Nagual

Mittwoch, 3. Februar 2016

Nagual 2.0: Brust- & Rückenteil

Sooooo....

Nach Krankheitspause nun weiter im Text.

Viele haben vor dem Bruststück Angst, egal ob Abendkleid, Anzugjacke oder Buyakostüm. Es ist wirklich ziemlich verzwickt und bietet massenhaft Stellen für Fehler. Aber gemeinsam schaffen wir das schon.

Ich werde Dir gleich im Vorhinein sagen dass ich mit den Armlöchern Probleme kriege, da sind mir die Winkel zu steil geworden und nun muss ich improvisieren. Das war beim letzten Kostüm schon so, nur umgekehrt, da waren die Löcher zu flach angelegt. Deshalb das gesamte Bruststück zu verwerfen wäre verfrüht gehandelt. Darum machen wir einfach mal weiter als wäre nichts passiert.

Unabhängig davon muss man zuerst die ausgeschnittenen Stücke auf die Puppe pinnen.
Eine dezente Hilfslinie an der Seite hilft mal wieder bei der Orientierung an der Puppe.
Immer schön an die Fellrichtung denken.

Wie zu sehen stecke ich mit der hübschen, sprich: rechten, Seite nach außen ab - das ist eigentlich unnötig kompliziert, weil man es viel einfacher abstecken kann, wenn man den Stoff auf Links auflegt und dann einfach an den späteren Nahtkanten beide Stoffstücke mittels Stecknadeln oder Heftnaht miteinander verbindet... ich hab mir diese umständliche Art bei der Brust angewöhnt, weil ich so das Muster sehe und die Passform besser erahnen kann. Es ist Geschmackssache, denke ich. Nachbessern muss so oder so an jeder Naht bis der Anzug wirklich eng an der Körperkontur sitzt.

Am einfachsten gehst Du vor, indem Du erst einmal am Rücken anfängst.

Den Rückgrat entlang kannst Du die Stoffstücke schön miteinander verbinden. Beim Abstecken musst du darauf achten dass Fellseite auf Fellseite liegt - sonst wird es keine unsichtbare Naht und Du kannst Dir neue Stoffstücke abschneiden. Auftrennen funktioniert nur in den wenigsten Fällen und bei langen Nähten auf diesem Stoff schon gleich dreimal nicht.

Das ist auch die erste Naht die Du setzt. Hier musst Du nichts weiter beachten. Zusammen pinnen, abnehmen, vernähen, Überstände abtrennen, aber eine großzügiger Zugabe stehen lassen - so fällt das spätere Versäumen leichter.

Jetzt hast Du also am Rücken eine lange Naht, vom Steißbein bis zur Halskrause.
Im Übrigen ist es absolut egal wie Du absteckst. Es gibt Leute die Stecken ihre Nadeln einfach einmal rein, längs oder quer, fertig. Mir fallen sie dann immer raus und ich ärgere mich schwarz.
Deshalb stecke ich meine Sachen immer längs ab, möglichst so, dass die Nadel in den Stoff rein und auch wieder raus kommt.

Lapidar gesprochen fabrizieren wir hier ja eine hautenge Weste aus vier Stoff Stücken.

Wenn Du also die hintere Naht gesetzt hast, kannst Du das Ding die Rückennaht entlang wieder auf die Puppe stecken, an der Mittellinie der Puppe auf der Rückseite entlang.

Nun steckst Du wieder die Linien unter den Armen ab und siehst zu dass ordentlich Überstand bleibt - der Stoff wird sich nämlich unregelmäßig ziehen und so wird an einigen Stellen mehr Stoff "gebraucht" als beispielsweise an der Hüfte.
Bring ordentlich Spannung drauf, aber sieh Dich vor, dass der Körper der Puppe nicht eingedrückt wird, sonst wird das Ding zu eng werden. Lieber machst Du es erstmal weiter und nähst später Korrekturnähte drüber, als dass es zu eng würde. Es ist nicht die feine Schneider-Art, aber so kommt man auch zum Ziel. Die Tricksen nämlich genauso.

Nun bietet es sich an, an den Frontstücken den nötigen Saum für den später eingenähten Reißverschluss zu sichern. 10-15mm genügen. Immer auf die richtigen Stücke achten, auf die richtige Seite und beim Auflegen der Stücke die Fellrichtung kontrollieren - nie nie vergessen, sonst ist das Gejammer später groß wenn es zwar passt, aber alles für die Katz ist. (Höhö, Katzen.... Buya... lustig)

Nun hast Du die ehrenvolle, wenn auch schwere, Aufgabe die Stoffstücke miteinander zu verbinden. Ich benutze dafür eine sehr bekloppte Technik, derer man sich fast schämen muss.

Ich stecke die Stoffstücke so auf die Puppe wie sie später an mir liegen. Dann ziehe ich sie stramm und bediene mich diverser Nadeln um diese Faltenfreiheit zu erhalten. Danach nehme ich einen Permanentmarker Filzstift und ziehe zwischen den beiden umgefalteten "Nahtkanten" einen Strich - so dass auf beiden Stoffstücken etwas zu sehen ist.
Daraufhin nehme ich eines der Stücke wieder ab, in dem Fall das Bruststück, und pinne es am Rückenstück, den Strich entlang, fest. Beim Vernähen kalkuliere ich 5mm Sicherheitszugabe und Ungenauigkeit mit ein. Später sitzt es dann meist ganz gut und ich muss selten nacharbeiten.

Die Methode zieht jedem Schneider die Socken aus. Aber ich empfinde sie an schwierigen Stellen als angenehmer. Beim vorigen Kostüm habe ich diese Arte erst später angewandt und der Rest ging mir leichter von der Hand. Leider hatte ich da schon einige Wülste und Falten in meine Seiten genäht und das angepeilte Maß verfehlt... das führte zu massivem Frust.

Man merkt eben dass ich das Kostüm eher wie ein Stück Metall oder Holz behandle. Es ist als würde man einen Briefkasten aus V2A-Blech zuschneiden und vernieten. Möge der Schutzheilige der Schneiderzunft mir vergeben.
 
Im Idealfall hast Du jetzt eine "halbe" Weste, es fehlen ja noch die Armlöcher, bzw. sie muss oberhalb der Schultern ja noch zusammen genäht werden.

Man käme jetzt auf die Idee einfach oben zu zunähen und gut wäre... nein, das würde ich lieber erstmal lassen.

Problem ist, dass wir absolut keine Falten zulassen dürfen. Aber an den Armbeugen müssen wir eine halbrunde Aussparung schaffen, die sich zu einem kreisrunden Loch formt, an dem später der Ärmel hängt. Das ist wie die Quadratur des Kreises, eine unendliche Aufgabe. Es wird also zwangsläufig immer Falten geben und die sieht auch jeder. Wir können sie nur minimieren.

Das Beste ist, wenn Du für Dich die Position der Arme an einer Jacke oder einem engen Pullover abmisst, der Dir sehr gut passt. Das variiert mitunter von Mensch zu Mensch. Grob gesprochen kannst Du aber vom Schlüsselbein zwei Finger breit kreisrund Dein Schultergelenk entlang fahren, in diesem Bereich muss die Naht sitzen damit Du Deinen Arm auch hochheben kannst. Sonst läuft Du eher steif in der Gegend rum und Dir reißt die Naht, wenn Du mal hinfällst.

Bei so einem engen Kostüm kann man nur wenig Tricks anwenden die einem das Leben erleichtern. Ich schneide den Stoff meist zentral vom Arm her ein und nähere mich ganz behutsam der angepeilten Biegung. Das braucht viel Zeir und nervt mitunter arg, aber so passieren weniger Fehler.

Erst ganz zum Schluss, wenn Du die Armdurchgänge fertig hast und einen Überstand belassen hast an dem Du die Ärmel später wirst annähen können, wird oben die Schulter geschlossen. So hast Du notfalls noch Spielraum und kannst ein Zwischenstück einnähen, welches später vom Besatzfell kaschiert wird.

Ich bin derzeit noch dabei diese Arbeit zu beenden, deshalb endet es hier. Der Teil mit den Armen beinhaltet dann auch die Schließung der "Weste".

Denke möglichst daran Dir immer Hintertüren zu lassen. Überlege vorher welche Naht man sehen wird und welche nicht. An den unsichtbaren kann man dann notfalls Reparaturen durchführen und den Murks den man verbrochen hat irgendwie verstecken, so das nicht alles vergebens war.

Ich weiß wovon ich spreche, denn das erste Nagual-Kostüm brauchte einige solcher Hilfen. Es ist auch nichts ungewöhnliches. Alle Tierwesendarsteller die ich bislang gesehen habe, auch im Furry-Bereich, haben mitunter arge Schnitzer in ihren Stücken - das ist kein Beinbruch, solange man sich keine Makellosigkeit anzieht, um über andere zu lästern. Wir kochen alle nur mit Wasser.

Als Trost kann ich Dir aber versichern, bislang bin ich ohne ausgekommen... man wird also besser, mit jedem Mal.

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