneidet man eigentlich nur auf Länge und färbt sie mit Haushaltslack erst weiß, dann an der Basis schwarz ein.

Tasthaare über den Augenbrauen
Die Löcher werden dann ins Latex mit einer Nadel vorgestochen und die "Haare" eingeschoben. Dort fixiert man sie am ehesten mit einem Tropfen Latexmilch.

Auf dem glatten Nylon der Gitarrensaiten haftet die Farbe oft nur schlecht, da nutzt die beste Grundierung wenig. Zwar raue ich sie vorher mit 200er Schleifpapier an, aber die Farbe gleitet dennoch ab und an vom Haar, wie man an der Basis sieht - die unsauberen schwarzen Knubbel da.

Das liegt auch an der Geduld bzw. der Zeit die man zur Verfügung hat.
Hat der Acryllack ordentlich ausgehärtet, hält er meistens auch - höchstens er blättert ganz ab.
Aber für die Con musste es schnell gehen, daher diese Matscherei am Ende.

Vorteil dieser Konstruktion ist es, dass es keine Schließe im Nacken braucht. Man stülpt sie sich einfach wie eine Ski-Maske über. Geht etwas zu Lasten der Stoffnähte die im Latex greifen. Ich habe dazu extra eine Wulst aus Latex am Rand der Maske gepinselt. Aber ewig hält das auch nicht. Es wäre sicher sinnvoller ein Verstärkungsband anzubringen, zumindest auf Dauer.

... wie gern hätte ich diese Maske getragen... es ärgert mich dann doch ziemlich.

Glück durch das Sonnenamulett

Schmuck und Klump braucht ja jeder.
Und wenn es nur ist um vom baulichen Mangel des Kostüms abzulenken.

Zu diesem Zweck entwarf ich kurzerhand dieses Ding.

Eigentlich improvisierte ich nur schnell etwas aus einem Lederrest und drei Federn die mir vor die Füße flogen.

Ein bisschen Farbe drauf und peng hat man einen Glücksbringer a la Buya.

Da ich mir keine Sorgen um Feinschliff machen muss, da Nagual das Gerümpel ja auf Reisen von Hand anfertigt und ich so nicht aus der Rolle falle wenn es "krude" aussieht, konnte es ruhig etwas derb ausfallen.

Er kann eben besser Nähen als Schmuck herstellen, der Buya.

Das Lederstück ist simples Hirschleder, dass ich noch von meinen Schuhen über hatte. Man zieht es einfach stramm und näht dann mit Garn an der Kante entlang, bis alles straff sitzt. Das Ding spannt sich förmlich selbst, wenn man eine linke und eine rechte Schwungfeder außen benutzt. Dann ergänzen sich die natürlichen Wölbungen ideal.

Ein Pfeifchen am Abend...

... wie alle Buya hat er eine rituelle Rauchpfeife, aber er hasst das Ding mehr als Bergbauminen und Beinkleider zusammen. Es stinkt, kratzt im Hals und schmeckt fürchterlich.. aber es verlangt der Brauch. (Rauchen gefährdet die Gesundheit ihres Buya!)

Ursprünglich wollte ich so ein Ding kaufen - aber schaut Euch mal die Preise für sowas an.
Außerdem sieht das alles zu makellos aus und wirklich echt echt funktionieren muss sie ja nicht. Es langt wenn man kurz mal eben dran paffen kann, zur Show.

Also habe ich kurzerhand im Keller meine alten Holzvorräte durchstöbert, die noch vom letzten Survival-Kurs über waren und da fanden sich zwei olle durchgetrocknete Holunderstäbe.

Holunder ist nun nicht das beste Holz für sowas. Es ist weich und hat keinen wirklichen Kern. Man kann bestenfalls Flöten zum musizieren daraus schnitzen... aber das soll mich ja nicht kratzen.
Dafür ist die raue Rinde des Holzes schön anzusehen. Einige Menschen reagieren auf den Saft des Holzes allergisch, also seid vorsichtig wenn ihr so einen Stab frisch geschnitten in den Mund nehmt. Nachdem es durch und durch getrocknet ist, verfliegt die Wirkung allerdings. Wer 100% sicher sein will, erhitzt das holz im Backofen auf über 80°C. Aber dabei springt es manchmal wenn noch Restfeuchte darin war... wie auch immer.

Während ich dabei war die Details der Pfeife auszuarbeiten, wurde ich so sehr krank dass ich nicht mehr gerade stehen konnte.

Daher ist sie auch nicht fertig und nur im Rohbau zu sehen.

Das Holz lässt sich mittels altem Messer und Hammer kinderleicht spalten und dann aushöhlen. Danach klebt man es jux wieder mit Leim zusammen. Es muss ja nicht wirklich dem heißen Rauch ewiglich standhalten. Ein Pfeifenbauer rennt bei der Bauanleitung vermutlich schreiend in den Wald... also bitte nichts darin oder damit rauchen. Sonst vergiftet ihr Euch noch am PE-Leim. Mag seinen Zweck erfüllen, aber die Erfüllung stelle ich mir anders vor. Die Schnürung ist eine ganz simple Laschenschnürung, unterstützt mit etwas Kunstharz, was mir das echte Baumharz ersetzen soll. Meine dreiminütige Studie im Internet brachte mir diese Form zu Tage.


Außer Spesen nichts gewesen?... nein, beim besten Willen nicht.

Durch diese Arbeiten ist mir wieder bewusst geworden was ich einmal am Kostümbau gefunden habe und wie viel Freude es mir bereitet hat. Es hat gut getan Nagual wiederzusehen.
Und irgendwie habe ich die Vorstellung genossen "er" zu sein.

Ich denke jetzt freier. Die Auszeit hat mir gut getan.
Nächstes Jahr ist auch noch Zeit und wenn ich jetzt ordentlich wirtschafte und plane, sollte es mit dem Teufel zugehen, wenn sich für Nagual und mich nicht eine Tür öffnet.

Vielleicht ist die Welt nicht freundlicher geworden - aber die Gewissheit Freundlichkeit finden zu können, hat erhebende Wirkung und schenkt Hoffnung.

Und das ist es doch was letztlich am Rande der Büchse von Pandora kleben blieb: Die Hoffnung.

In diesem Sinne, wünsche ich dem geneigten Leser eine frohe Zeit und frohes Schaffen.
Grüße, Michael alias Nagual

Donnerstag, 18. Februar 2016

Nagual erblondet

Wie wir ja alle wissen, bemalen sich die Buya gerne das Fell und laufen herum wie die Weihnachtsbäume... aber dieses mal geht es um etwas grundlegenderes als schnödes Verschönern.

Ich haderte lange mit der Farbe des Mähnenfells.
Es sollte ein Braun sein und da lag es nahe meine eigene Haarfarbe zu wählen, allein der Gewohnheit halber, aber damit habe ich letztlich doch eine zu dunkle Farbe getroffen.
Die Kastanie strahlte so schön im Sonnenlicht, dass ich davon leicht benebelt wurde...

Nunmehr habe ich, da es langsam nötig wurde, eine Entscheidung getroffen. Nagual bekommt helleres Mähnenfell... mit einer gewissen Nervosität hoffe ich inständig, dass es eine gute Wahl war.

Alte Fellfarbe (Kastanienbraun)
Neue Fellfarbe (Altgold)

Das neue Fell ist von der Art her identisch mit dem vorherigen Fell.
Trotzdem bin ich durchaus skeptisch, ob ich mich nicht verkauft habe... wortwörtlich.
Wenn Du Dich also fragst wieso es bei kaemycos kein Fell mehr gibt - yup, daran bin ich schuld. Sorry. Aber einen Trost hab ich für Dich: Dafür bin ich den Rest des Monats auch ziemlich klamm im Geldbeutel.

Im direkten Vergleich ist der Unterschied weit weniger drastisch und ich vermute mal dass mich hier mein Argwohn trügt, wie so oft wenn es um ästhetische Fragen geht.

Links: Neu / Rechts: Alt
Die neue Maske wird es natürlich auch noch besser wirken lassen - zumindest ist das noch so eine obskure Hoffnung von mir. Die Gussformen sind fertig, bis auf Kleinigkeiten, und warten nur noch auf das Gießen. Allerdings brauche ich dafür Materialien und die kosten Geld. Deshalb wird das erst im März was werden...

Ganz im Allgemeinen bin ich bislang sehr zufrieden. Letztes Jahr war ich um die Zeit noch nicht einmal in der Lage einen klaren Gedanken über die Maske zu fassen. Diesmal läuft es ziemlich entspannt und weit weniger von drohenden Ängsten durchsetzt. Nunmehr interessieren mich auch keine "Vorbilder" mehr, was wirklich bahnbrechend war in Sachen künstlerischer Freiheit... am zermürbendsten sind und bleiben die ganzen selbsternannten Experten im Web. Ich kann es mittlerweile gut nachvollziehen weshalb so wenige Leute ihre Arbeiten dokumentieren. Ein wütender Mob ist ein Kaffeekränzchen dagegen.
Entweder man trifft auf Leute die einem die komplexesten Sachverhalte als "kinderleicht" darstellen und in drei Halbsätzen die Konstruktion eines Atommeilers erläutern, oder aber es gibt diese herrlich ermunternden Personen, die einem im Grunde ab dem ersten Satz jede Existenzberechtigung absprechen... ist Dir aufgefallen wie wenige Leute im Netz zu ihren Fehlern und Fehlversuchen stehen? Da könnte man doch glatt meinen, die Leutkens hätten Probleme mit ihrem Ego.
Aber hier hat man ja seine Ruhe. Deshalb schreib' ich ja auch überhaupt weiter :-)

Den nächsten Nagual 2.0 Eintrag gibts bald, vermutlich gen Wochenende, denn ich brauche noch etwas mit den Armen und Reißverschlüssen. Aber beides wird dann erklärt und bebildert dargestellt.

Soweit erstmal wieder vom Buyakater.

Freitag, 12. Februar 2016

Nagual 2.0: "Hochzeit" von Beinlingen & Bruststück

Fertig verbundene Hauptteile - Brust & Beine
Ich habe Dir nun über einige Beiträge hinweg dargestellt wie man die Konturen des Körpers in Stoff "überträgt". Vermutlich wirst Du jetzt einige Tage, wenn nicht Wochen, der zermürbenden Arbeit an der Puppe und der Nähmaschine hinter Dir haben. Aber freu' Dich - es ist Halbzeit.

Nun ja, eigentlich sind wir eher wie im American Football (Broncos Superbowl Champions!) erst am Ende des ersten Viertels. Das Spiel ist also noch längst nicht entschieden... aber genug der blöden Sportsprüche.

Beinlinge, verbunden mit Bruststück. Rohzustand.
Deine Beine, bzw. Beinlinge - je nachdem wie Du Dich entschieden hast bei der Wahl Deiner Konstruktion - sind fertig und hoffentlich ohne große Korrekturen so faltenfrei wie möglich.

Wie eng muss eigentlich so ein Anzug sein?
Ich weiß nicht ob Du je Leichtathletik gemacht hast, aber es trägt sich in etwa wie eines dieser elastischen Sportteile, in denen man wie in einer Wurstpelle steckt. Es ist also wirklich echt eng und schränkt ordentlich die Beweglichkeit ein.

Lass Dich beim Anprobieren nicht von der unangenehmen Enge täuschen. Wenn der Anzug erst einmal fertig ist wird sich das Gefühl noch etwas verbessern, da dann die Kräfte gleichmäßiger verteilt werden. Spätestens jetzt wirst Du verstehen, weshalb man auf die Qualität des Stoffes wirklich gut Acht geben sollte. Er sollte wie eine zweite Haut sitzen ehe Du die Einzelteile miteinander verbindest. Ohne zentralen Reißverschluss und noch ohne Arme ist das natürlich schwer zu beurteilen. Wenn Du Dir unsicher bist,warte bis auch diese Stücke angebracht sind.

Zentralnaht am Rücken, Innenansicht. Rohzustand.
Nun hast Du eigentlich nur noch einige Arbeiten zu erledigen die mehr der Ordnung und der Sicherheit Deines Werkes dienen.

Dazu zählen das Ablängen des überstehenden Stoffes an den Nähten, das Versäumen aller Nähte und dass Verstärken der besonders belasteten Stellen. All das läuft aber nicht weg und lohnt erst dann wirklich, wenn Du Dir absolut sicher bist, dass dieser Fetzen Stoff Dein fertiges Kostüm wird. Es wäre ja möglich dass bei den Armen grobe Schnitzer passieren.

Als besonders belastet gilt der Bereich im Schritt. Daher auch meine Entscheidung dieses Kostüm wie ein Kostüm vom Straßenkarneval zu nähen - sprich: Mit Beinlingen.

Bei Kämpfen im LARP oder generell wenn man sich im weitesten Sinne katzenartig bewegen möchte, sollte man auch mal in die Hocke gehen können ohne dass etwas kracht. Beim ersten Nagual habe ich auf Materialüberschuss gebaut, nun liegt das Augenmerk mehr auf Kräfteverteilung und der Macht des Gummizuges.

Linker Beinling, unversäumt, Rohzustand.
Stelle Dir die Konstruktion wie die Chaps, also die Überhosen der amerikanischen Cowboys, vor. Auf dem Pferderücken macht man bekanntermaßen ständig breite Beine, normale Überhosen würden im Schritt reißen und böten keine Bewegungsfreiheit. So in etwa funktioniert es auch bei dieser Art Kostüm.

Da Du so oder so immer einen Lendenschurz und/oder Hosen + Unterhosen trägst, ist es kein Problem. Außerdem begünstigt es das Befriedigen nur allzu natürlicher Bedürfnisse sehr - ich lüge nicht wenn ich sage, dass man als Tierwesen den Gang zur Toilette eher meidet und nur im Notfall sein Kostüm auszieht. Sieht außerdem komisch aus, wenn plötzlich eine Katze vor dem Abort steht... aber so wäre es durchaus möglich.

Rohzustand der Armlöcher zum Anschluss der Ärmel
Die Schultern sollten jetzt geschlossen sein. Entweder mit einer stabileren vorläufigen Heftnaht, oder aber schon richtig genäht. Meine Schultern sind bereits fertig, mit ein wenig Sicherheitsüberstand - das reicht für das spätere Anbringen der Arme.

Ich empfehle Dir beim schlussendlichen Zusammenbringen der Teile unbedingt erst einmal mit Heftnähten zu arbeiten.

So kannst Du die Teile vorsichtig von der Puppe ziehen und anprobieren. Du brauchst im Übrigen kein spezielles Heftgarn aus Baumwolle, es tut jedes einigermaßen greifbare Garn auch. Hauptsache es hält und ist nicht zu teuer dafür.

Wenn Du Dich ausgiebig im Spiegel betrachtet hast und jede Falte die Dir aufgefallen sein sollte markiert hast, kannst Du entweder wieder an die Puppe zurück und dort Korrekturen vornehmen, oder die Korrekturen aus Erfahrung "freihand" an der Maschine ausbügeln.

Die Taille sollte möglichst auch dort sitzen wo sie hingehört, also dort wo Du Deinen Gürtel trägst. Aber das ist etwas vertrackt. Das Geschirr aus Gurtband, welches Deinen Katzenschweif trägt und mit Deinem Körper zur Einheit werden lässt, benutzt ebenfalls eine Art Gürtel. Dieser kann im blödesten Fall mit der Naht in Konflikt kommen. Bei meinem Alten Kostüm war dies der Fall. Es kann dann passieren, dass sich das Gurtband in der Naht verfängt. Ich werde beim zweiten Ansatz versuchen das Gurtmaterial zu umhüllen, damit es nicht mehr zu diesem Vorfall kommt.

Der Schweif selbst ist eigentlich ein eigenes kleines Kostüm und bedarf zahlreicher Arbeitsschritte. Eventuell solltest Du Dir also gut überlegen, ob Du wirklich genauso einen bauen möchtest. Es würde auch einer aus einfachem herunter hängendem Stoff mit leichter Füllung tun.
Nicht jeder braucht einen mitschwingenden Schweif der sogar der Brustbewegung der Atmung folgt... ich will nicht den Eindruck erwecken, all das was ich hier schreibe müsse auch genau so sein. Es ist ja nur ein Vorschlag.

Im Übrigen solltest Du immer so arbeiten, wie Du es am besten kannst. Ich bin letzthin wiedermal knapp einigen Internetanfeindungen entgangen. Lass' Dich nicht entmutigen. Die Menschen in der realen Welt dort draußen sind weit weniger verbohrt oder trauen sich zumindest seltener es so dreist zu zeigen, wie hier im Netz.

Als öffentlich arbeitender Künstler bin ich Leid gewohnt. Du glaubst ja nicht was man alles zu hören bekommt, wenn man als Autor und Musiker ausstellt... um es mit Thaddäus Quentin Tentakel zu sagen: "Heutzutage ist wirklich jeder ein Kritiker."

Halte Dich möglichst zurück mit Deinen Plänen und Arbeiten. Schreib' doch auch einen Blog wie ich, oder eine Webseite. Hüte Dich aber vor (a)sozialen Netzwerken. Dann wird alles gut und Du verlierst deshalb nie die Lust am Nähen.
Wenn Du soweit bist, wie ich hier schreibe, dann kannst Du Dir erst einmal gratulieren. Ein kleiner Grund zum Feiern ist es allemal. Es fehlen natürlich noch einige wichtige Dinge, aber wenn der Anzug soweit tragbar ist, kannst Du stolz auf Dich sein. Schick' mir doch ein Bild von Deinem Werk; bei mir bekommt niemand Worte wie "faltig", "sackartig" oder "mach's nochmal" zu hören, versprochen! ;-)

Donnerstag, 4. Februar 2016

Nagual 2.0: Gesichtsmaske, Gipsabdrücke, Teilabdruck


Oookay...
Heute widmen wir uns mal dem Gesicht des Buya.
Trotz all des Nähens ist der Umgang mit Gips, Ton, Plastilin und Latex mindestens genauso wichtig. Das Zeug kann einem die Träume erfüllen, oder es bereitet einem Alpträume, inklusive Mordgedanken. Deshalb gehen wir das alles mal ganz entspannt an und erwarten keine Wunder.

Theoretischer Vorgang

Arbeitsschritte für einen Teilabdruck & Teilmaske
Es gibt so viele Möglichkeiten einen Abdruck von einem Gesicht zu machen, dass es in eine Sisyphusarbeit ausarten würde sie alle zu beschreiben. Der Einfachheit habler stelle ich meine Methode vor und Du kannst Dir überlegen ob sie etwas für Dich ist... ein wirkliches richtig oder falsch wird es hier schwerlich geben. Hüte Dich nur vor Überteuertem Krempel der einem als Wunderlösung verkauft wird - das ist meist auch nicht besser, nur teurer.

Praktischer Vorgang

Du brauchst eigentlich nur einen Karton voller Gipsbinden, wie man sie früher zum Anlegen eines Gipsverbands im Krankenhaus verwendete. Wird heute nicht mehr oft gemacht, aber die Binden gibt es noch immer, denn damit nimmt man Formabdrücke auch im Innenausbau oder im Installationsbereich. Sind also ausgesprochene Pfennigartikel.

Es alleine zu machen ist schwer. Such' Dir einen Helfer. Es geht auch allein, aber bedeutet einiges an Theater für Dich. Du musst dann wenigstens ein Auge frei lassen und über dem Kopf blind arbeiten. Also wirklich - such' Dir jemanden der Dir hilft.

Als erstes wickelst Du Deine Haarpracht mit Frischhaltefolie ein und siehst zu dass wirklich keine Strähne hervor lugt. Dann klatscht Du Dir eine wirklich ausgiebige Menge Vaseline ins Gesicht - vergiss keine Stelle. Insbesondere Augenbrauen nicht vergessen, sonst hattest Du längste Zeit dort Haare. Tipp an Männer: Vorher rasieren - gründlich!

Es werden zwei Hälften des Kopfes abgenommen...
Niemals - niemals - niemals den gesamten Kopf in Gips legen. Ich habe da ein deutsches Video bei Youtube gesehen, da wurde es mir ganz übel. Die haben irgendwann erschrocken festgestellt dass sie den Typ nicht mehr aus dem Gips heraus bekommen und dann fuhrwerkten sie mit einer Schere und einem Messer an seinem Kopf rum... also bitte: Mach' zwei Hälften, tu mir den Gefallen.

Nun beginnt also der Helfer die Gipsbinden in angenehm handhabbare Streifen zu schneiden. Zwischen 20 und 30cm. Eine Schüssel Wasser braucht man noch und dann geht es los. Der Helfer taucht das Stück Binde kurz ins Wasser, 2-3 Sekunden, nimmt es heraus und legt es möglichst konturecht und glatt auf Dein Haupt nieder. Das wird wiederholt, bis die Hälfte fertig ist.
Es sollten im Idealfall 3 Schichten sein - 2 tun es aber auch, man muss nur vorsichtiger damit sein.
Nun heißt es Warten... 10-15 Minuten.
Dann wird die Hälfte abgenommen und man beginnt mit der zweiten Hälfte des Schädels.

Wenn man ordentlich gearbeitet hat und keine Löcher geblieben sind, hat man nun zwei übergroße Hälften, die sich überlappen lassen. So erhält man, nachdem sie einige Tage ausgehärtet haben, mittels Zuschnitt und Anpassung eine Hohlform.

In die wird dann Gips gegossen.
Mischungsverhältnis zum Gießen immer 1:0,7 also auf 1Kg Gips kommt 0,7kg(Liter) Wasser.
Nebenbei bemerkt - Gipsmodellieren macht unheimlich Spaß, hier ist das Mischungsverhältnis 1:0,5.

Das Ding wird dann aufrecht irgendwo in eine stille Ecke gestellt und für die nächsten 7-10 Tage vergessen. Dann kann man die Gipsbinden abfummeln und den Kopf mit Spachtel und Schleifpapier glätten. Letztlich hat man dann, nachdem man es mit Haftgrund grundiert hat, sowas graues:
Links: Abguss vom Gipskopf - Rechts: Gipskopf
Wozu Grundieren?
Eigentlich nutzlos und eher eine optische Sache. Aber so wird er absolut fettfrei, die Oberfläche hat eine Trennschicht, so dass sich nichts bombenfest daran festkleben kann - schließlich will man von dem Ding ja Abdrücke machen und die auch um jeden Preis wieder abgekommen. Ich fand es ganz angenehm, außerdem verstaubten die Sprühdosen so langsam.

Mittels einer Plastikschüssel und/oder einem Schüsselchen aus dem Abfall kann man nun Einzelheiten vom Gipskopf in Gips gießen und so kann man mehrere Arbeiten gleichzeitig laufen lassen. Außerdem ist der Kopf arg schwer und liegt einem meist mehr im Wege umher, als das er nützlich wäre.

Links: Abguss; Rechts: Gipskopf; Unten: Positiv vom Abguss
Man muss sich keinen abbrechen, Gips ist genügsam. Das Zeug binden überall ab und schlägt selten Risse. Wenn man es nicht allzu ungeduldig mit ihm treibt, kann man den Abguss auch in den Backofen legen, bei 50-60°C für einige Stunden und das Ding ist fertig... ich leg sie auf den brennenden Holzofen, auf einen Gitterrost. Am nächsten Tag ist das Ding trocken genug.

Der bestechende Vorteil dieser Methodik ist die Reproduzierbarkeit.
Man kann sich so mehrere Nasen, Augen, Gesichtszüge, etc. anfertigen und kann gegebenenfalls einfach eine neue Idee sofort umsetzen. Gips gibt es, etwas Suchen vorausgesetzt, fast nachgeschmissen im Netz für ein paar Euro das Kilo. Kaufe möglichst keine Packungen dieses überteuerten Künstlergips, denn das ist gar nicht nötig. Mein Halbzentnersack hat mit Versand knapp 30 Euro gekostet, also etwas mehr als 1€ pro Kilo. Passe nur auf, das es kein grober Gips ist, wie er etwa für den Hausbau benutzt wird. Er muss fein gemahlen sein.

Gipsteilabdruck mit Modelliermasse
Ich benutze Keramikmodelliermasse. Das Zeug ist billig. Es geht aber auch mit Ton, der ist noch billiger - wirft jedoch gerne Risse. Es geht natürlich auch mit soetwas wie diesem bunten teuren Zeug das sonst alle verwenden. Ist vornehmlich Geschmackssache und auch eine Frage des Geldbeutels.
Versuch' doch mal Salzteig... wenn es klappt, kannst Du mir ja ne Mail schicken.

Ich muss jeden Cent dreimal umdrehen und halte nicht viel von Werbeversprechen. Deshalb probiere ich gerne alle Alternativen aus, die mir auch nur entfernt einfallen.

Alles übrige, hängt an Deinem Talent beim Modellieren und Deinem Einfallsreichtum. Du kannst Dir auch natürlich dadurch helfen dass Du eine fertige Nase abgießt und sie dann modifizierst. Ist zwar irgendwie halb geklaut, aber wenn man es für sich selbst macht, finde ich es okay. Man wird ja keine Masken in Serie herstellen und verkaufen wollen.
Mir macht das Rummanschen zu viel Freude, deshalb sind meine Maskenteile zu 100% Eigenbau - sieht man ja auch. Es sieht nicht geleckt aus, aber es funktioniert. So ein Buya braucht Charakter und wenn ich nicht überall meine Finger im Spiel hatte, ist mir die ganze Maske nichts mehr wert. Deshalb könnte ich sie auch nie vorgefertigt kaufen... was ein Dünkel, wa?

Jedenfalls kannst Du Dir so Deine Abdrücke anfertigen. Mit ein wenig Experimentieren gelangt man garantiert zum Ziel. Ich mag diese Eispackungen aus Plastik sehr gerne, die kauft man eh und schmeißt sie ansonsten nur in den Wertstoffmüll. Viel zu schade dafür. Darin kann man so gut wie jedes Kleinteil wunderbar abgießen. Diese Gewalteimer voll mit Joghurt, sofern man drauf abfährt, sind auch sehr praktisch wenn man mal etwas höheres länglicheres abformen möchte.

Ansonsten muss man sich eben eine schnelle Holzwandung zimmern... kostet auch nicht die Welt, son Sperrholzbrett und Nägel.

Wie man nun auf den Abdruck und die Modelliermasse Latex aufträgt und eine fertige Maske erhält, dass kommt ins entsprechende folgende Kapitel.

Mittwoch, 3. Februar 2016

Nagual 2.0: Brust- & Rückenteil

Sooooo....

Nach Krankheitspause nun weiter im Text.

Viele haben vor dem Bruststück Angst, egal ob Abendkleid, Anzugjacke oder Buyakostüm. Es ist wirklich ziemlich verzwickt und bietet massenhaft Stellen für Fehler. Aber gemeinsam schaffen wir das schon.

Ich werde Dir gleich im Vorhinein sagen dass ich mit den Armlöchern Probleme kriege, da sind mir die Winkel zu steil geworden und nun muss ich improvisieren. Das war beim letzten Kostüm schon so, nur umgekehrt, da waren die Löcher zu flach angelegt. Deshalb das gesamte Bruststück zu verwerfen wäre verfrüht gehandelt. Darum machen wir einfach mal weiter als wäre nichts passiert.

Unabhängig davon muss man zuerst die ausgeschnittenen Stücke auf die Puppe pinnen.
Eine dezente Hilfslinie an der Seite hilft mal wieder bei der Orientierung an der Puppe.
Immer schön an die Fellrichtung denken.

Wie zu sehen stecke ich mit der hübschen, sprich: rechten, Seite nach außen ab - das ist eigentlich unnötig kompliziert, weil man es viel einfacher abstecken kann, wenn man den Stoff auf Links auflegt und dann einfach an den späteren Nahtkanten beide Stoffstücke mittels Stecknadeln oder Heftnaht miteinander verbindet... ich hab mir diese umständliche Art bei der Brust angewöhnt, weil ich so das Muster sehe und die Passform besser erahnen kann. Es ist Geschmackssache, denke ich. Nachbessern muss so oder so an jeder Naht bis der Anzug wirklich eng an der Körperkontur sitzt.

Am einfachsten gehst Du vor, indem Du erst einmal am Rücken anfängst.

Den Rückgrat entlang kannst Du die Stoffstücke schön miteinander verbinden. Beim Abstecken musst du darauf achten dass Fellseite auf Fellseite liegt - sonst wird es keine unsichtbare Naht und Du kannst Dir neue Stoffstücke abschneiden. Auftrennen funktioniert nur in den wenigsten Fällen und bei langen Nähten auf diesem Stoff schon gleich dreimal nicht.

Das ist auch die erste Naht die Du setzt. Hier musst Du nichts weiter beachten. Zusammen pinnen, abnehmen, vernähen, Überstände abtrennen, aber eine großzügiger Zugabe stehen lassen - so fällt das spätere Versäumen leichter.

Jetzt hast Du also am Rücken eine lange Naht, vom Steißbein bis zur Halskrause.
Im Übrigen ist es absolut egal wie Du absteckst. Es gibt Leute die Stecken ihre Nadeln einfach einmal rein, längs oder quer, fertig. Mir fallen sie dann immer raus und ich ärgere mich schwarz.
Deshalb stecke ich meine Sachen immer längs ab, möglichst so, dass die Nadel in den Stoff rein und auch wieder raus kommt.

Lapidar gesprochen fabrizieren wir hier ja eine hautenge Weste aus vier Stoff Stücken.

Wenn Du also die hintere Naht gesetzt hast, kannst Du das Ding die Rückennaht entlang wieder auf die Puppe stecken, an der Mittellinie der Puppe auf der Rückseite entlang.

Nun steckst Du wieder die Linien unter den Armen ab und siehst zu dass ordentlich Überstand bleibt - der Stoff wird sich nämlich unregelmäßig ziehen und so wird an einigen Stellen mehr Stoff "gebraucht" als beispielsweise an der Hüfte.
Bring ordentlich Spannung drauf, aber sieh Dich vor, dass der Körper der Puppe nicht eingedrückt wird, sonst wird das Ding zu eng werden. Lieber machst Du es erstmal weiter und nähst später Korrekturnähte drüber, als dass es zu eng würde. Es ist nicht die feine Schneider-Art, aber so kommt man auch zum Ziel. Die Tricksen nämlich genauso.

Nun bietet es sich an, an den Frontstücken den nötigen Saum für den später eingenähten Reißverschluss zu sichern. 10-15mm genügen. Immer auf die richtigen Stücke achten, auf die richtige Seite und beim Auflegen der Stücke die Fellrichtung kontrollieren - nie nie vergessen, sonst ist das Gejammer später groß wenn es zwar passt, aber alles für die Katz ist. (Höhö, Katzen.... Buya... lustig)

Nun hast Du die ehrenvolle, wenn auch schwere, Aufgabe die Stoffstücke miteinander zu verbinden. Ich benutze dafür eine sehr bekloppte Technik, derer man sich fast schämen muss.

Ich stecke die Stoffstücke so auf die Puppe wie sie später an mir liegen. Dann ziehe ich sie stramm und bediene mich diverser Nadeln um diese Faltenfreiheit zu erhalten. Danach nehme ich einen Permanentmarker Filzstift und ziehe zwischen den beiden umgefalteten "Nahtkanten" einen Strich - so dass auf beiden Stoffstücken etwas zu sehen ist.
Daraufhin nehme ich eines der Stücke wieder ab, in dem Fall das Bruststück, und pinne es am Rückenstück, den Strich entlang, fest. Beim Vernähen kalkuliere ich 5mm Sicherheitszugabe und Ungenauigkeit mit ein. Später sitzt es dann meist ganz gut und ich muss selten nacharbeiten.

Die Methode zieht jedem Schneider die Socken aus. Aber ich empfinde sie an schwierigen Stellen als angenehmer. Beim vorigen Kostüm habe ich diese Arte erst später angewandt und der Rest ging mir leichter von der Hand. Leider hatte ich da schon einige Wülste und Falten in meine Seiten genäht und das angepeilte Maß verfehlt... das führte zu massivem Frust.

Man merkt eben dass ich das Kostüm eher wie ein Stück Metall oder Holz behandle. Es ist als würde man einen Briefkasten aus V2A-Blech zuschneiden und vernieten. Möge der Schutzheilige der Schneiderzunft mir vergeben.
 
Im Idealfall hast Du jetzt eine "halbe" Weste, es fehlen ja noch die Armlöcher, bzw. sie muss oberhalb der Schultern ja noch zusammen genäht werden.

Man käme jetzt auf die Idee einfach oben zu zunähen und gut wäre... nein, das würde ich lieber erstmal lassen.

Problem ist, dass wir absolut keine Falten zulassen dürfen. Aber an den Armbeugen müssen wir eine halbrunde Aussparung schaffen, die sich zu einem kreisrunden Loch formt, an dem später der Ärmel hängt. Das ist wie die Quadratur des Kreises, eine unendliche Aufgabe. Es wird also zwangsläufig immer Falten geben und die sieht auch jeder. Wir können sie nur minimieren.

Das Beste ist, wenn Du für Dich die Position der Arme an einer Jacke oder einem engen Pullover abmisst, der Dir sehr gut passt. Das variiert mitunter von Mensch zu Mensch. Grob gesprochen kannst Du aber vom Schlüsselbein zwei Finger breit kreisrund Dein Schultergelenk entlang fahren, in diesem Bereich muss die Naht sitzen damit Du Deinen Arm auch hochheben kannst. Sonst läuft Du eher steif in der Gegend rum und Dir reißt die Naht, wenn Du mal hinfällst.

Bei so einem engen Kostüm kann man nur wenig Tricks anwenden die einem das Leben erleichtern. Ich schneide den Stoff meist zentral vom Arm her ein und nähere mich ganz behutsam der angepeilten Biegung. Das braucht viel Zeir und nervt mitunter arg, aber so passieren weniger Fehler.

Erst ganz zum Schluss, wenn Du die Armdurchgänge fertig hast und einen Überstand belassen hast an dem Du die Ärmel später wirst annähen können, wird oben die Schulter geschlossen. So hast Du notfalls noch Spielraum und kannst ein Zwischenstück einnähen, welches später vom Besatzfell kaschiert wird.

Ich bin derzeit noch dabei diese Arbeit zu beenden, deshalb endet es hier. Der Teil mit den Armen beinhaltet dann auch die Schließung der "Weste".

Denke möglichst daran Dir immer Hintertüren zu lassen. Überlege vorher welche Naht man sehen wird und welche nicht. An den unsichtbaren kann man dann notfalls Reparaturen durchführen und den Murks den man verbrochen hat irgendwie verstecken, so das nicht alles vergebens war.

Ich weiß wovon ich spreche, denn das erste Nagual-Kostüm brauchte einige solcher Hilfen. Es ist auch nichts ungewöhnliches. Alle Tierwesendarsteller die ich bislang gesehen habe, auch im Furry-Bereich, haben mitunter arge Schnitzer in ihren Stücken - das ist kein Beinbruch, solange man sich keine Makellosigkeit anzieht, um über andere zu lästern. Wir kochen alle nur mit Wasser.

Als Trost kann ich Dir aber versichern, bislang bin ich ohne ausgekommen... man wird also besser, mit jedem Mal.

Freitag, 22. Januar 2016

Nagual 2.0: Brust - Zuschnitt

Die Beine wurden im letzten Beitrag behandelt. Es wurde noch keine wirkliche Hose bzw. es sind noch keine Beinlinge - es fehlt ja noch ein wichtiges Element: Die Brustpartie.

Zudem wird die Taille später verstärkt und dient als Stützträger für den Schweif. Er wird zwar als Einzelstück mittels Sechspunktgurt getragen, muss sich aber am Kostüm, also dem "Körper", irgendwo abstützen - deshalb lohnt es derzeit nicht Hose und Oberteil überhaupt zu verbinden.
Nur so wird er sich später einheitlich verhalten und den Körperbewegungen folgen.

Aus den bisherigen Arbeiten konnte ich ableiten, dass es sinnvoller ist alle Teilstücke mit gewissem Übermaß und ohne zu viel Angst vor Verschnitt anzufertigen und sie dann schlussendlich aufeinander anzupassen. Der Versuch sich von "unten nach oben" zu arbeiten schlug fehl und verursachte nur Probleme.

Die "Hochzeit" von Hose und Oberteil findet also erst später statt.

Das Bruststück muss, im Gegensatz zu den recht simplen Beinen, einige Besonderheiten aufweisen:

  • es muss an den richtigen Stellen Öffnungen für Arme und Kopf aufweisen
  • diese Öffnungen müssen sowohl eng und möglichst faltenfrei anliegen, als auch die Bewegungsfreiheit nicht unnötig einschränken.
  • insbesondere am unteren Rücken und Bauch muss das Stück sehr passgenau sein
  • es muss in zwei Hälften geteilt sein, um einsteigen zu können
  • es muss ein langer Reißverschluss eingenäht werden
Problemstellen sind hierbei die Arme und der Reißverschluss.

Wie genau man später die Arme befestigt erkläre ich im entsprechenden Kapitel - denn das ist eine der heikelsten und gefährlichsten Stellen. Geht hier etwas schief, kann es sein dass man tatsächlich sowohl Armstück als auch Bruststück neu anfertigen muss. Flicken oder Einnähen eines Ersatzstückes ist aufgrund des Musters und der Vorgabe eine makellose Oberfläche zu erhalten nicht möglich.

Die einfachste Möglichkeit das Bruststück zuzuschneiden, ist sich den eigenen Oberkörper der Einfachheit halber als Röhre vorzustellen und sich gedanklich der Arme zu entledigen.
Man nimmt also das größte Maß ab und schlägt gutmütig Nahtzugabe und Sicherheitsübermaß drauf. Bei mir sind das im Schnitt 50mm extra. (Zusammengesetzt aus jeweils 15mm Nahtzugabe und 20mm Sicherheitsübermaß)

Wundert euch nicht dass ich in Millimetern rechne, es muss nicht auf den mm genau sein. Das hat sich mir als Metallarbeiter einfach eingebrannt und ich kann mir Maße so besser vorstellen.

Wir nehmen also das Maß einer Körperhälfte ab.

Hierzu bediene ich mich der Mittelachse, die ich vorn und hinten bereits aufgemalt hatte. Sie dient gleichzeitig als Verlaufslinie des Reißverschlusses bzw. am Rücken als Markierung des Fellbesatzes der den Rückgrat entlang laufen soll.

Parallel dazu habe ich direkt unter der Achsel beidseitig einen senkrechten Strich zur Taille gezogen. Er ist die Referenz für die vier Einzelstücke, die letztlich die "Weste" des Bruststückes abgeben sollen.

Wir haben also in meinem Fall an der dicksten Stelle ein Viertelmaß von 230mm. Es empfiehlt sich ein Maß über alles abzunehmen, also den Umfang im Ganzen. In meinem Fall, an dieser Stelle, knapp 840mm. Grob überschlagen durch vier geteilt kommt das schonmal gut hin.
Das hält man alles auf Papier fest.

Nun ist dies nicht zwangsläufig die dickste Stelle. Über die Brust gemessen erhalte ich 970mm. Du musst selbst bei dir die weiteste Stelle finden - sie ist dein Anhaltspunkt. Bezugspunkt muss immer die Mittelachse sein, also der spätere Reißverschluss.

Wir haben zwar eine Puppe, aber das bewahrt einen nicht vor dem Messen und Nachmessen.

Nun kannst Du den Stoff auflegen und prüfen wie die Musterverteilung funktioniert. Ich, als recht schmaler Kerl, habe wenig Probleme das Muster sinnvoll zu verteilen. Jemand mit mehr Körperumfang müsste eventuell über Zwischenstücke nachdenken.

Auf der Puppe habe ich den Verlauf des späteren Langhaarfelles bereits eingezeichnet. So sehe ich, welche Teile des Musters später sichtbar sind und welche nicht. Hier ist auch der Spielraum zum "tricksen" mit Zwischenstücken.

Der Bauch soll möglichst hell werden, der Rücken dunkel.

Das Muster läuft über dem Stoff in ca. 300mm breiten Streifen, mit meinen 230mm bin ich da ganz gut dabei - trotz Zugabe von 50mm, also 25mm auf jeder Stoffkante.
Der hellste Part soll seitlich neben dem Besatzfell liegen, also macht es nichts wenn die Seite zum Reißverschluss hin bereits wieder dunkler wird - so spart man wenigstens ein paar Stückchen Stoff.

Nachdem du das erste Stück mit entsprechendem Übermaß abgeschnitten hast (wie immer: Fellrichtung beachten!), kannst Du es umgekehrt, also das Obere unten und das Untere oben, auf dem Stoff ausrichten, um einen guten Musterübergang zu finden.

Auch am Rücken wird das Fell, wie am Bauch, von Besatzfell bedeckt werden. Hier gibt es also keine sichtbare Naht.

Unter den Achseln sieht das anders aus, hier wird zwangsläufig eine Naht sein. Deine Aufgabe ist es nun, diese Stelle so gut wie möglich zu kaschieren und die Naht im Muster zu verstecken. Um Falten kümmern wir uns dann beim Vernähen.
Verschnitt bleibt hierbei nicht aus - ich hasse Materialverschwendung, aber hier kann man nur beide Augen zudrücken und schneiden. Es bleibt zum Glück der einzige Part des Kostüms der so behandelt werden muss. Die Reststücke hebt man natürlich auf, irgendwo fehlt immer mal ein Fitzelchen.

Markieren nicht vergessen... LH - linker Hand, RH - rechter Hand, V - vorn

Die Fellrichtung aufzuzeichnen kann auch nie schaden - der Supergau ist es, wenn man ein Stück kopfüber vernäht und Nagual plötzlich ständig Gänsehaut an der Seite hat.

Letztlich haben wir also vier Stücke Stoff, auf die selbe Weise erstellt. Man misst bei jedem Stück vorher und schneidet es dem Muster entsprechend.

Die Maße helfen später beim Nähen und der Positionierung der Arme - also schön aufheben.

Nun kannst Du, wenn Du magst, die Stücke auf der Puppe mit Stecknadeln befestigen und schauen wie es einmal aussehen wird. Dann hast Du noch Gelegenheit Stücke zu ersetzen, die vielleicht doch nicht so gut passten.

Der nächste Schritt ist dann das Nähen, was im folgenden Beitrag beschrieben wird.