Nagual

Freitag, 22. Januar 2016

Nagual 2.0: Brust - Zuschnitt

Die Beine wurden im letzten Beitrag behandelt. Es wurde noch keine wirkliche Hose bzw. es sind noch keine Beinlinge - es fehlt ja noch ein wichtiges Element: Die Brustpartie.

Zudem wird die Taille später verstärkt und dient als Stützträger für den Schweif. Er wird zwar als Einzelstück mittels Sechspunktgurt getragen, muss sich aber am Kostüm, also dem "Körper", irgendwo abstützen - deshalb lohnt es derzeit nicht Hose und Oberteil überhaupt zu verbinden.
Nur so wird er sich später einheitlich verhalten und den Körperbewegungen folgen.

Aus den bisherigen Arbeiten konnte ich ableiten, dass es sinnvoller ist alle Teilstücke mit gewissem Übermaß und ohne zu viel Angst vor Verschnitt anzufertigen und sie dann schlussendlich aufeinander anzupassen. Der Versuch sich von "unten nach oben" zu arbeiten schlug fehl und verursachte nur Probleme.

Die "Hochzeit" von Hose und Oberteil findet also erst später statt.

Das Bruststück muss, im Gegensatz zu den recht simplen Beinen, einige Besonderheiten aufweisen:

  • es muss an den richtigen Stellen Öffnungen für Arme und Kopf aufweisen
  • diese Öffnungen müssen sowohl eng und möglichst faltenfrei anliegen, als auch die Bewegungsfreiheit nicht unnötig einschränken.
  • insbesondere am unteren Rücken und Bauch muss das Stück sehr passgenau sein
  • es muss in zwei Hälften geteilt sein, um einsteigen zu können
  • es muss ein langer Reißverschluss eingenäht werden
Problemstellen sind hierbei die Arme und der Reißverschluss.

Wie genau man später die Arme befestigt erkläre ich im entsprechenden Kapitel - denn das ist eine der heikelsten und gefährlichsten Stellen. Geht hier etwas schief, kann es sein dass man tatsächlich sowohl Armstück als auch Bruststück neu anfertigen muss. Flicken oder Einnähen eines Ersatzstückes ist aufgrund des Musters und der Vorgabe eine makellose Oberfläche zu erhalten nicht möglich.

Die einfachste Möglichkeit das Bruststück zuzuschneiden, ist sich den eigenen Oberkörper der Einfachheit halber als Röhre vorzustellen und sich gedanklich der Arme zu entledigen.
Man nimmt also das größte Maß ab und schlägt gutmütig Nahtzugabe und Sicherheitsübermaß drauf. Bei mir sind das im Schnitt 50mm extra. (Zusammengesetzt aus jeweils 15mm Nahtzugabe und 20mm Sicherheitsübermaß)

Wundert euch nicht dass ich in Millimetern rechne, es muss nicht auf den mm genau sein. Das hat sich mir als Metallarbeiter einfach eingebrannt und ich kann mir Maße so besser vorstellen.

Wir nehmen also das Maß einer Körperhälfte ab.

Hierzu bediene ich mich der Mittelachse, die ich vorn und hinten bereits aufgemalt hatte. Sie dient gleichzeitig als Verlaufslinie des Reißverschlusses bzw. am Rücken als Markierung des Fellbesatzes der den Rückgrat entlang laufen soll.

Parallel dazu habe ich direkt unter der Achsel beidseitig einen senkrechten Strich zur Taille gezogen. Er ist die Referenz für die vier Einzelstücke, die letztlich die "Weste" des Bruststückes abgeben sollen.

Wir haben also in meinem Fall an der dicksten Stelle ein Viertelmaß von 230mm. Es empfiehlt sich ein Maß über alles abzunehmen, also den Umfang im Ganzen. In meinem Fall, an dieser Stelle, knapp 840mm. Grob überschlagen durch vier geteilt kommt das schonmal gut hin.
Das hält man alles auf Papier fest.

Nun ist dies nicht zwangsläufig die dickste Stelle. Über die Brust gemessen erhalte ich 970mm. Du musst selbst bei dir die weiteste Stelle finden - sie ist dein Anhaltspunkt. Bezugspunkt muss immer die Mittelachse sein, also der spätere Reißverschluss.

Wir haben zwar eine Puppe, aber das bewahrt einen nicht vor dem Messen und Nachmessen.

Nun kannst Du den Stoff auflegen und prüfen wie die Musterverteilung funktioniert. Ich, als recht schmaler Kerl, habe wenig Probleme das Muster sinnvoll zu verteilen. Jemand mit mehr Körperumfang müsste eventuell über Zwischenstücke nachdenken.

Auf der Puppe habe ich den Verlauf des späteren Langhaarfelles bereits eingezeichnet. So sehe ich, welche Teile des Musters später sichtbar sind und welche nicht. Hier ist auch der Spielraum zum "tricksen" mit Zwischenstücken.

Der Bauch soll möglichst hell werden, der Rücken dunkel.

Das Muster läuft über dem Stoff in ca. 300mm breiten Streifen, mit meinen 230mm bin ich da ganz gut dabei - trotz Zugabe von 50mm, also 25mm auf jeder Stoffkante.
Der hellste Part soll seitlich neben dem Besatzfell liegen, also macht es nichts wenn die Seite zum Reißverschluss hin bereits wieder dunkler wird - so spart man wenigstens ein paar Stückchen Stoff.

Nachdem du das erste Stück mit entsprechendem Übermaß abgeschnitten hast (wie immer: Fellrichtung beachten!), kannst Du es umgekehrt, also das Obere unten und das Untere oben, auf dem Stoff ausrichten, um einen guten Musterübergang zu finden.

Auch am Rücken wird das Fell, wie am Bauch, von Besatzfell bedeckt werden. Hier gibt es also keine sichtbare Naht.

Unter den Achseln sieht das anders aus, hier wird zwangsläufig eine Naht sein. Deine Aufgabe ist es nun, diese Stelle so gut wie möglich zu kaschieren und die Naht im Muster zu verstecken. Um Falten kümmern wir uns dann beim Vernähen.
Verschnitt bleibt hierbei nicht aus - ich hasse Materialverschwendung, aber hier kann man nur beide Augen zudrücken und schneiden. Es bleibt zum Glück der einzige Part des Kostüms der so behandelt werden muss. Die Reststücke hebt man natürlich auf, irgendwo fehlt immer mal ein Fitzelchen.

Markieren nicht vergessen... LH - linker Hand, RH - rechter Hand, V - vorn

Die Fellrichtung aufzuzeichnen kann auch nie schaden - der Supergau ist es, wenn man ein Stück kopfüber vernäht und Nagual plötzlich ständig Gänsehaut an der Seite hat.

Letztlich haben wir also vier Stücke Stoff, auf die selbe Weise erstellt. Man misst bei jedem Stück vorher und schneidet es dem Muster entsprechend.

Die Maße helfen später beim Nähen und der Positionierung der Arme - also schön aufheben.

Nun kannst Du, wenn Du magst, die Stücke auf der Puppe mit Stecknadeln befestigen und schauen wie es einmal aussehen wird. Dann hast Du noch Gelegenheit Stücke zu ersetzen, die vielleicht doch nicht so gut passten.

Der nächste Schritt ist dann das Nähen, was im folgenden Beitrag beschrieben wird.

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