Nagual

Donnerstag, 18. Februar 2016

Nagual erblondet

Wie wir ja alle wissen, bemalen sich die Buya gerne das Fell und laufen herum wie die Weihnachtsbäume... aber dieses mal geht es um etwas grundlegenderes als schnödes Verschönern.

Ich haderte lange mit der Farbe des Mähnenfells.
Es sollte ein Braun sein und da lag es nahe meine eigene Haarfarbe zu wählen, allein der Gewohnheit halber, aber damit habe ich letztlich doch eine zu dunkle Farbe getroffen.
Die Kastanie strahlte so schön im Sonnenlicht, dass ich davon leicht benebelt wurde...

Nunmehr habe ich, da es langsam nötig wurde, eine Entscheidung getroffen. Nagual bekommt helleres Mähnenfell... mit einer gewissen Nervosität hoffe ich inständig, dass es eine gute Wahl war.

Alte Fellfarbe (Kastanienbraun)
Neue Fellfarbe (Altgold)

Das neue Fell ist von der Art her identisch mit dem vorherigen Fell.
Trotzdem bin ich durchaus skeptisch, ob ich mich nicht verkauft habe... wortwörtlich.
Wenn Du Dich also fragst wieso es bei kaemycos kein Fell mehr gibt - yup, daran bin ich schuld. Sorry. Aber einen Trost hab ich für Dich: Dafür bin ich den Rest des Monats auch ziemlich klamm im Geldbeutel.

Im direkten Vergleich ist der Unterschied weit weniger drastisch und ich vermute mal dass mich hier mein Argwohn trügt, wie so oft wenn es um ästhetische Fragen geht.

Links: Neu / Rechts: Alt
Die neue Maske wird es natürlich auch noch besser wirken lassen - zumindest ist das noch so eine obskure Hoffnung von mir. Die Gussformen sind fertig, bis auf Kleinigkeiten, und warten nur noch auf das Gießen. Allerdings brauche ich dafür Materialien und die kosten Geld. Deshalb wird das erst im März was werden...

Ganz im Allgemeinen bin ich bislang sehr zufrieden. Letztes Jahr war ich um die Zeit noch nicht einmal in der Lage einen klaren Gedanken über die Maske zu fassen. Diesmal läuft es ziemlich entspannt und weit weniger von drohenden Ängsten durchsetzt. Nunmehr interessieren mich auch keine "Vorbilder" mehr, was wirklich bahnbrechend war in Sachen künstlerischer Freiheit... am zermürbendsten sind und bleiben die ganzen selbsternannten Experten im Web. Ich kann es mittlerweile gut nachvollziehen weshalb so wenige Leute ihre Arbeiten dokumentieren. Ein wütender Mob ist ein Kaffeekränzchen dagegen.
Entweder man trifft auf Leute die einem die komplexesten Sachverhalte als "kinderleicht" darstellen und in drei Halbsätzen die Konstruktion eines Atommeilers erläutern, oder aber es gibt diese herrlich ermunternden Personen, die einem im Grunde ab dem ersten Satz jede Existenzberechtigung absprechen... ist Dir aufgefallen wie wenige Leute im Netz zu ihren Fehlern und Fehlversuchen stehen? Da könnte man doch glatt meinen, die Leutkens hätten Probleme mit ihrem Ego.
Aber hier hat man ja seine Ruhe. Deshalb schreib' ich ja auch überhaupt weiter :-)

Den nächsten Nagual 2.0 Eintrag gibts bald, vermutlich gen Wochenende, denn ich brauche noch etwas mit den Armen und Reißverschlüssen. Aber beides wird dann erklärt und bebildert dargestellt.

Soweit erstmal wieder vom Buyakater.

Freitag, 12. Februar 2016

Nagual 2.0: "Hochzeit" von Beinlingen & Bruststück

Fertig verbundene Hauptteile - Brust & Beine
Ich habe Dir nun über einige Beiträge hinweg dargestellt wie man die Konturen des Körpers in Stoff "überträgt". Vermutlich wirst Du jetzt einige Tage, wenn nicht Wochen, der zermürbenden Arbeit an der Puppe und der Nähmaschine hinter Dir haben. Aber freu' Dich - es ist Halbzeit.

Nun ja, eigentlich sind wir eher wie im American Football (Broncos Superbowl Champions!) erst am Ende des ersten Viertels. Das Spiel ist also noch längst nicht entschieden... aber genug der blöden Sportsprüche.

Beinlinge, verbunden mit Bruststück. Rohzustand.
Deine Beine, bzw. Beinlinge - je nachdem wie Du Dich entschieden hast bei der Wahl Deiner Konstruktion - sind fertig und hoffentlich ohne große Korrekturen so faltenfrei wie möglich.

Wie eng muss eigentlich so ein Anzug sein?
Ich weiß nicht ob Du je Leichtathletik gemacht hast, aber es trägt sich in etwa wie eines dieser elastischen Sportteile, in denen man wie in einer Wurstpelle steckt. Es ist also wirklich echt eng und schränkt ordentlich die Beweglichkeit ein.

Lass Dich beim Anprobieren nicht von der unangenehmen Enge täuschen. Wenn der Anzug erst einmal fertig ist wird sich das Gefühl noch etwas verbessern, da dann die Kräfte gleichmäßiger verteilt werden. Spätestens jetzt wirst Du verstehen, weshalb man auf die Qualität des Stoffes wirklich gut Acht geben sollte. Er sollte wie eine zweite Haut sitzen ehe Du die Einzelteile miteinander verbindest. Ohne zentralen Reißverschluss und noch ohne Arme ist das natürlich schwer zu beurteilen. Wenn Du Dir unsicher bist,warte bis auch diese Stücke angebracht sind.

Zentralnaht am Rücken, Innenansicht. Rohzustand.
Nun hast Du eigentlich nur noch einige Arbeiten zu erledigen die mehr der Ordnung und der Sicherheit Deines Werkes dienen.

Dazu zählen das Ablängen des überstehenden Stoffes an den Nähten, das Versäumen aller Nähte und dass Verstärken der besonders belasteten Stellen. All das läuft aber nicht weg und lohnt erst dann wirklich, wenn Du Dir absolut sicher bist, dass dieser Fetzen Stoff Dein fertiges Kostüm wird. Es wäre ja möglich dass bei den Armen grobe Schnitzer passieren.

Als besonders belastet gilt der Bereich im Schritt. Daher auch meine Entscheidung dieses Kostüm wie ein Kostüm vom Straßenkarneval zu nähen - sprich: Mit Beinlingen.

Bei Kämpfen im LARP oder generell wenn man sich im weitesten Sinne katzenartig bewegen möchte, sollte man auch mal in die Hocke gehen können ohne dass etwas kracht. Beim ersten Nagual habe ich auf Materialüberschuss gebaut, nun liegt das Augenmerk mehr auf Kräfteverteilung und der Macht des Gummizuges.

Linker Beinling, unversäumt, Rohzustand.
Stelle Dir die Konstruktion wie die Chaps, also die Überhosen der amerikanischen Cowboys, vor. Auf dem Pferderücken macht man bekanntermaßen ständig breite Beine, normale Überhosen würden im Schritt reißen und böten keine Bewegungsfreiheit. So in etwa funktioniert es auch bei dieser Art Kostüm.

Da Du so oder so immer einen Lendenschurz und/oder Hosen + Unterhosen trägst, ist es kein Problem. Außerdem begünstigt es das Befriedigen nur allzu natürlicher Bedürfnisse sehr - ich lüge nicht wenn ich sage, dass man als Tierwesen den Gang zur Toilette eher meidet und nur im Notfall sein Kostüm auszieht. Sieht außerdem komisch aus, wenn plötzlich eine Katze vor dem Abort steht... aber so wäre es durchaus möglich.

Rohzustand der Armlöcher zum Anschluss der Ärmel
Die Schultern sollten jetzt geschlossen sein. Entweder mit einer stabileren vorläufigen Heftnaht, oder aber schon richtig genäht. Meine Schultern sind bereits fertig, mit ein wenig Sicherheitsüberstand - das reicht für das spätere Anbringen der Arme.

Ich empfehle Dir beim schlussendlichen Zusammenbringen der Teile unbedingt erst einmal mit Heftnähten zu arbeiten.

So kannst Du die Teile vorsichtig von der Puppe ziehen und anprobieren. Du brauchst im Übrigen kein spezielles Heftgarn aus Baumwolle, es tut jedes einigermaßen greifbare Garn auch. Hauptsache es hält und ist nicht zu teuer dafür.

Wenn Du Dich ausgiebig im Spiegel betrachtet hast und jede Falte die Dir aufgefallen sein sollte markiert hast, kannst Du entweder wieder an die Puppe zurück und dort Korrekturen vornehmen, oder die Korrekturen aus Erfahrung "freihand" an der Maschine ausbügeln.

Die Taille sollte möglichst auch dort sitzen wo sie hingehört, also dort wo Du Deinen Gürtel trägst. Aber das ist etwas vertrackt. Das Geschirr aus Gurtband, welches Deinen Katzenschweif trägt und mit Deinem Körper zur Einheit werden lässt, benutzt ebenfalls eine Art Gürtel. Dieser kann im blödesten Fall mit der Naht in Konflikt kommen. Bei meinem Alten Kostüm war dies der Fall. Es kann dann passieren, dass sich das Gurtband in der Naht verfängt. Ich werde beim zweiten Ansatz versuchen das Gurtmaterial zu umhüllen, damit es nicht mehr zu diesem Vorfall kommt.

Der Schweif selbst ist eigentlich ein eigenes kleines Kostüm und bedarf zahlreicher Arbeitsschritte. Eventuell solltest Du Dir also gut überlegen, ob Du wirklich genauso einen bauen möchtest. Es würde auch einer aus einfachem herunter hängendem Stoff mit leichter Füllung tun.
Nicht jeder braucht einen mitschwingenden Schweif der sogar der Brustbewegung der Atmung folgt... ich will nicht den Eindruck erwecken, all das was ich hier schreibe müsse auch genau so sein. Es ist ja nur ein Vorschlag.

Im Übrigen solltest Du immer so arbeiten, wie Du es am besten kannst. Ich bin letzthin wiedermal knapp einigen Internetanfeindungen entgangen. Lass' Dich nicht entmutigen. Die Menschen in der realen Welt dort draußen sind weit weniger verbohrt oder trauen sich zumindest seltener es so dreist zu zeigen, wie hier im Netz.

Als öffentlich arbeitender Künstler bin ich Leid gewohnt. Du glaubst ja nicht was man alles zu hören bekommt, wenn man als Autor und Musiker ausstellt... um es mit Thaddäus Quentin Tentakel zu sagen: "Heutzutage ist wirklich jeder ein Kritiker."

Halte Dich möglichst zurück mit Deinen Plänen und Arbeiten. Schreib' doch auch einen Blog wie ich, oder eine Webseite. Hüte Dich aber vor (a)sozialen Netzwerken. Dann wird alles gut und Du verlierst deshalb nie die Lust am Nähen.
Wenn Du soweit bist, wie ich hier schreibe, dann kannst Du Dir erst einmal gratulieren. Ein kleiner Grund zum Feiern ist es allemal. Es fehlen natürlich noch einige wichtige Dinge, aber wenn der Anzug soweit tragbar ist, kannst Du stolz auf Dich sein. Schick' mir doch ein Bild von Deinem Werk; bei mir bekommt niemand Worte wie "faltig", "sackartig" oder "mach's nochmal" zu hören, versprochen! ;-)

Donnerstag, 4. Februar 2016

Nagual 2.0: Gesichtsmaske, Gipsabdrücke, Teilabdruck


Oookay...
Heute widmen wir uns mal dem Gesicht des Buya.
Trotz all des Nähens ist der Umgang mit Gips, Ton, Plastilin und Latex mindestens genauso wichtig. Das Zeug kann einem die Träume erfüllen, oder es bereitet einem Alpträume, inklusive Mordgedanken. Deshalb gehen wir das alles mal ganz entspannt an und erwarten keine Wunder.

Theoretischer Vorgang

Arbeitsschritte für einen Teilabdruck & Teilmaske
Es gibt so viele Möglichkeiten einen Abdruck von einem Gesicht zu machen, dass es in eine Sisyphusarbeit ausarten würde sie alle zu beschreiben. Der Einfachheit habler stelle ich meine Methode vor und Du kannst Dir überlegen ob sie etwas für Dich ist... ein wirkliches richtig oder falsch wird es hier schwerlich geben. Hüte Dich nur vor Überteuertem Krempel der einem als Wunderlösung verkauft wird - das ist meist auch nicht besser, nur teurer.

Praktischer Vorgang

Du brauchst eigentlich nur einen Karton voller Gipsbinden, wie man sie früher zum Anlegen eines Gipsverbands im Krankenhaus verwendete. Wird heute nicht mehr oft gemacht, aber die Binden gibt es noch immer, denn damit nimmt man Formabdrücke auch im Innenausbau oder im Installationsbereich. Sind also ausgesprochene Pfennigartikel.

Es alleine zu machen ist schwer. Such' Dir einen Helfer. Es geht auch allein, aber bedeutet einiges an Theater für Dich. Du musst dann wenigstens ein Auge frei lassen und über dem Kopf blind arbeiten. Also wirklich - such' Dir jemanden der Dir hilft.

Als erstes wickelst Du Deine Haarpracht mit Frischhaltefolie ein und siehst zu dass wirklich keine Strähne hervor lugt. Dann klatscht Du Dir eine wirklich ausgiebige Menge Vaseline ins Gesicht - vergiss keine Stelle. Insbesondere Augenbrauen nicht vergessen, sonst hattest Du längste Zeit dort Haare. Tipp an Männer: Vorher rasieren - gründlich!

Es werden zwei Hälften des Kopfes abgenommen...
Niemals - niemals - niemals den gesamten Kopf in Gips legen. Ich habe da ein deutsches Video bei Youtube gesehen, da wurde es mir ganz übel. Die haben irgendwann erschrocken festgestellt dass sie den Typ nicht mehr aus dem Gips heraus bekommen und dann fuhrwerkten sie mit einer Schere und einem Messer an seinem Kopf rum... also bitte: Mach' zwei Hälften, tu mir den Gefallen.

Nun beginnt also der Helfer die Gipsbinden in angenehm handhabbare Streifen zu schneiden. Zwischen 20 und 30cm. Eine Schüssel Wasser braucht man noch und dann geht es los. Der Helfer taucht das Stück Binde kurz ins Wasser, 2-3 Sekunden, nimmt es heraus und legt es möglichst konturecht und glatt auf Dein Haupt nieder. Das wird wiederholt, bis die Hälfte fertig ist.
Es sollten im Idealfall 3 Schichten sein - 2 tun es aber auch, man muss nur vorsichtiger damit sein.
Nun heißt es Warten... 10-15 Minuten.
Dann wird die Hälfte abgenommen und man beginnt mit der zweiten Hälfte des Schädels.

Wenn man ordentlich gearbeitet hat und keine Löcher geblieben sind, hat man nun zwei übergroße Hälften, die sich überlappen lassen. So erhält man, nachdem sie einige Tage ausgehärtet haben, mittels Zuschnitt und Anpassung eine Hohlform.

In die wird dann Gips gegossen.
Mischungsverhältnis zum Gießen immer 1:0,7 also auf 1Kg Gips kommt 0,7kg(Liter) Wasser.
Nebenbei bemerkt - Gipsmodellieren macht unheimlich Spaß, hier ist das Mischungsverhältnis 1:0,5.

Das Ding wird dann aufrecht irgendwo in eine stille Ecke gestellt und für die nächsten 7-10 Tage vergessen. Dann kann man die Gipsbinden abfummeln und den Kopf mit Spachtel und Schleifpapier glätten. Letztlich hat man dann, nachdem man es mit Haftgrund grundiert hat, sowas graues:
Links: Abguss vom Gipskopf - Rechts: Gipskopf
Wozu Grundieren?
Eigentlich nutzlos und eher eine optische Sache. Aber so wird er absolut fettfrei, die Oberfläche hat eine Trennschicht, so dass sich nichts bombenfest daran festkleben kann - schließlich will man von dem Ding ja Abdrücke machen und die auch um jeden Preis wieder abgekommen. Ich fand es ganz angenehm, außerdem verstaubten die Sprühdosen so langsam.

Mittels einer Plastikschüssel und/oder einem Schüsselchen aus dem Abfall kann man nun Einzelheiten vom Gipskopf in Gips gießen und so kann man mehrere Arbeiten gleichzeitig laufen lassen. Außerdem ist der Kopf arg schwer und liegt einem meist mehr im Wege umher, als das er nützlich wäre.

Links: Abguss; Rechts: Gipskopf; Unten: Positiv vom Abguss
Man muss sich keinen abbrechen, Gips ist genügsam. Das Zeug binden überall ab und schlägt selten Risse. Wenn man es nicht allzu ungeduldig mit ihm treibt, kann man den Abguss auch in den Backofen legen, bei 50-60°C für einige Stunden und das Ding ist fertig... ich leg sie auf den brennenden Holzofen, auf einen Gitterrost. Am nächsten Tag ist das Ding trocken genug.

Der bestechende Vorteil dieser Methodik ist die Reproduzierbarkeit.
Man kann sich so mehrere Nasen, Augen, Gesichtszüge, etc. anfertigen und kann gegebenenfalls einfach eine neue Idee sofort umsetzen. Gips gibt es, etwas Suchen vorausgesetzt, fast nachgeschmissen im Netz für ein paar Euro das Kilo. Kaufe möglichst keine Packungen dieses überteuerten Künstlergips, denn das ist gar nicht nötig. Mein Halbzentnersack hat mit Versand knapp 30 Euro gekostet, also etwas mehr als 1€ pro Kilo. Passe nur auf, das es kein grober Gips ist, wie er etwa für den Hausbau benutzt wird. Er muss fein gemahlen sein.

Gipsteilabdruck mit Modelliermasse
Ich benutze Keramikmodelliermasse. Das Zeug ist billig. Es geht aber auch mit Ton, der ist noch billiger - wirft jedoch gerne Risse. Es geht natürlich auch mit soetwas wie diesem bunten teuren Zeug das sonst alle verwenden. Ist vornehmlich Geschmackssache und auch eine Frage des Geldbeutels.
Versuch' doch mal Salzteig... wenn es klappt, kannst Du mir ja ne Mail schicken.

Ich muss jeden Cent dreimal umdrehen und halte nicht viel von Werbeversprechen. Deshalb probiere ich gerne alle Alternativen aus, die mir auch nur entfernt einfallen.

Alles übrige, hängt an Deinem Talent beim Modellieren und Deinem Einfallsreichtum. Du kannst Dir auch natürlich dadurch helfen dass Du eine fertige Nase abgießt und sie dann modifizierst. Ist zwar irgendwie halb geklaut, aber wenn man es für sich selbst macht, finde ich es okay. Man wird ja keine Masken in Serie herstellen und verkaufen wollen.
Mir macht das Rummanschen zu viel Freude, deshalb sind meine Maskenteile zu 100% Eigenbau - sieht man ja auch. Es sieht nicht geleckt aus, aber es funktioniert. So ein Buya braucht Charakter und wenn ich nicht überall meine Finger im Spiel hatte, ist mir die ganze Maske nichts mehr wert. Deshalb könnte ich sie auch nie vorgefertigt kaufen... was ein Dünkel, wa?

Jedenfalls kannst Du Dir so Deine Abdrücke anfertigen. Mit ein wenig Experimentieren gelangt man garantiert zum Ziel. Ich mag diese Eispackungen aus Plastik sehr gerne, die kauft man eh und schmeißt sie ansonsten nur in den Wertstoffmüll. Viel zu schade dafür. Darin kann man so gut wie jedes Kleinteil wunderbar abgießen. Diese Gewalteimer voll mit Joghurt, sofern man drauf abfährt, sind auch sehr praktisch wenn man mal etwas höheres länglicheres abformen möchte.

Ansonsten muss man sich eben eine schnelle Holzwandung zimmern... kostet auch nicht die Welt, son Sperrholzbrett und Nägel.

Wie man nun auf den Abdruck und die Modelliermasse Latex aufträgt und eine fertige Maske erhält, dass kommt ins entsprechende folgende Kapitel.

Mittwoch, 3. Februar 2016

Nagual 2.0: Brust- & Rückenteil

Sooooo....

Nach Krankheitspause nun weiter im Text.

Viele haben vor dem Bruststück Angst, egal ob Abendkleid, Anzugjacke oder Buyakostüm. Es ist wirklich ziemlich verzwickt und bietet massenhaft Stellen für Fehler. Aber gemeinsam schaffen wir das schon.

Ich werde Dir gleich im Vorhinein sagen dass ich mit den Armlöchern Probleme kriege, da sind mir die Winkel zu steil geworden und nun muss ich improvisieren. Das war beim letzten Kostüm schon so, nur umgekehrt, da waren die Löcher zu flach angelegt. Deshalb das gesamte Bruststück zu verwerfen wäre verfrüht gehandelt. Darum machen wir einfach mal weiter als wäre nichts passiert.

Unabhängig davon muss man zuerst die ausgeschnittenen Stücke auf die Puppe pinnen.
Eine dezente Hilfslinie an der Seite hilft mal wieder bei der Orientierung an der Puppe.
Immer schön an die Fellrichtung denken.

Wie zu sehen stecke ich mit der hübschen, sprich: rechten, Seite nach außen ab - das ist eigentlich unnötig kompliziert, weil man es viel einfacher abstecken kann, wenn man den Stoff auf Links auflegt und dann einfach an den späteren Nahtkanten beide Stoffstücke mittels Stecknadeln oder Heftnaht miteinander verbindet... ich hab mir diese umständliche Art bei der Brust angewöhnt, weil ich so das Muster sehe und die Passform besser erahnen kann. Es ist Geschmackssache, denke ich. Nachbessern muss so oder so an jeder Naht bis der Anzug wirklich eng an der Körperkontur sitzt.

Am einfachsten gehst Du vor, indem Du erst einmal am Rücken anfängst.

Den Rückgrat entlang kannst Du die Stoffstücke schön miteinander verbinden. Beim Abstecken musst du darauf achten dass Fellseite auf Fellseite liegt - sonst wird es keine unsichtbare Naht und Du kannst Dir neue Stoffstücke abschneiden. Auftrennen funktioniert nur in den wenigsten Fällen und bei langen Nähten auf diesem Stoff schon gleich dreimal nicht.

Das ist auch die erste Naht die Du setzt. Hier musst Du nichts weiter beachten. Zusammen pinnen, abnehmen, vernähen, Überstände abtrennen, aber eine großzügiger Zugabe stehen lassen - so fällt das spätere Versäumen leichter.

Jetzt hast Du also am Rücken eine lange Naht, vom Steißbein bis zur Halskrause.
Im Übrigen ist es absolut egal wie Du absteckst. Es gibt Leute die Stecken ihre Nadeln einfach einmal rein, längs oder quer, fertig. Mir fallen sie dann immer raus und ich ärgere mich schwarz.
Deshalb stecke ich meine Sachen immer längs ab, möglichst so, dass die Nadel in den Stoff rein und auch wieder raus kommt.

Lapidar gesprochen fabrizieren wir hier ja eine hautenge Weste aus vier Stoff Stücken.

Wenn Du also die hintere Naht gesetzt hast, kannst Du das Ding die Rückennaht entlang wieder auf die Puppe stecken, an der Mittellinie der Puppe auf der Rückseite entlang.

Nun steckst Du wieder die Linien unter den Armen ab und siehst zu dass ordentlich Überstand bleibt - der Stoff wird sich nämlich unregelmäßig ziehen und so wird an einigen Stellen mehr Stoff "gebraucht" als beispielsweise an der Hüfte.
Bring ordentlich Spannung drauf, aber sieh Dich vor, dass der Körper der Puppe nicht eingedrückt wird, sonst wird das Ding zu eng werden. Lieber machst Du es erstmal weiter und nähst später Korrekturnähte drüber, als dass es zu eng würde. Es ist nicht die feine Schneider-Art, aber so kommt man auch zum Ziel. Die Tricksen nämlich genauso.

Nun bietet es sich an, an den Frontstücken den nötigen Saum für den später eingenähten Reißverschluss zu sichern. 10-15mm genügen. Immer auf die richtigen Stücke achten, auf die richtige Seite und beim Auflegen der Stücke die Fellrichtung kontrollieren - nie nie vergessen, sonst ist das Gejammer später groß wenn es zwar passt, aber alles für die Katz ist. (Höhö, Katzen.... Buya... lustig)

Nun hast Du die ehrenvolle, wenn auch schwere, Aufgabe die Stoffstücke miteinander zu verbinden. Ich benutze dafür eine sehr bekloppte Technik, derer man sich fast schämen muss.

Ich stecke die Stoffstücke so auf die Puppe wie sie später an mir liegen. Dann ziehe ich sie stramm und bediene mich diverser Nadeln um diese Faltenfreiheit zu erhalten. Danach nehme ich einen Permanentmarker Filzstift und ziehe zwischen den beiden umgefalteten "Nahtkanten" einen Strich - so dass auf beiden Stoffstücken etwas zu sehen ist.
Daraufhin nehme ich eines der Stücke wieder ab, in dem Fall das Bruststück, und pinne es am Rückenstück, den Strich entlang, fest. Beim Vernähen kalkuliere ich 5mm Sicherheitszugabe und Ungenauigkeit mit ein. Später sitzt es dann meist ganz gut und ich muss selten nacharbeiten.

Die Methode zieht jedem Schneider die Socken aus. Aber ich empfinde sie an schwierigen Stellen als angenehmer. Beim vorigen Kostüm habe ich diese Arte erst später angewandt und der Rest ging mir leichter von der Hand. Leider hatte ich da schon einige Wülste und Falten in meine Seiten genäht und das angepeilte Maß verfehlt... das führte zu massivem Frust.

Man merkt eben dass ich das Kostüm eher wie ein Stück Metall oder Holz behandle. Es ist als würde man einen Briefkasten aus V2A-Blech zuschneiden und vernieten. Möge der Schutzheilige der Schneiderzunft mir vergeben.
 
Im Idealfall hast Du jetzt eine "halbe" Weste, es fehlen ja noch die Armlöcher, bzw. sie muss oberhalb der Schultern ja noch zusammen genäht werden.

Man käme jetzt auf die Idee einfach oben zu zunähen und gut wäre... nein, das würde ich lieber erstmal lassen.

Problem ist, dass wir absolut keine Falten zulassen dürfen. Aber an den Armbeugen müssen wir eine halbrunde Aussparung schaffen, die sich zu einem kreisrunden Loch formt, an dem später der Ärmel hängt. Das ist wie die Quadratur des Kreises, eine unendliche Aufgabe. Es wird also zwangsläufig immer Falten geben und die sieht auch jeder. Wir können sie nur minimieren.

Das Beste ist, wenn Du für Dich die Position der Arme an einer Jacke oder einem engen Pullover abmisst, der Dir sehr gut passt. Das variiert mitunter von Mensch zu Mensch. Grob gesprochen kannst Du aber vom Schlüsselbein zwei Finger breit kreisrund Dein Schultergelenk entlang fahren, in diesem Bereich muss die Naht sitzen damit Du Deinen Arm auch hochheben kannst. Sonst läuft Du eher steif in der Gegend rum und Dir reißt die Naht, wenn Du mal hinfällst.

Bei so einem engen Kostüm kann man nur wenig Tricks anwenden die einem das Leben erleichtern. Ich schneide den Stoff meist zentral vom Arm her ein und nähere mich ganz behutsam der angepeilten Biegung. Das braucht viel Zeir und nervt mitunter arg, aber so passieren weniger Fehler.

Erst ganz zum Schluss, wenn Du die Armdurchgänge fertig hast und einen Überstand belassen hast an dem Du die Ärmel später wirst annähen können, wird oben die Schulter geschlossen. So hast Du notfalls noch Spielraum und kannst ein Zwischenstück einnähen, welches später vom Besatzfell kaschiert wird.

Ich bin derzeit noch dabei diese Arbeit zu beenden, deshalb endet es hier. Der Teil mit den Armen beinhaltet dann auch die Schließung der "Weste".

Denke möglichst daran Dir immer Hintertüren zu lassen. Überlege vorher welche Naht man sehen wird und welche nicht. An den unsichtbaren kann man dann notfalls Reparaturen durchführen und den Murks den man verbrochen hat irgendwie verstecken, so das nicht alles vergebens war.

Ich weiß wovon ich spreche, denn das erste Nagual-Kostüm brauchte einige solcher Hilfen. Es ist auch nichts ungewöhnliches. Alle Tierwesendarsteller die ich bislang gesehen habe, auch im Furry-Bereich, haben mitunter arge Schnitzer in ihren Stücken - das ist kein Beinbruch, solange man sich keine Makellosigkeit anzieht, um über andere zu lästern. Wir kochen alle nur mit Wasser.

Als Trost kann ich Dir aber versichern, bislang bin ich ohne ausgekommen... man wird also besser, mit jedem Mal.