Nagual

Dienstag, 3. März 2015

Aller Anfang ist...

... erstmal eine Begrüßung.

Sei gegrüßt und fühl' Dich wohl.

Ich habe diesen Blog ins Leben gerufen um die Entstehungsgeschichte meines LARP Kostümes zu dokumentieren, damit sich, an Mischwesen interessierte Spieler, hier Anregungen zum Bau und zur Durchführung holen können.

Mein Plan war es, ein möglichst hautenges Katzenkostüm zu schaffen, damit sich Körperkontur und Bewegungsdynamik ordentlich darstellen lässt. Als Mischwesen aus Mensch und Jaguar kam es mir insbesondere auf die Dynamik an. Sprich: Dass sich das Fell mitbewegt wenn man seine Muskeln anspannt oder die Gliedmaßen dreht. Die meisten Kostüme sind dann doch arg schlaberig und locker, was ich bislang gesehen habe. Abhängig vom gespielten Charakter kann das sicher auch von Vorteil sein, aber als Dschungelkatzenmensch ist das eher nicht ratsam, denke ich.

Wie ich bemerkt habe, gibt es relativ wenig Anzüge aus Kunstfell, welche passgenau auf den Leib geschneidert sind. Eigentlich schade, es sieht so gut aus und trägt sich angenehm, was ich bislang erprobt habe. Allerdings bedeutet es ein großes Stück Arbeit was Anpassung und Maßhaltigkeit anbelangt. Dazu dann später in mehr.

Materialien und Techniken erläutere ich im jeweils zutreffenden Post. Ihr findet demnach beispielsweise meine Materialwahl, bei der Erläuterung des Konzepts.
Aber ich verweise euch schon noch auf wichtige Infos, wenn es in den Kontext passt. Dann muss man sich nicht zu Tode suchen, sondern nur einen Link anklicken.

Vorab kann ich dir schonmal einen Preis veranschlagen den du für dein Kostüm in etwa bereit sein solltest zu zahlen. Es ist jetzt nicht die Welt, aber es wird schon dreistellig - alles in allem. Je nachdem was du schon besitzt, kannst du aber auch sparen.

Alles über allem rechne mit 100 Euro, vielleicht 150, wenn du extravaganteres Material oder Zusätze benutzt. Es geht aber auch mit handelsüblichem Garn von Goldmann und stinknormalem Latex. Beim Fell solltest du dann getrost kritisch sein und lieber die hochwertige Variante nehmen. Das Fell ist nunmal das Zünglein an der Waage, wenn es um die Wirkung des fertigen Charakters geht.
Worauf du dabei achten musst, erkläre ich dann im Beitrag über das Konzept und die ersten Schritte. (Link)

Gutes Leoparden- oder Jaguarkurzhaarfell mit 3-4mm Floorhöhe kostet, ein bisschen Suchen vorausgesetzt, um die 8 Euro den laufenden Meter. Ich persönlich werde wohl mit 4 Metern auskommen da ich fast fertig bin und noch etwa einen Meter über habe für Handschuhe, "Schuhe" und Hals.
Für meinen Fellbesatz habe ich kastanienbraunes Fell gewählt, mit einer Floorhöhe von 35-40mm, da kostet der Meter etwa 25 Euro. Für das bisschen Besatz reicht ein Meter locker, wer mehr will muss eben aufstocken.

Langhaarfell wie es mein Kumpel "Skal" verwendet kostet den laufenden Meter um die 30 Euro - das gleiche Fell kann einen aber auch locker 60 Euro kosten, also aufpassen wo man kauft, schont Nerven und den Geldbeutel. Und um das nochmals deutlich zu sagen, wir sprechen hier über tatäschlich das identische Material... also teuer heißt nicht gut.

Hinzu kommen dann noch Arbeitsmittel, wie eben Garn, Reißverschlüsse, Klettband, Nadeln, Stecknadeln, Schneiderkreide und solcher Kleinkram.

Weiterhin benötigt man, zur Erstellung einer Puppe aus Klebeband, 3-4 Rollen 50mm breites Ducttape, auch als Panzerband bekannt. Das silberne klebrige Zeug, mit dem man quasi alles reparieren kann.
Verschwende kein Geld mit dem olivenen Zeug der Bundeswehr, das klebt zwar gut und man kann damit Fahrwerkstüren flicken, aber für einen solchen Dummy ist das Trägermaterial einfach zu steif.

150 Meter wirst du sicher brauchen... kommt auf deine Statur an. Ich bin eher der athletische Typ und nicht sonderlich groß. Wenn du ein beleibteres Katzenwesen werden sollst, musst du eben mitdenken.
Aber für einen Mann um die 1,80m mit nem Hüftumfang von 95cm sollte es reichen.
Dazu kommt noch Frischhaltefolie und am besten ein Helfer/Helferin der dich dann einwickelt und dir beim Herausschneiden hilft. Ich ekläre es dann im Beitrag über die Maßabnahme genauer.

Wenn du wirklich bei null anfängst und noch nie eine Nadel, geschweige denn eine Nähmaschine, in der Hand hattest, solltest du dir eventuell erstmal einen Hut, eine Tasche oder eine Gewandung aus Leinenstoff nähen. Wenn du ein Kurzhaarwesen spielst, schlägt die Fellhöhe nicht so arg zu Buche und du kannst dir im Vorhinein schon Kleidung machen... wenn sie dir passt, passt sie deinem Charakter nachher auch, sofern du dein Kostüm passgenau schneiderst.

Reinen Leinenstoff bekommt man recht günstig, 6-7 Euro den Meter. Es gibt viele hübsche Farben, oder auch naturbelassen... ganz nach Geschmack und LARP-Philosophie. 

Was Latex kostet weißt du vielleicht, wenn du dir mal selbst eine LARPWaffe gemacht hast. Ist eigentlich nachgeschmissen, wenn man sich gleich einen größeren Kanister zulegt. Gut gelagert hält es sich mindestens ein Jahr und man braucht es eh dauernd. Rechne mit 10-15 Euro den Liter.

Schmuck, Kleinkram, Knochenstücke, Kunstzähne, der ganze PiPaPo... nochmal 50 Euro.
Alles in allem kommst du also auf die veranschlagten 100 bis 150 Euro, vorausgesetzt du besitzt wenigstens eine Nähmaschine.

Ich hoffe das genügt dir als kleine Einführung und hat dir dein Interesse geweckt.
Wie du nun aus diesen Infos etwas greifbares machst, zeige ich in den folgenden Beiträgen.

Lass dich nie entmutigen, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Ich bin auch keiner.

Letztlich zählt der Eindruck und dass es ordentlich hält, es muss keine Abschlußarbeit für die Prüfung zum Schneidergesellen werden. Denn glaub mir, selbst Theaterschneider arbeiten nach diesem Credo.

Stand, März 2015

Ich dachte mir, ehe ich ins Detail gehe, zeige ich kurz wie weit ich bislang bin.
Diesbezüglich hab ich schnell ein paar Bilder gemacht und alle Sachen angezogen, die bislang einigermaßen tragbar sind.

EDIT: Das Endprodukt, nach 6 Monaten Arbeit, ist hier zu sehen Nagual (WIP)

So einiges ist natürlich noch nicht fertig. Beispielsweise bei 1 der Fellbesatz am Rücken, der den Rückgrat entlang läuft. Er soll in der Schweifwurzel enden. Er vergrößert sich nach oben zur Schulter und bedeckt schließlich Nacken und Schulterpartie.

Bei 2 muss das Fell noch am Handschuh angebracht und in Form gebracht werden. Es sieht so doch noch etwas nach einer Stulpe aus, kommt aber dem angepeilten Zustand schon sehr nahe.

Bei 3 sieht man noch den Übergang von Beinstück und "Schuhsocken". Nagual bekommt hier auch noch einen Fellbesatz der sich liebevoll über diese Stelle legen.

Der Lendenschurz ist an die Kleidung der Maya und Azteken angelehnt und besteht aus reinem Leinenstoff.

Er wird komplett gewickelt und lediglich von einer kleinen Spange vor dem Bauch gehalten. Unheimlich bequem - da ärgert man sich direkt dass man nicht täglich damit rumlaufen kann.

Auf der Brust ist der Fellbesatz oder auch meine "Mähne" wenn man so möchte bereits fest und fertig - was mir jetzt noch etwas aufstößt ist der Reißverschluß, den man auf den Bildern... nicht... sieht. Nunja trotzdem will ich dort auch noch Fell anbringen das bis zum Schambein reichen soll.

Eine gewisse Körperbehaarung ist mir dann doch wichtig, als Kater.

Die Handschuhe sind mir sehr passgenau gelungen, ich habe gutes Gefühl darin und auch die "Schuhsocken" sind super. Es fehlen natürlich noch viele viele Details und Notwendigkeiten... die Schuhe brauchen Ballen und Krallen und Fell und ich brauche Sandalen aus nem Lederstück und ich brauche Krallen für die Hände und Lederballen an den Fingerkuppen und einen Schweif und und und.

Aber ich denke so sieht man ganz gut, welchen Stand mein Projekt derzeit hat.

Handschuhe

 Die Handschuhe sehen später in etwa so aus. Sie besitzen Ballen an Handflächen und Fingerspitzen, Fellbesatz am Handgelenk und unterarm und sind passgenau auf die Hand geschnitten.
Die Ballen bestehen aus braunem Velourleder und sind mit Schaumstoff ausgefüllt.
Der Schaumstoff stammt aus einer alten Matratze.

In den fertigen, auf die Handgröße angepassten Handschuh werden Löcher in der Form der Ballen geschnitten und diese dann von innen eingenäht - so bleiben die Nähte nahezu unsichtbar.

Wie das genau geht, steht im folgenden Post, inkl. Bilder.

Ich musste nämlich einen Handschuh neu machen, da ich mich vertan hatte und versehentlich die falsche Seite durchlöcherte.

Die Handschuhe sind so eng, dass es nicht möglich wäre in sie hinein zu schlüpfen.
Deshalb habe ich ein dreieckiges Übermaßstück eingenäht, damit die Hand durchpasst.
Es wird später vom Umliegenden Fell und dessen Klettverschluß niedergedrückt.

Der Übergang zum Armstück des Anzugs ist somit glatt und man sieht keine Trennlinien.

An den Rändern erkennt man noch meine Markierungsstriche mit  schwarzem Filzstift.
Es ist kompliziert sie eng, aber nicht ZU eng zu machen. Deshalb nähere ich mich langsam dem Optimum an und probiere zwischendurch immer wieder an.

Ausschlaggebend für einen guten Sitz ist nicht die Dicke des ganzen Fingers, sondern lediglich der Bereich direkt am Ansatz der Finger - wenn der exakt passt, rutscht der Handschuh niemals.
 Die Finger könnten theoretisch doppelt so groß ausfallen, der Handschuh säße dennoch fest an der Hand.

Man muss aber Vorsichtig sein, wenn man sich langsam der Passform nähert, denn wenn man zu eng näht, heißt es mühevoll die Nähte auftrennen... bei mir funktionierte es zum Glück bislang auf Anhieb.
Die Wichtigsten Nähte sind die zwischen den Fingern. Man muss hier haltbar und präzise Nähen und auch später exakt den überschüssigen Stoff abtrennen. Platz ist hier kaum und deshalb sollte alles so minimal wie möglich ausfallen.
Macht man hier Fehler oder näht nicht oft genug in die Beuge, reißt die Naht bei Belastung aus und man hat ungewollte Luftlöcher.

Wie man dieses Ding nun plant, schneidet, näht und mit Ballen versieht, kannst du im folgenden Beitrag lesen. Es ist nicht wirklich schwer, man muss lediglich gewissenhaft arbeiten. Hektik und Unachtsamkeit können sich unangenehm rächen - wie eben mit dem kompletten Verlust meines rechten Handschuhs.

Ich habe mit meinem Fell ziemliches Glück. Das Trägermaterial ist sehr angenehm zu verarbeiten. Man muss nicht zwanghaft veräumen ehe man es anpacken kann. Macht man sowas mit Leinenstoff, hat man nach 3mal anpassen und Abstecken nur noch Einzelfäden... ich werde aber dennoch die Säume vernähen, wenn ich weiß das die Größe wirklich passt.