Nagual

Freitag, 22. Januar 2016

Nagual 2.0: Brust - Zuschnitt

Die Beine wurden im letzten Beitrag behandelt. Es wurde noch keine wirkliche Hose bzw. es sind noch keine Beinlinge - es fehlt ja noch ein wichtiges Element: Die Brustpartie.

Zudem wird die Taille später verstärkt und dient als Stützträger für den Schweif. Er wird zwar als Einzelstück mittels Sechspunktgurt getragen, muss sich aber am Kostüm, also dem "Körper", irgendwo abstützen - deshalb lohnt es derzeit nicht Hose und Oberteil überhaupt zu verbinden.
Nur so wird er sich später einheitlich verhalten und den Körperbewegungen folgen.

Aus den bisherigen Arbeiten konnte ich ableiten, dass es sinnvoller ist alle Teilstücke mit gewissem Übermaß und ohne zu viel Angst vor Verschnitt anzufertigen und sie dann schlussendlich aufeinander anzupassen. Der Versuch sich von "unten nach oben" zu arbeiten schlug fehl und verursachte nur Probleme.

Die "Hochzeit" von Hose und Oberteil findet also erst später statt.

Das Bruststück muss, im Gegensatz zu den recht simplen Beinen, einige Besonderheiten aufweisen:

  • es muss an den richtigen Stellen Öffnungen für Arme und Kopf aufweisen
  • diese Öffnungen müssen sowohl eng und möglichst faltenfrei anliegen, als auch die Bewegungsfreiheit nicht unnötig einschränken.
  • insbesondere am unteren Rücken und Bauch muss das Stück sehr passgenau sein
  • es muss in zwei Hälften geteilt sein, um einsteigen zu können
  • es muss ein langer Reißverschluss eingenäht werden
Problemstellen sind hierbei die Arme und der Reißverschluss.

Wie genau man später die Arme befestigt erkläre ich im entsprechenden Kapitel - denn das ist eine der heikelsten und gefährlichsten Stellen. Geht hier etwas schief, kann es sein dass man tatsächlich sowohl Armstück als auch Bruststück neu anfertigen muss. Flicken oder Einnähen eines Ersatzstückes ist aufgrund des Musters und der Vorgabe eine makellose Oberfläche zu erhalten nicht möglich.

Die einfachste Möglichkeit das Bruststück zuzuschneiden, ist sich den eigenen Oberkörper der Einfachheit halber als Röhre vorzustellen und sich gedanklich der Arme zu entledigen.
Man nimmt also das größte Maß ab und schlägt gutmütig Nahtzugabe und Sicherheitsübermaß drauf. Bei mir sind das im Schnitt 50mm extra. (Zusammengesetzt aus jeweils 15mm Nahtzugabe und 20mm Sicherheitsübermaß)

Wundert euch nicht dass ich in Millimetern rechne, es muss nicht auf den mm genau sein. Das hat sich mir als Metallarbeiter einfach eingebrannt und ich kann mir Maße so besser vorstellen.

Wir nehmen also das Maß einer Körperhälfte ab.

Hierzu bediene ich mich der Mittelachse, die ich vorn und hinten bereits aufgemalt hatte. Sie dient gleichzeitig als Verlaufslinie des Reißverschlusses bzw. am Rücken als Markierung des Fellbesatzes der den Rückgrat entlang laufen soll.

Parallel dazu habe ich direkt unter der Achsel beidseitig einen senkrechten Strich zur Taille gezogen. Er ist die Referenz für die vier Einzelstücke, die letztlich die "Weste" des Bruststückes abgeben sollen.

Wir haben also in meinem Fall an der dicksten Stelle ein Viertelmaß von 230mm. Es empfiehlt sich ein Maß über alles abzunehmen, also den Umfang im Ganzen. In meinem Fall, an dieser Stelle, knapp 840mm. Grob überschlagen durch vier geteilt kommt das schonmal gut hin.
Das hält man alles auf Papier fest.

Nun ist dies nicht zwangsläufig die dickste Stelle. Über die Brust gemessen erhalte ich 970mm. Du musst selbst bei dir die weiteste Stelle finden - sie ist dein Anhaltspunkt. Bezugspunkt muss immer die Mittelachse sein, also der spätere Reißverschluss.

Wir haben zwar eine Puppe, aber das bewahrt einen nicht vor dem Messen und Nachmessen.

Nun kannst Du den Stoff auflegen und prüfen wie die Musterverteilung funktioniert. Ich, als recht schmaler Kerl, habe wenig Probleme das Muster sinnvoll zu verteilen. Jemand mit mehr Körperumfang müsste eventuell über Zwischenstücke nachdenken.

Auf der Puppe habe ich den Verlauf des späteren Langhaarfelles bereits eingezeichnet. So sehe ich, welche Teile des Musters später sichtbar sind und welche nicht. Hier ist auch der Spielraum zum "tricksen" mit Zwischenstücken.

Der Bauch soll möglichst hell werden, der Rücken dunkel.

Das Muster läuft über dem Stoff in ca. 300mm breiten Streifen, mit meinen 230mm bin ich da ganz gut dabei - trotz Zugabe von 50mm, also 25mm auf jeder Stoffkante.
Der hellste Part soll seitlich neben dem Besatzfell liegen, also macht es nichts wenn die Seite zum Reißverschluss hin bereits wieder dunkler wird - so spart man wenigstens ein paar Stückchen Stoff.

Nachdem du das erste Stück mit entsprechendem Übermaß abgeschnitten hast (wie immer: Fellrichtung beachten!), kannst Du es umgekehrt, also das Obere unten und das Untere oben, auf dem Stoff ausrichten, um einen guten Musterübergang zu finden.

Auch am Rücken wird das Fell, wie am Bauch, von Besatzfell bedeckt werden. Hier gibt es also keine sichtbare Naht.

Unter den Achseln sieht das anders aus, hier wird zwangsläufig eine Naht sein. Deine Aufgabe ist es nun, diese Stelle so gut wie möglich zu kaschieren und die Naht im Muster zu verstecken. Um Falten kümmern wir uns dann beim Vernähen.
Verschnitt bleibt hierbei nicht aus - ich hasse Materialverschwendung, aber hier kann man nur beide Augen zudrücken und schneiden. Es bleibt zum Glück der einzige Part des Kostüms der so behandelt werden muss. Die Reststücke hebt man natürlich auf, irgendwo fehlt immer mal ein Fitzelchen.

Markieren nicht vergessen... LH - linker Hand, RH - rechter Hand, V - vorn

Die Fellrichtung aufzuzeichnen kann auch nie schaden - der Supergau ist es, wenn man ein Stück kopfüber vernäht und Nagual plötzlich ständig Gänsehaut an der Seite hat.

Letztlich haben wir also vier Stücke Stoff, auf die selbe Weise erstellt. Man misst bei jedem Stück vorher und schneidet es dem Muster entsprechend.

Die Maße helfen später beim Nähen und der Positionierung der Arme - also schön aufheben.

Nun kannst Du, wenn Du magst, die Stücke auf der Puppe mit Stecknadeln befestigen und schauen wie es einmal aussehen wird. Dann hast Du noch Gelegenheit Stücke zu ersetzen, die vielleicht doch nicht so gut passten.

Der nächste Schritt ist dann das Nähen, was im folgenden Beitrag beschrieben wird.

Sonntag, 10. Januar 2016

Nagual 2.0: Beine - Zuschnitt, Abstecken & Nähen

Abmessen und Zuschnitt nach abgenommenen Maßen
Das Fell wird, wie der allermeiste Stoff, standardmäßig als Rolle geliefert. Die meisten Rollen sind ca. 140cm breit. Das Muster folgt der Längsrichtung, also es "läuft" wie es heißt. Deshalb auch "laufender Meter", da man theoretisch unendlich viel abnehmen kann, auch ohne Musterbrüche zu haben.

Besonderheit bei Naguals Stoff ist die Wellenform die bei Schlaglicht sichtbar wird. Im Gebrauch kommt dieses Licht zum Glück recht selten vor. Wichtiger ist aber die Verteilung der dunklen und hellen Regionen auf dem Körper.

Katzen, insbesondere stark gemusterte, wie Leoparden, haben zumeist an den Innenseiten der Beine und auf dem Bauch weißes Fell. Das Muster verändert sich entsprechend an diesen "geschützten" Stellen. Bei meinem letzten Kostüm habe ich zu wenig mit diesem Kontrast gespielt - das soll nun anders werden.

Du brauchst für den Anfang deiner Arbeit ein Maßband, idealerweise ein flexibles für Näharbeiten - ein Maßband aus Metall tut es sicher auch, aber ist eher die Notlösung. Zum Markieren benutzt man am besten Schneiderkreide, sie hinterlässt kaum Spuren auf dem Stoff und man kann notfalls auch ohne Skrupel auf dem Muster einen Strich setzen.

Musterverlauf festlegen am Bein
Es gibt nun mehrere Philosophien, wie man den Stoff anlegt, absteckt, zuschneidet und schlussendlich vernäht. Ich bin weder Näher noch Schneider, wenn meine Methode also dem Fachpersonal sauer aufstößt, tut es mir jetzt schon leid. Mir ging es jeher um möglichst simples zügiges Arbeiten, aber ohne dabei zu schludern.

Als erstes lege ich den Stoff auf meiner Puppe mit der rechten (gemusterten) Seite nach außen auf und suche die ideale Position für den späteren Musterverlauf. Hier hilft es wenn man schonmal einige Stecknadeln an den Ecken anbringt. Die Kanten schlage ich sofort um, der Nahrzugabe wegen. So umgehe ich möglichst von Anbeginn an, dass mir der Fehler passiert alles auf Stoß abzuschneiden und dann der Gelackmeierte zu sein, weil mir kein Überstand bleibt um eine ordentliche Naht zu setzen.

Neuralgischer Punkt bei den Beinen sind die Kniegelenke und der Schritt. Fehlerpunkte sind hier vor allem übertriebene Enge, zu knappe Nahtzugabe und natürlich die allseits verhassten Falten.

Du achtest beim auflegen und glattstreichen peinlich genau auf jede Falte die sich wirft. Oft mangelt es nur an einer einzigen Stelle, die man glattlegen muss. Aber gerade die Durchmesseränerung am Kniegelenk wird zwangsläufig zu Faltenwurf führen... hier kann man nur später mit Gummigarn oder einem dünnen Gummizug kompensieren. Leicht faltig bleibt es trotzdem.

Auflegen und fixieren des Stoff auf dem anderen Bein
Nachdem ich das Muster festgelegt habe, markiere ich es mit Stecknadeln im Stoff und zwar dort, wo ich mir auf der Puppe Striche gemacht habe - als Fixpunkte.

Nun wird der Stoff grob zugeschnitten, bzw abgelängt. Dann handhabt es sich angenehmer. Maßabnahme von Länge und maximaler Breite über alles hilft hier beim Zuschnitt.

Nachdem das Rechteck zugeschnitten ist, wird es auf links, auf dem gegenüberliegenden Bein ausgelegt und an den markierten Stellen mit Stecknadeln festgemacht. Sofern man nicht mit sehr asymmetrischen Beinen gestraft ist, ist diese Methode kein Problem. Es ist ohnehin sinnvoll die Feinabstimmung auf jedes Bein später mit einigen Korrekturnähten vorzunehmen - das kommt aber erst in Frage, wenn der Anzug komplett fertig ist.

Stecken der Kontur am gegenüberliegenden Bein
Es gibt mehrere Methoden eine "Hose" zu nähen, beliebt ist die mit dem sog. "Zwickel", einem kleinen Stoffstück im Schritt, welches Bewegungsfreiheit bietet und die beiden Hälften verbindet. Bei dieser Art Kostüm ist es recht schwer von Bewegungsfreiheit zu sprechen - es ist immerhin hauteng und man sitzt darin wie eine Wurst in der Pelle. Diese schwierige Stelle muss solange warten, bis beide Beine und die Bauch/Brust-Partie fertig sind, vorher kann man den Anzug nicht einmal annähernd korrekt zur Probe anziehen und das wird man später sehr sehr oft tun müssen.

Um nun die Kontur des Beines abzustecken, greift man um das Bein, hinter dem Stoff und zieht so mit Daumen und Zeigefinger den Stoff zusammen wie eine Klammer es tun würde. An dieser Stelle, wenn alle Falten glatt gestrichen wurden, setzt man nun eine Stecknadel damit die beiden Stoffhälften Muster auf Muster miteinander verbunden sind.

Mit eben dieser Methode fährt man fort, bis man am Knöchel angelangt ist.

Nun kann man die Linie der einzelnen Stecknadeln noch mit einem Stift oder der Kreide nachzeichnen, damit man es beim späteren nähen leichter hat. Ich mache es gerne mit einem Filzstift, da der Stoff so dicht ist, dass man die Striche niemals sehen wird. Ansonsten verwischt mir nur meine Markierung und das nervt mich viel zu sehr.

Fertignähen der abgesteckten Linie
Genäht wird dann an der Maschine. Eine einfache Strichnaht langt fürs Erste. Dieser Stoff ist sehr dicht und hat keine Probleme mit Rissbildung. Man kann also auch eine sehr enge Stichlänge nehmen, ist aber eigentlich unnötig. Da er Polyestergarn verträgt, gehe ich hier in Punkto Haltbarkeit auf Nummer sicher. Bei anderen Stoffen und Fellen muss man mitunter Vorsicht walten lassen, denn der sehr scharfe und stabile Faden reißt ansonsten das Gewebe entzwei wenn die Maschine daran zieht.

Später, wenn man das Bein entsprechend korrigiert hat, trennt man den 20mm Überstand an der Naht ab und versäumt die Schnittkante mit einem Zick-Zack-Stich. Dann ribbelt auch wirklich nichts auf und es trägt sich angenehmer auf der Haut.

Noch ein wichtiger Tipp:
Nähe das Bein nicht bis hinunter zum Knöchel zu... dann kommst du nämlich nicht mehr mit dem Fuß durch. Später wird ein Reißverschluss oder Klett den Beinabschluss schließen, aber übergangsweise bleibt es einfach offen, ca. 10-15cm über dem Knöchel (Hängt von der Größe Deiner Ferse ab).

Nachdem das eine Bein fertig ist, wird das andere auf ebendiese Weise genäht, nur eben genau gegenteilig am anderen Bein.

Jetzt solltest du zwei Bein-Schläuche haben, die du auch schonmal Probehalber überziehen kannst um zu sehen wie das Muster wirkt und ob dir keine Fehler unterlaufen sind. Man näht manchmal Falten rein, die sind aber zum Glück relativ unauffällig, da sie innen liegen. Schlimmer wären eingenähte Wülste. Deshalb den Stoff beim Nähen immer schön glatt streifen und durch die Finger gleiten lassen. So spürt man Falten früh genug.

Im nächsten Arbeitsschritt wird aus den beiden Hälften eine "Hose" und selbige wird dann mit dem Oberteil verbunden. Das Oberteil wird separat hergestellt und wie das geht, liest du im nächsten Beitrag.

Verzweifle nicht wenn es nicht so glatt geht, wie es hier den Anschein hat. Es ist durchaus verzwickt, insbesondere wenn man den Umgang mit Stoff und Nadeln nicht gewohnt ist. Lass' dir Zeit und überlege dir jeden Schritt gut, insbesondere vor dem Schneiden - was ab ist ist ab.
Aber hüte dich vor Ängsten. Der Stoff kostet nicht die Welt und Fehler passieren nun mal. Ein Meter ist schnell nachgekauft und dann kümmert dich dein falscher Schnitt oder das verdrehte Maß ohnehin nicht mehr. Wichtig ist dass du dich beim Arbeiten wohl fühlst, dann begeht man auch weniger Fehler. Stress und Druck schadet nur.

Freitag, 8. Januar 2016

Nagual 2.0: Tape Dummy (Teil 2)

Teil 1: Formabnahme
Teil 2: Zusammenbau & Ausstopfen 

Im vorigen Beitrag hatte ich erklärt wie man die Form des Körpers übertragen kann. Jetzt muss man das leere Abbild noch zusammenfügen und irgendwie befüllen.

Füllmaterial
Im Grunde kann alles zum Füllen genommen werden. Allerdings gibt es schlechteres und besseres Material. Stärkeflocken, wie man sie zum polstern im Versand nutzt, sind eine Idee. Allerdings lassen sie sich nur bedingt stopfen. Zeitungspapier ist auch möglich, bildet aber oft unangenehme Falten und ist ebenfalls schwer gleichmäßig zu stopfen.
Was gut funktioniert sind Stoffreste oder Schaumstoffflocken. Allerdings sollten die Fetzen bzw. Flocken schön klein sein, etwa 2x2cm, ansonsten bauen sie in der Masse zuviel punktuelle Spannung an der Klebebandoberfläche auf - also einfach gesagt: Die Puppe kann aufplatzen.
Ansich kein Problem, klebt man eben wieder zu. Aber auf Dauer nervt es.

Natürlich kann man auch Stopfwatte kaufen, wie man sie zum Beispiel für Stofftiere benutzt. Diese ist allerdings exorbitant teuer. Das Kilo um die 15 Euro. Man kann allerdings günstig Großmengen abgreifen, beispielsweise Abfall aus der Decken- oder Kopfkissenproduktion. Da bekommt man für 30 Euro schonmal 7 Kilo. Das langt dann aber auch für zwei große Dummies.

Ich benutze diesesmal Kunstfaserwatte, da ich einen Großposten günstig bekommen habe. Sie hat Vor- und Nachteile gegenüber Rissfasern oder Isolierstoffen. Einerseits ist sie sehr konturfreundlich, andererseits stopft sie sich nur schwer gleichmäßig fest. Zum einen ist sie schön leicht, allerdings bietet sie Stecknadeln nur wenig bis gar keinen Halt. Schaumstoff oder Stofffetzen wäre da die bessere Wahl. Egal was du nimmst, achte auf gleichmäßiges Stopfen - keine Löcher lassen.

Als erstes muss man mal die Puppe zusammenkleben, dort wo man sie zerschnitten hatte. Also beginnt man an einem Bein und klebt von innen einen ersten Streifen Klebeband an eine Kante (roter Punkt). Nun kann man die andere Kante exakt an die andere legen und zwar so, dass sich die jeweiligen einzelnen Markierungen genau gegenüberstehen - möglichst ohne Spalt, ist ja klar. Danach hat man eine erste kurze Klebeband röhre. In die stopft man schonmal Watte und verklebt dann das Ende, damit ein Stumpf daraus wird.
Mit dieser Methode fährt man nun fort, wobei man immerzu rechtzeitig nachstopft und das Bein langsam Form annimmt. Durch die Spannung divergieren sich die Hälften naturgemäß immer mehr (roter Punkt).
Nicht im Übermut das ganze Bein im Voraus kleben - sonst kannst du es nicht mehr gut stopfen. Es ist sinnvoller wenn du dich in 10cm Schritten nach oben arbeitest. Es sollte ordentlich prall sein, aber übertreib es nicht mit der Gewalt. Orientiere dich an einem wirklich harten Kissen oder einem Polstermöbel. Wenn du drückst, sollte es sich schon noch leicht eindrücken lassen, aber eben nicht so locker, dass du deine andere Fingerkuppe spürst. Experimentiere ein wenig - man kann ja später nochmal aufschneiden und nachstopfen, wenn es absolut nicht geht.


Das war im Grunde der ganze Witz.
Es gibt nicht viel was man falsch machen kann. Wenn dir während des Stopfens Lücken zwischen den einzelnen Klebestreifen der Außenhaut auffallen, überklebe sie direkt.

Der fertige Dummy wird mit Sicherheit irgendwo aufplatzen und oder nachgeben. Das ist mit bislang bei allen dreien passiert. Ist aber nicht schlimm, einfach zusammendrücken, so gut wie möglich auf Kante quetschen und verkleben. Irgendwann ist er so gut verklebt, dass es hält.

Ich male mir gerne noch die Position der Gelenke und der Taille auf die Puppe, sowie die vertikale Mittelachse und die Schultergelenke, an denen später rundrum die Ärmel vernäht werden. Muss man nicht machen, erleichtert nur das Anpassen ein klein wenig.

Die Puppe lässt sich so nur schwer platzsparend aufbewahren. Meistens ringt man mit dem Ding auf dem Boden, wie beim schweizerischen Schwingen und flucht wenn man darüber stolpert. Später lässt sie sich ganz einfach aufschneiden, die Füllung entnehmen und man kann sie in einer Schublade zusammengelegt lagern. Ich habe diese hier zum einen gemacht, damit ich es dir zeigen kann - aber auch, weil ich einen Spleen habe und glaube, dass man ein neues Projekt besser ganz von vorn beginnt. Ein bisschen Irrsinn muss man sich ja gönnen.

Mit der Puppe kannst du dir auch Kleidung schneidern die exakt passt. Es muss also nicht immer Buya sein. Hoffentlich klappt alles und du bist nicht genervt vom süßlichen Gestank des Klebebands. In den nächsten Beiträgen zeige ich dann, wie man das Kostüm schneidert - dann wird 's ernst.

Sonntag, 3. Januar 2016

Nagual 2.0: Tape Dummy (Teil 1)

Teil 1: Formabnahme
Teil 2: Zusammenbau & Ausstopfen 

Es ist durchaus schwierig die eigenen Körperkonturen richtig einzuschätzen und Maße abzunehmen, mit denen man auf dem Stoff etwas anfangen kann. Simpler ist es hier, eine Puppe, bzw. Dummy genannt, anzufertigen. Diese Puppe übernimmt dann die eigene Rolle und so kann man sich den Stoff regelrecht auf den Leib schneidern. Außerdem meckert die Puppe nicht, wenn man ihr Stecknadeln ins Fleisch rammt.

Für einfachere Kleidungsstücke langt natürlich auch ein Schnittmuster, einfaches Abnehmen der Maße am eigenen Körper, ein Zettel zum notieren und Papier um die Muster auf den Stoff zu übertragen. Aber beim Buyabau ist das alles ein wenig komplizierter.

Die Puppe entsteht aus Klebeband, so erhält man eine recht genaue Form des Körpers und kann trotzdem noch recht leicht wieder aus diesem Klebeband-Kostüm aussteigen.

Man benötigt folgende Dinge:
  • einen Helfer (ohne ist es der blanke Horror und zum Teil auch nicht machbar)
  • Frischhaltefolie
  • Panzerband (Gewebeklebeband, grau)
  • Einen permanenten Marker-Stift
  • Eine scharfe Schere
  • Geduld & 1 1/2 Std. Zeit
Oft sieht man in den Beschreibungen dieser Technik, dass eine Malerkombi oder ähnliches empfohlen wird. Ich habe festgestellt, dass diese Methode dann doch sehr viel ungenauer ist, als die Methode die ich hier vorschlage, mit Frischhaltefolie. Beides soll das Kleben des doch sehr starken Klebebands auf der Haut verhindern.
Ich empfehle dir die Folie als Zwischenlage, auch wenn man dabei in Unterwäsche rumsteht. Dann benötigt man eben einen Helfer, der sich nicht gleich halb krank lacht, wenn er einen in Unterhose sieht.

Durch die Folie und das Klebeband kann man sich nicht durch Schwitzen abkühlen und es wird einem zum Teil unangenehm warm. In Verbindung mit der einengenden zusammenschnürenden Wirkung des Klebebands, kann das schon mal zur humoristischen "Soldatenkrankheit" führen - also wenn die stramm stehenden Soldaten beim Appell einfach in Ohnmacht fallen, weil der Hauptmann den Klang seiner Stimme so liebt.

Denk' deshalb daran Dich regelmäßig zu bewegen, Fußgymnastik zu machen und atme unbedingt beim bekleben der Brustpartie, vor dem Aufkleben des nächsten Streifens, immer tief ein! Sonst bleibt dir am Ende die Luft weg.

Du brauchst in etwa 3 Rollen à 20 Meter Klebeband. Das variiert natürlich durch deine Körpermaße. Zum Vergleich: Ich bin 1,75m groß und recht dünn gebaut. Also rechne für einen doppelschichtigen Dummy lieber mit mehr Klebeband.

Achte auch darauf dass es gutes Zeug ist. Auf dem Bild nebenan siehst du die Klebefläche. Sie ist weiß. Es gibt auch Gewebebänder, die sind wesentlich dünner und deren Klebefläche ist grau. Die grauen kleben nicht nur schlechter, sie sind auch so dünn, dass sie sich sofort wie ein Ringelschwanz zusammen kringeln. Eher unpraktisch. Preislich sind sie witzigerweise fast gleich teuer/günstig.

Das erste was du und dein Helfer machen, sind Streifen abreißen. Im Schnitt 30cm lang. Die werden dann auf Vorrat überall, an jede Tischkante und jeden Schrank, geklebt, damit man später nicht soviel rupfen und schneiden muss.
Streifen, Streifen, Streifen... überall.

Mit dem Klebeband kann man im Grunde alles kleben, das weiß man nicht erst seit den Mythbusters-Folgen. Bei der Luftwaffe haben wir damit Fahrwerksklappen für Verlegungsflüge notdürftig befestigt... deshalb warne ich dich auch davor: Das Zeug zieht dir auf Dauer die Haut von den Fingern! Besser vorher gemütlich abschneiden.

Dann geht es eigentlich schon los.
Zuerst wickelt dich dein Helfer in Frischhaltefolie ein. Damit du auch schön frisch bleibst, solltest du vorher nochmal auf Toilette gehen und was trinken. Ab jetzt wird es wortwörtlich eng.
Die Folie muss die Haut vollständig bedecken, es darf kein freies Fleckchen bleiben. Mehrfache Schichten sind nicht nötig, aber dort wo es sich nicht vermeiden lässt, schadet es auch nicht. Achtet nur darauf dass sich keine allzu großen Falten bilden.

Man beginnt bei den Fußgelenken und arbeitet sich gleichmäßig, Streifen für Streifen, immer leicht überlappend, nach oben vor.
Jeder Streifen sollte sich gut um die Kontur legen, wenn er zu viele Falten wirft, macht man ihn besser wieder ab (sofern man es hinbekommt ohne die Folie mitzunehmen).

Allzu heilig muss man es aber auch wieder nicht haben. Schließlich wird sich die Puppe beim Ausstopfen auch noch etwas verformen und einige kleine Falten machen nichts aus. Es geht hier mehr um Orientierungspunkte. Also wo beispielsweise die Ellenbogen sitzen, das Kniegelenk oder der Schulteransatz.

Jeder Streifen sollte stramm sitzen, aber nicht auf Zug geklebt sein. Wenn man es mit der Enge übertreibt, kippt man nicht nur irgendwann um, weil einem das Blut zu Kopfe steigt, sondern man verfälscht auch die Körperform.
Alarmzeichen sind übrigens eiskalte blutrote Hände und Füße... dann lieber mal ne Runde durch den Raum watscheln oder im Notfall aufschneiden. Nicht dass sich hier noch einer selbst umbringt, mit dem Teil.

Beim Kleben der Brust unbedingt vor jedem Aufsetzen des nächsten Streifens tief einatmen und den Bauch raus strecken. Die Kunst ist es, den Bauch später im Kostüm zu verstecken, nicht ihn ständig eingezogen zu halten. Fett sind wir schließlich alle... also keine Scheu.

Hat man eine Schicht geschafft, kann man noch eine darüber machen - ebenso wie die erste Schicht.
Es ist nicht unbedingt zwingend nötig. Aber es erleichtert das spätere Ausstopfen. Meistens würde eine Schicht reichen, aber der allererste Dummy sollte vielleicht doch etwas robuster ausfallen. Man beutelt das Ding später ganz schön.

Ist man beim Hals, knapp unterm Kehlkopf angelangt, kann man aufhören.
Nun ist der Dummy eigentlich fertig - nur raus muss man noch.

Klar aufschneiden. Nur wie kriegt man ihn dann später passgenau wieder zusammen? Als erstes zeichnet man Linien (Punkt 1 im Bild), insgesamt vier Stück. Eine vom Hals, bis zum linken Handgelenk, dann eine vom Hals bis zum rechten Handgelenk. Darauf je eine vom Hals, seitlich an Brust und Bauch entlang, über die Hüfte, bis zum jeweiligen Fußgelenk.
Das sind die Schnittlinien.

Im 90° Winkel zu dieser Linie malt man nun viele kleine Querlinien, die einem nach dem Zerschneiden als Markierung dienen werden. Man bringt sie dann auf Deckungsgleiche und verklebt das Ganze wieder. So erhält man dann die leere Puppe, die nur noch gestopft werden muss.

Beim Schneiden muss man recht vorsichtig vorgehen. Immer im flachen Winkel vorwärts und nicht unbedacht schneiden. Die Haut wirft gern Falten in die man ansonsten hinein schneidet. Eher unangenehm, deshalb schön vorsichtig.
Erst die Arme, dann den Rest.

Auf dem Bild sieht man gut die Schnittlinie und die vielen Querlinien zum späteren Wiederverkleben.

Am besten man schneidet sich selbst aus dem Dummy, so muss der Helfer einem nur bis knapp unter die Brust helfen und die schwierige Passage über die Schenkel und Beine übernimmt man selber.

Freitag, 1. Januar 2016

Nagual 2.0: Planung - Material

In diesem Unterpunkt zeige ich Dir in aller Kürze die gängigsten Materialien zum Kostümnähen oder auch dem Nähen allgemein. Hauptsächlich geht es allerdings um Kunstfell und entsprechende Hilfsmittel, die bei dessen Verarbeitung zweckdienlich sind.

Fell ist nicht gleich Fell
Wenn Du irgendwann mehrere Läden, ob real oder virtuell, abgeklappert hast, wirst Du selbst sehen, dass es mitunter erhebliche Unterschiede bei den angebotenen Stoffen gibt.

Unterscheiden wir erst mal Kurz- und Langhaarfell.
Man kann sich jetzt prügeln ab wann es zum Langhaar wird, aber generell denke ich ist alles unter 1cm (10mm) Florhöhe (also "Haarlänge") als Kurzhaarfell zu bezeichnen. Demgemäß alle Längen darüber entsprechend Langhaarfell.

Dann unterscheidet sich noch die Produktart des Fells.
Und zwar in Fellimitat, Kunstfell (bzw. Webpelz) und Plüsch. Ohne jetzt auf die exakten Produktionsdetails einzugehen, kann man grob sagen, dass Fellimitate aufgrund des höheren Arbeitsaufwands und der längeren Produktionszeit die teuersten Vertreter dieser Zunft sind.

Beim Imitat, gleich ob kurz oder lang, werden die Fasern aufrecht in ein Grundgewebe eingebracht und fixiert, damit es wie echtes Haar fällt. Webpelze gehen ähnlich vor, nutzen jedoch zumeist eine Plastikschicht auf der Rückseite zur Befestigung der Florfasern. Plüsch entsteht durch das Einbringen von Faserschlingen, die nach dem Weben aufgetrennt werden, oder aber er wird durch eine entsprechende Webform direkt durch das Muster erzeugt. Je nach Florlänge unterscheidet sich dann (von kurz nach lang) Frotté, Microplüsch, Teddyplüsch und Edelplüsch.

Bei allen Fellen muss man den Verwendungszweck beachten.
  • Plüsch kann kurze Fasern haben, wie man es von Stofftieren kennt, kann aber auch längere Fasern haben. Es wirkt allerdings nicht wie ein echtes Fell, da die Haare nicht fallen, sondern krude umher stehen. Je nach Faserlänge kann man aber das Fell in eine Richtung bürsten und mit Hitze oder einem feinen Klebstoffnebel in dieser Form fixieren. So werden im übrigen Futterale für Winterjacken aus Plüsch industriell hergestellt. Als Fell für ein Tierwesen, welches ja einem realen Vorbild entsprechen soll, kann Plüsch nicht dienen. Es ist etwas für Cosplay und die Furry-Szene, welche u. a. eher die Optik eines Comic suchen.
  • Zweckmäßiger für Futterale sind Webpelze, also Kunstpelz. Für ein Kostüm sind sie auch denkbar, allerdings sind sie sehr schwer gewebt und durch die Schicht Plastik und das Trägermaterial auf der Rückseite sehr winddicht. In diesem Kostüm wird es einem also enorm heiß werden und es gäbe kaum eine Möglichkeit durch Schwitzen Kühlung zu erlangen. Im Sommer ein nicht zu unterschätzender Faktor als Darsteller eines Tierwesens.
  • Imitat ist das Fell der Wahl, wenn es um Realismus und maximal erreichbaren Tragekomfort geht. Die einzelnen Haare verhalten sich nahezu realistisch und das Trägermaterial (meist ein Strickgewebe oder ein dünner Webstoff) lassen Luft durch. Je nach Produkt kann das Fell eine dickere oder dünnere Unterwolle haben. Sie soll Volumen schaffen und verhindern, dass man das Trägermaterial durchschimmern sieht. Oft macht einem aber diese Unterwolle beim Arbeiten Probleme, da sie, im falschen Winkel abgeschnitten, furchtbar aussieht. Zudem ist sie der Alptraum für jeden automatischen Vorschub einer Nähmaschine.
Beim Kurzhaarfell hat man weniger Probleme.
Hier kann ein sehr feiner Webpelz bereits ausreichen. Imitate sind aber auch hier die beste Wahl, allein da die Optik zumeist viel mehr hergibt. Unterwolle haben diese Stoffe keine. Je kürzer die Fasern, desto dichter müssen sie stehen, um das Untermaterial nicht sichtbar werden zu lassen. Man sollte also bei Kurzhaarfellen vor allem prüfen, wie sich das Fell verhält, wenn man es in spitzen Winkeln um Kanten legt.

Preise und Variationen
Preislich kann man davon ausgehen dass Plüsch am günstigsten zu erhalten ist.
Hier bewegt man sich zwischen 6 und 8 Euro je laufenden Meter, abhängig von der Florhöhe. Es gibt Plüsch in allen Farben und Ausprägungen. Man hat also eher die Qual der Wahl.

Direkt danach folgt Kurzhaarimitat, welches man ab 9 Euro bekommen kann. Die Farben und Muster sind mannigfaltig. Tiger, Leopard, Zebra, Wildhund... es ist alles denkbar.

Webpelze kann man bereits ab 9 Euro bekommen, kosten derzeit aber um die 12 Euro je Meter. Die Auswahl ist riesig, weshalb definitive Angaben schwer möglich sind.

Langhaarpelz und Langhaarimitat sind die teuersten Vertreter. Hier beginnt man bei 14 Euro und ist nach oben unbegrenzt. Imitate kosten im Schnitt aber 20 Euro der Meter und haben eine exzellente Qualität. Es ist nicht nötig teurer zu kaufen, wie andernorts gern angemerkt wird.

Bei Mustern muss man zwingend eine gewisse Regelmäßigkeit in Kauf nehmen. Das Muster kann konstruktionsbedingt nicht natürlich konfus sein. Man arbeitet deshalb mit Wellenformen in der Musterung und versucht soweit als möglich gerade Kanten zu meiden. Einfarbige Tierwesen haben es hier viel leichter.
Viele Imitate sind mittlerweile soweit, dass die Haare dunklere bzw. hellere Spitzen haben, dass ab und an schwarze oder weiße Haare eingewebt sind, welche dem ganzen Fell ein äußerst natürliches Bild verschaffen. Durch die Länge der Florfasern und den optischen Effekt, kann man mit diesen Fellen im Grunde eine nahezu perfekte Illusion erzeugen.

Stoffe
Welche Stoffe braucht man fürs LARP?
Im Grunde alle, die "altertümlich" aussehen, oder es eben sind. Stoffe aus Wolle, Leinen, aber auch Baumwolle und Seide. Wer Wert auf geschichtliche Korrektheit legt, hat es hier besonders schwer.
Die meisten Klamotten die man in einschlägigen Larp-Läden sieht, sind keineswegs historisch korrekt. Es ist ja auch im Grunde strunzegal. Manche Leute legen aber Wert darauf, weshalb auch immer.

Was ich witzigerweise öfter lese, sind Irrtümer über Wollstoffe.
Deshalb hier ein kurzer Woll-Exkurs.

Reine Wolle?
Die meisten Wollstoffe haben einen gewissen, wenn auch geringen, Synthetikanteil. Er dient bei der Produktion der Reißfestigkeit der Wollstränge, sowohl beim Stricken als auch beim Weben. Die einzelnen Fasern werden beim Trieb durch die Maschinen sehr beansprucht, deshalb sind nur hochwertigste Gewebe wirklich aus absolut reiner Wolle... wie man das herausbekommt?  Anzünden. Ja, man nimmt ein Stück Wolle und zündet es an. Riecht es nach verbrannten Haaren und verbrennt vollständig zu Asche, ist es tatsächlich reinste Wolle. Ansonsten bleiben kleine schwarze Plastikkugeln zurück.

Reiß- und Schurwolle
Reiß- oder Rupfwolle ist aus allerlei alten Wollabfällen produziertes Gewebe. Man erkennt sie an der rauen Struktur und gebrochenen kurzen Fasern. Wenn man im Geschäft eine Larp-Kluft anfasst und man merkt das Kratzen der vorstehenden scharfen Fasern an den Fingern, sollte man die Finger davon lassen, sofern der Laden mit hochwertiger Wollkleidung wirbt. Das wäre nämlich glatt gelogen. Durch bürsten und Scheren kann man hier oberflächlich tricksen, deshalb immer die Nähte von Kleidung zur Kontrolle betrachten, die lassen sich weitaus schwerer als hochwertig maskieren.

Kleidung aus langfasriger Wolle, die in traditioneller Technik verwoben wurde, trägt sich nicht unangenehm auf der Haut. Das Kratzen entsteht beim Stricken und durch die Verwendung kurzfasriger Gespinste bzw. Garne, oder durch die mindere Qualität der Wolle selbst, welche von Schafen stammt, die stark schuppige Haare besitzen und eigentlich nicht für die Bekleidung taugen. Es kann auch ein Zeichen dafür sein, dass beim Färben gepfuscht wurde, da die Färbemittel zu aggressiv waren und die Faser dadurch rau wurde. (Die Schuppen der Wollhaare stellen sich dann auf und werden scharfkantig)
Die allermeiste Wolle die man in Geschäften rumliegen sieht, ist sehr kratzend, weil aggressiv gefärbt. Alternativen gibt es beim Schneiderbedarf, oder man weicht auf Naturfärbung aus, muss dann aber höhere Preise und eine weniger breite Farbpalette in Kauf nehmen.
Wem das zu dumm ist, empfehle ich einfach eine dünne Lage aus Baumwolle unter sein Gewand mit einzunähen. So liegt es weich auf der Haut und ist auch noch formstabiler, wenn es mal nass wird.

Filz und Loden
Oft liest man Loden, sieht aber Filz. Unterschied ist, dass beim Filz die Wolle nicht gesponnen und zu einem Rohstück gewebt oder gestrickt wird, sondern einfach als Vlies ausgelegt und dann durch Dampf und mechanische Arbeit die Fasern miteinander verfilzt werden. Erwähnenswert wäre noch das Filzen eines Wollgewirks, wie es bei Hüten üblich ist.
Beim Loden unterscheidet sich jedoch zusätzlich, ob er als echtes Gewebe gewalkt wurde, oder auch als echter Strick. Also eine Verbindung aus zuvor gesponnenen Fäden, welche dann verfilzt wird.
Strickloden liegt lockerer auf der Haut, ist aber weniger dicht und oftmals aufgrund der großporigen Gewebestruktur des Stricks nicht vollständig wasserdicht. Echter gewebter gewalkter Loden, ist demnach nicht nur seltener, schwerer und steifer, er ist auch um vieles teurer, dafür aber wasserdicht.
Die allermeisten Kostüme fürs Larp nutzen Filz und/oder Strickloden. Es gäbe auch keinen Grund es anders zu machen, da es ohnehin zum größten Teil auf die Optik ankommt. Man sollte nur nicht in der Gegend herum rennen und mit seinem "Echten Loden" angeben wollen, das geht dann nicht nur in die sprichwörtliche Hose.

Soviel zur Wolle.

Baumwolle? Im Mittelalter?
Davon abgesehen dass es "das Mittelalter" nicht gibt, sondern man von mindestens drei Epochen spricht (früh, hoch & spät), ist die Baumwolle keineswegs eine absolute Neuerung unserer Zeit.

Die Baumwollpflanze wächst in vielen Regionen der Erde natürlich vorkommend, so etwa in Indien, Afrika, Mittelamerika. Man streitet sich darüber wer nun damit angefangen hat das Zeug zu züchten und Fasern daraus zu ziehen. Allgemein anerkannt ist aber die Nutzung für Kleidung in Indien ab ca. 3000 vor Christi. Sie stammt also nicht, wie viele glauben, aus Nordamerika.
Den Azteken bzw. deren Präkulturen wird nachgesagt, sie hätten Baumwolle schon fast großindustriell gezogen. Es fehlen allerdings handfeste Beweise.

Letztlich verhält es sich mit der Baumwolle wie mit der Seide, sie war in der Blütezeit der mittelalterlichen Handelskultur auf den Märkten präsent und wurde auch vom Adel getragen. Für den einfachen Landmann war es aber ebenso unerschwinglich, wie unmöglich, derartig edle Kleidung zu tragen, wie es ebenso nicht seinem Stand entsprach fürstlich zu speisen.

Ich persönlich denke ja, man kann im Larp tragen was man will und was einem gefällt... aber wenn es unbedingt geschichtlich relevant sein muss, dann "darf" eben nur der Edelmann ein Baumwollhemd oder Jäckchen tragen.

Da Baumwolle ausgesprochen günstig zu haben ist, es ein sehr gutmütiges Material im Gegensatz zu beispielsweise Leinenstoff ist und die Auswahl so riesig ist, würde ich im Grunde jedem empfehlen schlichtweg Baumwollstoff zu benutzen. Es gibt Gewebe die auch die Optik vom eher gröberen Leinen nachahmen und dennoch günstiger sind und sich natürlich viel angenehmer vernähen.

Ich nutze Leinenstoff eigentlich nur deshalb, weil ich die Optik hübsch archaisch finde und er sich so angenehm klimatisch trägt. Außerdem umgehe ich damit die blöden Kommentare der Leute, die mich eh schon in der Luft zerreißen, weil ich ein Katzenwesen darstelle. Es ist ja mal wieder Mode, Menschen zu diskriminieren.

Deshalb nun zum:


Leinen (alt.: Linnen), od. Flachs
Es handelt sich hierbei um Fasern der Flachs-, bzw Leinpflanze. Viele glauben es handle sich bei Leinen um Hanf, was aber nicht stimmt. Lein ist eine hübsche, blau blühende, Pflanze und sieht sehr gut aus im Garten, kann ich nur empfehlen.

Mit viel Arbeitsaufwand wurde früher per Hand, durch schlagen und Walken, kämen und neuerlichem Schlagen, dem Leinstengel seine Faser entnommen. Die Pflanze ist sehr genügsam, das reinste Unkraut und wächst ohne viel Probleme nahezu überall. So entstanden in vielen Regionen Zentren der Leinstoff Herstellung.

Heute natürlich alles industriell, ist der Stoff sehr günstig zu bekommen. Allerdings haben sich aufgrund der Rationalisierung und der bescheuerten modernen Marktpolitik, wie so oft, Fehlerquellen eingeschlichen. Die meisten Leinenstoffe sind Mischgewebe mit Baumwolle und Leinen.
Weiterhin werden grobe und harte Fasern versponnen, da man Geld sparen will und auch den Abfall benutzt. Das führt zu Brüchen in der Faser und so entstehen Löcher im Gewebe. Außerdem wird mit Unmengen Chemie versucht die Fasern wieder flexibel zu machen. Bleichstoffe lassen die leicht gelbliche Grundfärbung des Leinen zum weiß werden, damit es daraufhin wieder günstiger, weil mit weniger Farbe, gefärbt werden kann... wer also glaubt er kaufe gesund, weil Leinen darauf steht, der irrt.

Fürs Larp empfehle ich den Leinen wegen seiner Optik und geschichtlichen Verbindung. Im Grunde, neben Hanf DAS Zeug für mittelalterliche Klamotte. Er verarbeitet sich allerdings recht eigensinnig. Man muss unbedingt nach dem Zuschnitt die Schnittkanten versäumen! Sonst hat man binnen kürzester Zeit nur noch einzelne Fäden in der Hand. Ebenso im übrigen bei Hanfgeweben, die aber kaum zu bekommen sind, da der Hanfanbau aufgrund der Gesetzgebung und dem gesellschaftlich schlechten Ruf der Pflanze, als vermeintliche Droge (was natürlich bei diesen männlichen Hanfpflanzen ungerechtfertigt ist, aber keiner weiß), sehr erschwert ist und man keine Abnehmer für die Stoffe bekommt. Der Stoff den man beziehen kann ist in etwa so dick wie hartes festes Baumwollgewebe... so Bundeswehr-Parka-mäßig

Bezugsquellen
Ich möchte keine große Werbung für große Ketten machen, die mache ich beruflich schon viel zu oft und offenkundig zu gut... deshalb gebe ich dir hier nur meine persönlichen Bezugsquellen weiter und beschränke mich auf diejenigen, deren Adressen ich eher seltener andernorts gelesen habe. Bei dieser Gelegenheit möchte ich die Geschäftsführer unterstützen, die keinen riesigen Kundenstamm haben und/oder noch recht neu im Geschäft sind. Zudem sind sie die preiswertesten die ich kenne.

Die Liste wächst stetig und ich aktualisiere sie zu gegebener Zeit, deshalb schreibe ich dir den Stand der Information dazu:

envogue.biz
Ein schöner kleiner OnlineShop, hauptsächlich für Stoffe und Kurzwaren. Hier beziehe ich das Fell von Nagual. Es steht unter der Rubrik Stoffe->Fell-Imitat, Web-Pelz
Der Strickloden ist auch sehr angenehm und preiswert. (Stand: 01.01.2016)

kaemycos.com
Von hier wird das braune Besatzfell für Nagual bezogen. Dieses junge Unternehmen hat sich das angenehme Ziel gesetzt hochqualitatives Fellimitat zu recht bezahlbaren Preisen zu importieren. Ich bin voll und ganz überzeugt, mein wölfischer Mitspieler "Skal" ebenso. Die Verfügbarkeiten schwanken teils arg. Man sollte also eventuell auf Vorrat kaufen, sofern man sich nicht sicher ist, ob man irgendwann Ersatz benötigt. (Stand: 01.01.2016)


Nagual 2.0: Planung



Planungsphase
Ehe man beginnt (wieder) ein Kostüm zu schneidern, muss man sich natürlich sicher sein, wie es einmal aussehen soll. Sinnvoll hierbei sind Skizzen oder gleich ganze Konzeptzeichnungen. Je nach Lust und Fähigkeit, fallen diese dann entsprechend umfangreich aus.

Mir ist aufgefallen, dass eine gute, sprich: aussagekräftige, Zeichnung einen wesentlichen Beitrag zur Verwirklichung eines Projektes beitragen kann. Gleich ob Kostüm, Kleidung oder Webstuhl. Deshalb sollte man diesen Aspekt der Planung nicht unterschätzen oder gar verteufeln, nur weil man glaubt nicht "gut" genug zeichnen zu können. Es geht hier weit weniger um Kunstwerke denen alle Welt lechzend nachrennt, sondern mehr um das eigene persönliche Verständnis dessen, was man sich als Endergebnis vorstellt.
Allererste Skizze von "Nagual"

Ebenso zur Planung, gehört auch das erkennen der Fantasie, welche man im Kopf hat und welchen Wert man diesem Bild beimisst. Es ist von großer Wichtigkeit, genau zu wissen was man will und dass man es tunlichst vermeidet irgendwelchen Chimären zum Opfer zu fallen. Einer der größten Trugschlüsse ist im Übrigen andere Arbeiten kopieren zu wollen und/oder zu glauben das Heil läge in der Absolution durch Bastler-Kollegen.

Man neigt generell zur Idealisierung. Deshalb sollte man seine Vorstellung zwar mit dem fertigen Kostüm messen, aber sich immer im Hinterkopf behalten, dass man keine derartig fantastische Form, wie sie in der eigenen Vorstellungskraft existiert, erreichen werden wird. Es kann immer nur ein Näherungswert der eigenen Idee werden.

*
Ein paar Worte über "Perfektion"
Ansichten desjenigen, dem diese ständig abverlangt wird.

Wir sind alle mehr oder weniger verwöhnt von visueller Perfektion. Die moderne Tricktechnik in Serien, Filmen und Spielen verzerrt unser Urteilsvermögen über das Machbare. Virtuelle Effekte haben die Maskenbilderei und Kostümschneider nicht ausgelöscht, aber bei vielen Zuschauern das Werteverständnis manipuliert. Photorealismus und Animationen gaukeln Ideale vor, die man in der Wirklichkeit, mit Handwerkszeug und realen Materialien, nicht erreichen kann.

Ich empfehle daher einen Schritt zurück zu machen. Besuche Theateraufführungen oder betrachte dir die Masken älterer Filme, aus Zeiten da Computer noch ganze Räume füllten. Dort findet man eher das Ideal, welches man für sich wählen sollte. Du wirst keinen Gollum aus den "Herrn der Ringe"-Filmen schneidern können; Du wirst immer ein Mensch bleiben, der eben 'nur' wie ein Gollum aussehen soll. Das muss dir klar sein, ansonsten zerbrichst du unter dem Druck der Perfektion. Es wird Deine Interpretation dieser Figur sein. Bedenke, dass es weit vor so manchem Film die Fantasie gab, derer man sich bediente. Wer hat sich als Kind beim Spiel darüber mokiert dass Winnetou nur eine alte Schwanenfeder am Kopf trug, Old Shatterhand nicht wie Lex Barker aussah und sein Henry Stutzen nur aus einem Stock bestand? Richtig, keiner.
Weil es vorrangig um Spaß ging.

In anderen Betätigungsfeldern ist man notwendigerweise ständig absolutem Zwang zur Perfektion unterworfen. Mit ist dies einer der Gründe weshalb ich die Arbeit am Flugzeug niemals als reinste Erfüllung empfand, sondern immerzu jenes schwerwiegende und düster dräuende Gefühl der Verantwortung für Leib und Leben mitschwang, welches einem tagtäglich Höchstleistung an Aufmerksamkeit und Voraussicht abverlangte.
Es verwundert deshalb vielleicht nicht, dass ich dem Druck, jener allenthalben geforderten Perfektion, nicht nachgeben und ihren eigentlichen Sinn, in dieser oder in jener Lage, nur zu gerne in Frage stellen möchte.

Welch gequälte und von Verlustangst gebeutelten Wesen wären wir doch, würden wir selbst der kleinsten trivialen Handlung einen derartigen Stellenwert einräumen; lediglich um eine willkürliche Form eines noch weitaus willkürlicheren Idealzustandes zu erlangen, welcher uns eine heile Welt vorgaukelen möchte, die es niemals geben kann und auch nicht geben muss. Wir dürfen nicht vergessen, gleich wie wichtig uns unser Schaffen und Tun im persönlichen Ringen um Erfolg scheint, dass all unser Bestreben vorrangig dem Vergnügen dienen soll und nicht des Bestehens einer irgend gearteten Prüfung. Noch ärger sollten wir gar jene vermeintlich immerzu wachenden Augen derer meiden, denen wir stets glauben genügen zu müssen. Denn allem voran, ist jede schöpferische Arbeit ein Quell der persönlichen Freude und nur dies soll es sein - ein Quell der Freude.

Hüte dich vor den Leuten die diesen Irrtümern ebenfalls anheimfallen und dich darauf folgend über deine vermeintlich unzureichende Arbeit belehren wollen. Du kannst keine industrielle Arbeit leisten und auch keine Ein-Mann/Frau-Wunder wirken.

Die allseitige Verfügbarkeit und zügige Vergleichbarkeit, ohne großen Aufwand des Suchens und Abwägens, von Informationen und die dadurch zur Lappalie verkümmerte Meinungsfindung, ebenso auch deren Äußerung, macht dem schöpferisch Tätigen das Dasein schwer. Der ewige Kampf gegen den Unmut und die leichthin geäußerte Abscheu wird zum zentralen Element der Existenz, begünstigt durch die ungesunde Fixierung auf das eigene Tun, als Pfeiler der eigenen Selbstachtung.
Nur zu gerne reißen Legionen von Unbedarften vermeintlich befähigteren oder gar selbsternannten Vorstehern eines Bereichs diese Säulen nieder, vorrangig zum Zweck der eigenen Belustigung, aber auch nachrangig zur Steigerung ihres eigenen Selbstwertgefühles.

Natürlich gibt es einige Schmieden die Kostüme erzeugen bei denen man durchaus ins Staunen gerät, insbesondere durch deren Realitätsgrad und technischer Umsetzung. Du darfst aber niemals vergessen dass in diesen Kostümen Jahre, wenn nicht Jahrzehnte Übung und Erfahrung stecken. An diesen Projekten arbeiten Gruppen von Schneidern, unterstützt durch finanzielle Mittel von denen wir Privatleute nur träumen können. Hier handelt es sich auch oft um Marktwirtschaftler und nicht um Hobbyisten. Du kannst dich inspirieren lassen, aber hüte dich vor diesen Dingen als Maßstab für deine eigenen Arbeiten. Diesem Maßstab verfallen all jene zu gerne, die niemals eine Nadel in Händen hielten und niemals den inneren Krieg mit sich ausfechten mussten, ob des eigenen vermeintlichen Versagens, da das angestrebte Ziel nicht erreicht werden konnte.

Es ist gut Vorbilder zu haben und seine Ziele hoch zu stecken, aber wenn du allein mit deiner Nähmaschine und als reines Hobby, neben der Schule oder Arbeit, solche Perfektion erreichen möchtest, wirst du höchstwahrscheinlich keine Freude an deinem Tun haben - und darum sollte es, um es nochmals zu verdeutlichen, vorrangig gehen: Die Freude am Schaffen.
Du möchtest schließlich Cons besuchen und nicht ewiglich verzweifelt an der Nähmaschine sitzen, die zerfleischenden Kommentare über Deine Arbeiten lesen und letztlich, bar jeder Alternative, deprimiert das Handtuch werfen.

Wer deine Mühen nicht wertschätzt, würde ohnehin selbst das perfekteste Kostüm verteufeln. Also lass' dich nicht auf diese Spiele ein, dabei verlierst du unter Garantie. Halte nach Menschen Ausschau die ebenso denken wie Du und glaube keinesfalls alles was vermeintliche Gurus predigen. Bei Lichte betrachtet halten deren Kostümierungen allzu oft ihren eigenen Ansprüchen nicht stand und sind zudem mit schnödem Geldeinsatz in ihre Hände gelangt, was keinem wirklichem Opfer entspricht.

In diesem Sinne verweise ich auf meine liebste Hausregel, wie sie im Schwäbischen gerne an die Hauswände von Neubauten geschrieben wurde:

Ich habe gebaut nach meinem Sinn
Dem 's nicht gefällt, der geh nur hin.
Es hat mich gekostet mein schönes Geld,
Darum hab ich gebaut, wie mir 's gefällt.

*

Fertiges späteres Charakterbild
Zeichnung & Bebilderung
Zeichnungen helfen Problemstellen, oder sagen wir Engpässe, in der Planung zu erkennen.
Viele Details am Kostüm erkennt man erst, wenn man sie gezeichnet sieht.
Beispielsweise die Proportionen. Der Schweif eines Buya sollte in etwa halb so lang sein, wie die Körpergröße. Zumindest ist dies die Ableitung aus der Natur der meisten Großkatzen. Hierzu misst man einfach auf Photographien nach und ermittelt prozentuale Verhältnisse. So kann man auch Gesichtszüge oder die Größe von Ohren und Krallen ableiten bzw. umrechnen.
Man benötigt so nicht unbedingt einen Fix-wert, auf den man seine Messungen bezieht. Es genügt wenn man sagen kann: "Die Schweiflänge steht im Verhältnis halbierend zur Gesamtkörperlänge". Ebenso verfährt man bei Ohren, Augen, Nase, was auch immer man braucht.

Bilder geben einem auch einen Eindruck davon, welche Merkmale den späteren Charakter auszeichnen, also was ihn als DAS Wesen erkennbar macht. Zum Beispiel sieht man dem Buya auf 100 Meter Entfernung schon sein buntes Fell an, also sucht man entsprechendes Material.
Tasthaare und die Ohren sind ein Merkmal, bei dem jedem sofort klar wird, dass es sich um ein anderes Wesen handelt.
Diese Zeichnungen geben Auskunft über alle Details die man später umsetzen möchte. Was aber nicht bedeuten muss, dass sie alle sofort umgesetzt werden müssten. Sicherlich ist es gut wenn man beispielsweise die Füße eines Buya ebenfalls darstellen möchte - aber man kann auch erst einmal Stiefel tragen und diese Idee später umsetzen.

Hat man den idealen Buya gemalt, so versucht man sich selbst in dieses Bild einzuarbeiten. Da man keiner fremden Formvorgabe folgt, ist es im Grunde nicht weiter schwer. Buya können dick, dünn, klein, groß, kräftig oder zart sein. Da ist also hierbei kein Problem.

Im Augenblick ist es noch unerheblich welche Fähigkeiten der Kerl mal haben soll. Derzeit erschafft man lediglich die zweite Haut, die dieses Wesen ausmachen soll. Wenn man Wert auf dramatische Darstellung legt, sollte man eventuell jetzt bereits über das Ausstopfen gewisser Muskelpartien nachdenken, damit man dann später auch der überragende Krieger sein kann. Ich persönlich bleibe meiner natürlichen Körperform treu, bislang hat sie mich nie im Stich gelassen.

Das waren die eher spielerischen, angenehmen Züge der Planung.
Hiernach treten jetzt allerdings die ersten konkreten Fragestellungen auf:

Planung der Umsetzung
Welche Form soll das Kostüm haben?
Worauf lege ich am meisten wert?
Optische Umsetzung oder Dynamik der Figur?

Je dynamischer man ein Kostüm machen möchte, desto körperbetonter und enger muss es anliegen. Es ist unerheblich ob wir hier über ein Vollkostüm fürs LARP oder eine Maskierung für Halloween oder Karneval sprechen. Ein Batman sieht im Schlabberlook auch doof aus.
Außerdem muss man zwischen einer unbeweglichen Maske oder einer flexiblen Maske wählen.
Darunter leidet unter Umständen die Illusion eines fremdartigen Lebewesens. Eine starre Maske wirkt auf Distanz, unbewegt, zwar "realer", greifbarer, verlangt aber Fantasie vom Gegenüber wenn man spricht und sich bewegt. Eine bewegliche Gesichtsmaske hingegen verlangt die Fantasie an anderer Stelle, nämlich bei der Vorstellung mit einem "echten" Tierwesen zu sprechen. Je nach Mitteln und Fähigkeiten schafft man es zwar in beiden Fällen eine treffliche Illusion zu kreieren, allerdings greift hier das Prinzip der angesprochenen Kompromissbereitschaft und man muss einfach einsehen, dass man keinen genetisch veränderten Zwilling erschaffen kann.

Meine Wahl fiel nach allem Überlegen auf ein sehr eng anliegendes Kostüm.
Auf diese Weise bewegt sich das Fell mit, wenn man seine Gliedmaßen bewegt und es erweckt weitaus mehr den Eindruck als wäre es mit einem verwachsen. Zudem verhindert es 90% der Falten, die einem beim Kurzhaarfell auf Schritt und Tritt verfolgen.
Langhaarfelle kaschieren viel und da ist es nicht weiter schlimm wenn das Kostüm einige Millimeter weiter ausfällt. Bei der Anpassung der Arme und Beine habe ich viele Stunden investieren müssen, ehe sie perfekt genug saßen - wie genau das geht beschreibe ich zu gegebener Zeit.

Man muss also mit einigem Mehraufwand rechnen und kann nur bedingt nach Schnittmuster vorgehen. Vieles muss zusätzlich improvisiert, erfühlt, erahnt und am Körper geschneidert werden. Wenn Du ein Kurzhaarkostüm nähen möchtest, rechne mit einigen Stunden der Qual. Du musst das Ding nämlich zwischenzeitlich immer wieder an- und ausziehen und wir reden hier über eine wirklich hautenge Form eines nur bedingt elastischen Stoffes. Die meisten Stoffe sind, wenn überhaupt, quer-elastisch, zum Glück, sonst könnte man sich überhaupt nicht bewegen.
Ich weiß dass Langhaarfell auch der Horror beim Vernähen sein kann, wenn man die eingenähten Haare aus der Naht fummeln muss, aber hiergegen hilft es mit Schnittmuster zu arbeiten und auf Stoß zu nähen. Ein Luxus den man als Katzentier eher selten hat.

Der Körper ist das eine - der Kopf das andere Problem.
Eine Maske aus Latex folgt der Gesichtsform und ist beweglich genug, um Mimik und Dynamik eines Gesichtes zu zeigen. Allerdings ist sie eben "kahl", also man bekommt nur bedingt Fell darauf platziert. Schon gar nicht kann man davon ausgehen, eine deckende, homogene, zarte Fellschicht zu erzeugen. Ich experimentiere zwar noch mit diversen Ideen, bin aber bislang auf keine Alternative gekommen. Die Latexmaske ist also nackt und so muss Farbe den Eindruck schaffen.
Je nach Fähigkeit tut man sich dabei schwerer oder nicht so schwer... mir kam die erste Maske wie ein Fluch vor. Nie sah es aus ich es haben wollte. Tatsächlich bekommt man aber Übung und die nächsten Versionen sehen dann nur noch halb so hässlich aus.
Der erste Nagual hatte eine recht eigentümliche Visage, die mir im Nachhinein kalte Schauer über den Rücken jagt. Aber vermutlich übertreibe ich mal wieder.

Es gäbe die Alternative eines starren oder halbstarren Kopfes. Problem hierbei sind die Proportionen. Wenn man einen "Helm" mit Fell bezieht, so ist dieser zwangsläufig etwas größer als der eigene Kopf. Wie wollte man ihn auch sonst überziehen? Deshalb müssten eigentlich alle anderen Körperteile ebenfalls größer ausfallen... aber wie soll man dies umsetzen? Jetzt könnte man Arme und Beine, den Rumpf, einfach alles, mit einer Lage Schaumstoff auskleiden und irgendwie hoffen dass es gleichmäßig wird. Aber letztlich wird das wohl nicht klappen und der Anzug wäre noch unangenehmer zu tragen. Mit Langfell kein Problem, das kaschiert wiedermal alles. Aber als Kurzfell-Buya?
Die einzig denkbare Version wäre eine starre Katzennase, die mit Latexlappen Übergänge zum Gesicht schafft und dann eben am Gesicht verklebt wird, bzw. durch die Haube aus Fell für den Kopf und die Ohren gehalten wird. Ich bin in dieser Richtung bereits intensiv am überlegen und werde auf jeden Fall darüber berichten, wenn ich Versuche durchführe.

Ein ebenso vertracktes Problem wie Kopf und Körper, stellen die Hände und Füße dar. Man benötigt hier auch eine Lösung, um dem Kostüm Vollständigkeit zu verleihen. Entweder trägt der Buya stetig Handschuhe und Stiefel, oder aber man plant schon den Gedanken mit ein, sich Fellhandschuhe und Fellstrümpfe zu nähen. Generell rate ich aber dazu, erst einmal gar nichts zu verteufeln. Man kann im Nachhinein noch immer einen anderen Weg gehen, weil man merkt dass es dann doch nicht praktikabel umsetzbar ist. Aber einen Versuch ist es trotzdem wert.

Der Frage nach der Umsetzung der äußeren Form folgt sogleich die:

Materialfrage
Die Körperbetonung lässt sich im Grunde nur mittels kurzem Fell erzeugen, langes Fell schluckt nahezu alle Muskelbewegungen. Dafür kaschiert langes Fell viele Dinge, die man nur ungern sichtbar wissen möchte. Beispielsweise die Nähte, die Übergänge zwischen Händen und Armen, Reißverschlüsse, Klettverschlüsse, Falten, etc. ...

All dass muss man bei der Verwendung von kurzem Fell umständlich umgehen und mit viel Sorgfalt und Hingabe kaschieren. In einigen Fällen ist es allerdings überhaupt nicht möglich, wie etwa beim Faltenwurf, den man nur minimieren kann. Zentrale Körpernähte, wie am Rumpf, werden immer sichtbar bleiben. Man versucht sie zwar im Muster zu verstecken, aber gerade Linien findet das Auge trotzdem schnell. Auch Musterbrüche sind kaum vermeidbar. Man hat ohnehin viel Verschnitt durch die Musterhaltigkeit und erlangt dennoch niemals überall gute Übergänge. Deshalb legt man alle Nähte eben möglichst unter die Arme, zwischen die Beine und oben auf den Schultern an, damit man nur selten Einblick auf sie gewährt, wenn man sich bewegt.

Langes Fell gibt es nur selten in einer detailreichen Musterung fertig zu kaufen. Es ist teurer und weitaus schwieriger zu verarbeiten. Alternativ zur fertig gefärbten Ware bleibt einem das eigene anmalen mittels Pinsel oder Luftpinsel, was aber auch seine Tücken hat.
Weiter muss man sich fragen, ob das lange Fell zum erdachten Charakter passt. Buya haben schließlich Kurzfell, wie ein Leopard oder Jaguar. Natürlich habe ich meine Rasse der technischen Machbarkeit angepasst, aber es ist sinnvoll Grundlagen zu schaffen, damit man seine Form "rechtfertigen" kann. Nebst Raubkatzen tatsächlich sehr kurzes Fell haben, Schneeleoparden mal ausgeklammert.

Ich spreche hier von teuer. Was bedeutet das im Detail?
Langhaarfelle bekommt man in guter Qualität ab 18/20€ den laufenden Meter. Richtiggehende Fellimitate, wie etwa für Wölfe, bekommt man ab 30€ aufwärts pro laufenden Meter. Das Fell für meinen Nagual kostet 9€ den laufenden Meter. Wir sehen also eindrücklich die Unterschiede.
Gute Raubkatzenfelle sind recht selten, noch seltener als Langhaarversion. Die eigene Bemalung scheidet aufgrund der Komplexität des Musters auch aus. Demnach bleibt nur Kurzhaarfell.

Kurzhaarfelle, wie meines, haben eine Fell- oder besser Florhöhe von 2mm.
Langhaarfelle haben im Schnitt eine Florhöhe von 30-60mm
Dafür sind Kurzhaarfelle problemlos bei 30° waschbar, man kann sie ohne Sorgen auf links bügeln, sie trocknen sehr schnell, sind robust und es bleibt kaum etwas im Fell hängen.
Ein kurzer Exkurs über Felle & Stoffe, inkl. Vorschlägen für Bezugsmöglichkeiten, findet sich im Beitrag Nagual 2.0: Planung - Material

Problemstellen erkennen und Lösungen finden
Im Vorhinein kann man schon einiges an späteren Mühen einsparen, wenn man sich über das Konzept Gedanken macht. Ich habe schon von der Bauart der Masken gesprochen und dass man hier seinen Fokus nach Geschmack setzen sollte. Aber es gibt zuzüglich Details, die Probleme bereiten, zu deren Umsetzung man sich ebenso Gedanken machen kann.
Also Dinge wie die Gestaltung und das Material der Ohren und Tasthaare, der Mähne, des Schweifes. Es gibt zahllose Ansätze, wie das Problem des Schweifes gelöst wurde. Einige sind praktikabler, andere sind technische Wunder aber nahezu nutzlos im tatsächlichen Gebrauch. Eigene Innovationen wollen bedacht und erwogen werden. Hier helfen wiederum Zeichnungen.

Setze dich also allabendlich gemütlich mit gespitztem Bleistift hin und skizziere deine Ideen. Papier ist geduldiger als man selbst und verzeiht auch so manche Fehlplanung. Je früher du dir darüber Gedanken machst, welche Probleme du lösen möchtest, desto eher wirst du auch Lösungen finden. Einige meiner Ansätze erkläre ich bei Zeiten in diesem Blog. Denn, ob du es glaubst oder nicht, ein Buyaschweif ist komplexer als es den Anschein hat.

An dieser Stelle betone ich nochmal dass es bei meiner Erklärung um kein rezitieren meiner eigens erstellten Dogmen geht, sondern dass ich dir Anregungen liefere. Betrachte es als ein freundliches "So hab' ich es gemacht - lass' dich inspirieren". Im Gegenzug habe ich immer ein offenes Ohr für Ideen die meine eigenen noch ungelösten Probleme lösen könnten. Solange wir uns nicht gegenseitig beweisen wollen wer der Bessere ist, ist die Welt ein Stückchen friedlicher und sozialer.

In diesem Sinne wünsche ich dir viel Freude bei deiner Arbeit und/oder beim Lesen der folgenden Beiträge. Trotz all der Fakten die man jonglieren muss, macht es nämlich großen Spaß einen Buya zu nähen. Nachdem ich die Materialien beschrieben habe, geht es auch gleich los, mit dem Erstellen eines "TapeDummies" bzw. einer Schneiderpuppe aus Panzerband.

Nagual 2.0

Prolog

Wie schon andernorts erwähnt, beginne ich nun mit der Neuauflage des Nagual-Kostüms. Das Alte hat nach zwei Einsätzen viele positive aber auch einige negative Aspekte offenbart. Es wird nicht verschrottet, aber dient fortan nur noch als Notnagel. Deshalb startet jetzt Nagual 2.0

Die Dokumentation der Arbeit werde ich wesentlich detailreicher gestalten als beim ersten Mal. Vormals hatte ich aufgrund des Erfolgsdrucks keinen Nerv dafür. Es gibt recht wenige detailreiche Anleitungen im Netz, was ich sehr bedauerte als ich anfing. Kurzhaar-Tierwesen sieht man gleich mal überhaupt nicht im deutschsprachigen Raum. Ich hoffe dass alle Informationen, Texte und Ratschläge verständlich genug sind und sie jedem weiterhelfen, der auch ein solches oder ähnliches Kostüm selbst nähen möchte.

Zur Beitragsstruktur:
Haupteinträge, die einem konkreten Bauabschnitt folgen, haben einen eindeutigen Titel. Sie beginnen immer mit "Nagual 2.0:" und bekommen einen Nebentitel. Also, wie im jüngsten Fall, den der "Planung". Die Menüführung in diesen Google-Blogs macht es meist sehr unübersichtlich, wenn man auf Details eingehen möchte oder sich später etwas neues ergibt. 
Deshalb bekommen Nachträge immer einen Bezug in den Titel. Also beispielsweise: "Planung - Alternative Stoffwahl". Das macht die Titel zwar länger, erleichtert aber das Suchen wenn man den Haupttitel in die relativ funktionsfähige Suchmaske eingibt. Zudem versuche ich mehr mit internen Links zu arbeiten, dann kann man sich auch einfach durchklicken. Hoffen wir alle dass es klappt und auf diese Art mehr Übersicht entsteht.

Da ich schon danach gefragt wurde: 
Es ist ausdrücklich erlaubt meine Bilder und Texte zu benutzen und zu zitieren, aber macht es nicht wie jüngst auf DeviantArt geschehen und bestehlt mich, so etwas mag ich gar nicht. Fragt mich vorher, denn es gibt keinen Grund weshalb ich eine höfliche Frage ablehnen sollte.   

Wenn ihr etwas von mir zitiert, verlinkt auf diesen Blog, oder meine Homepage, und erwähnt meinen Künstlernamen "Moonlighthiker" - dann ist alles gut.

Gez. Moonlighthiker alias Nagual - "Es gibt Schlechtere."