Nagual

Freitag, 1. Januar 2016

Nagual 2.0: Planung - Material

In diesem Unterpunkt zeige ich Dir in aller Kürze die gängigsten Materialien zum Kostümnähen oder auch dem Nähen allgemein. Hauptsächlich geht es allerdings um Kunstfell und entsprechende Hilfsmittel, die bei dessen Verarbeitung zweckdienlich sind.

Fell ist nicht gleich Fell
Wenn Du irgendwann mehrere Läden, ob real oder virtuell, abgeklappert hast, wirst Du selbst sehen, dass es mitunter erhebliche Unterschiede bei den angebotenen Stoffen gibt.

Unterscheiden wir erst mal Kurz- und Langhaarfell.
Man kann sich jetzt prügeln ab wann es zum Langhaar wird, aber generell denke ich ist alles unter 1cm (10mm) Florhöhe (also "Haarlänge") als Kurzhaarfell zu bezeichnen. Demgemäß alle Längen darüber entsprechend Langhaarfell.

Dann unterscheidet sich noch die Produktart des Fells.
Und zwar in Fellimitat, Kunstfell (bzw. Webpelz) und Plüsch. Ohne jetzt auf die exakten Produktionsdetails einzugehen, kann man grob sagen, dass Fellimitate aufgrund des höheren Arbeitsaufwands und der längeren Produktionszeit die teuersten Vertreter dieser Zunft sind.

Beim Imitat, gleich ob kurz oder lang, werden die Fasern aufrecht in ein Grundgewebe eingebracht und fixiert, damit es wie echtes Haar fällt. Webpelze gehen ähnlich vor, nutzen jedoch zumeist eine Plastikschicht auf der Rückseite zur Befestigung der Florfasern. Plüsch entsteht durch das Einbringen von Faserschlingen, die nach dem Weben aufgetrennt werden, oder aber er wird durch eine entsprechende Webform direkt durch das Muster erzeugt. Je nach Florlänge unterscheidet sich dann (von kurz nach lang) Frotté, Microplüsch, Teddyplüsch und Edelplüsch.

Bei allen Fellen muss man den Verwendungszweck beachten.
  • Plüsch kann kurze Fasern haben, wie man es von Stofftieren kennt, kann aber auch längere Fasern haben. Es wirkt allerdings nicht wie ein echtes Fell, da die Haare nicht fallen, sondern krude umher stehen. Je nach Faserlänge kann man aber das Fell in eine Richtung bürsten und mit Hitze oder einem feinen Klebstoffnebel in dieser Form fixieren. So werden im übrigen Futterale für Winterjacken aus Plüsch industriell hergestellt. Als Fell für ein Tierwesen, welches ja einem realen Vorbild entsprechen soll, kann Plüsch nicht dienen. Es ist etwas für Cosplay und die Furry-Szene, welche u. a. eher die Optik eines Comic suchen.
  • Zweckmäßiger für Futterale sind Webpelze, also Kunstpelz. Für ein Kostüm sind sie auch denkbar, allerdings sind sie sehr schwer gewebt und durch die Schicht Plastik und das Trägermaterial auf der Rückseite sehr winddicht. In diesem Kostüm wird es einem also enorm heiß werden und es gäbe kaum eine Möglichkeit durch Schwitzen Kühlung zu erlangen. Im Sommer ein nicht zu unterschätzender Faktor als Darsteller eines Tierwesens.
  • Imitat ist das Fell der Wahl, wenn es um Realismus und maximal erreichbaren Tragekomfort geht. Die einzelnen Haare verhalten sich nahezu realistisch und das Trägermaterial (meist ein Strickgewebe oder ein dünner Webstoff) lassen Luft durch. Je nach Produkt kann das Fell eine dickere oder dünnere Unterwolle haben. Sie soll Volumen schaffen und verhindern, dass man das Trägermaterial durchschimmern sieht. Oft macht einem aber diese Unterwolle beim Arbeiten Probleme, da sie, im falschen Winkel abgeschnitten, furchtbar aussieht. Zudem ist sie der Alptraum für jeden automatischen Vorschub einer Nähmaschine.
Beim Kurzhaarfell hat man weniger Probleme.
Hier kann ein sehr feiner Webpelz bereits ausreichen. Imitate sind aber auch hier die beste Wahl, allein da die Optik zumeist viel mehr hergibt. Unterwolle haben diese Stoffe keine. Je kürzer die Fasern, desto dichter müssen sie stehen, um das Untermaterial nicht sichtbar werden zu lassen. Man sollte also bei Kurzhaarfellen vor allem prüfen, wie sich das Fell verhält, wenn man es in spitzen Winkeln um Kanten legt.

Preise und Variationen
Preislich kann man davon ausgehen dass Plüsch am günstigsten zu erhalten ist.
Hier bewegt man sich zwischen 6 und 8 Euro je laufenden Meter, abhängig von der Florhöhe. Es gibt Plüsch in allen Farben und Ausprägungen. Man hat also eher die Qual der Wahl.

Direkt danach folgt Kurzhaarimitat, welches man ab 9 Euro bekommen kann. Die Farben und Muster sind mannigfaltig. Tiger, Leopard, Zebra, Wildhund... es ist alles denkbar.

Webpelze kann man bereits ab 9 Euro bekommen, kosten derzeit aber um die 12 Euro je Meter. Die Auswahl ist riesig, weshalb definitive Angaben schwer möglich sind.

Langhaarpelz und Langhaarimitat sind die teuersten Vertreter. Hier beginnt man bei 14 Euro und ist nach oben unbegrenzt. Imitate kosten im Schnitt aber 20 Euro der Meter und haben eine exzellente Qualität. Es ist nicht nötig teurer zu kaufen, wie andernorts gern angemerkt wird.

Bei Mustern muss man zwingend eine gewisse Regelmäßigkeit in Kauf nehmen. Das Muster kann konstruktionsbedingt nicht natürlich konfus sein. Man arbeitet deshalb mit Wellenformen in der Musterung und versucht soweit als möglich gerade Kanten zu meiden. Einfarbige Tierwesen haben es hier viel leichter.
Viele Imitate sind mittlerweile soweit, dass die Haare dunklere bzw. hellere Spitzen haben, dass ab und an schwarze oder weiße Haare eingewebt sind, welche dem ganzen Fell ein äußerst natürliches Bild verschaffen. Durch die Länge der Florfasern und den optischen Effekt, kann man mit diesen Fellen im Grunde eine nahezu perfekte Illusion erzeugen.

Stoffe
Welche Stoffe braucht man fürs LARP?
Im Grunde alle, die "altertümlich" aussehen, oder es eben sind. Stoffe aus Wolle, Leinen, aber auch Baumwolle und Seide. Wer Wert auf geschichtliche Korrektheit legt, hat es hier besonders schwer.
Die meisten Klamotten die man in einschlägigen Larp-Läden sieht, sind keineswegs historisch korrekt. Es ist ja auch im Grunde strunzegal. Manche Leute legen aber Wert darauf, weshalb auch immer.

Was ich witzigerweise öfter lese, sind Irrtümer über Wollstoffe.
Deshalb hier ein kurzer Woll-Exkurs.

Reine Wolle?
Die meisten Wollstoffe haben einen gewissen, wenn auch geringen, Synthetikanteil. Er dient bei der Produktion der Reißfestigkeit der Wollstränge, sowohl beim Stricken als auch beim Weben. Die einzelnen Fasern werden beim Trieb durch die Maschinen sehr beansprucht, deshalb sind nur hochwertigste Gewebe wirklich aus absolut reiner Wolle... wie man das herausbekommt?  Anzünden. Ja, man nimmt ein Stück Wolle und zündet es an. Riecht es nach verbrannten Haaren und verbrennt vollständig zu Asche, ist es tatsächlich reinste Wolle. Ansonsten bleiben kleine schwarze Plastikkugeln zurück.

Reiß- und Schurwolle
Reiß- oder Rupfwolle ist aus allerlei alten Wollabfällen produziertes Gewebe. Man erkennt sie an der rauen Struktur und gebrochenen kurzen Fasern. Wenn man im Geschäft eine Larp-Kluft anfasst und man merkt das Kratzen der vorstehenden scharfen Fasern an den Fingern, sollte man die Finger davon lassen, sofern der Laden mit hochwertiger Wollkleidung wirbt. Das wäre nämlich glatt gelogen. Durch bürsten und Scheren kann man hier oberflächlich tricksen, deshalb immer die Nähte von Kleidung zur Kontrolle betrachten, die lassen sich weitaus schwerer als hochwertig maskieren.

Kleidung aus langfasriger Wolle, die in traditioneller Technik verwoben wurde, trägt sich nicht unangenehm auf der Haut. Das Kratzen entsteht beim Stricken und durch die Verwendung kurzfasriger Gespinste bzw. Garne, oder durch die mindere Qualität der Wolle selbst, welche von Schafen stammt, die stark schuppige Haare besitzen und eigentlich nicht für die Bekleidung taugen. Es kann auch ein Zeichen dafür sein, dass beim Färben gepfuscht wurde, da die Färbemittel zu aggressiv waren und die Faser dadurch rau wurde. (Die Schuppen der Wollhaare stellen sich dann auf und werden scharfkantig)
Die allermeiste Wolle die man in Geschäften rumliegen sieht, ist sehr kratzend, weil aggressiv gefärbt. Alternativen gibt es beim Schneiderbedarf, oder man weicht auf Naturfärbung aus, muss dann aber höhere Preise und eine weniger breite Farbpalette in Kauf nehmen.
Wem das zu dumm ist, empfehle ich einfach eine dünne Lage aus Baumwolle unter sein Gewand mit einzunähen. So liegt es weich auf der Haut und ist auch noch formstabiler, wenn es mal nass wird.

Filz und Loden
Oft liest man Loden, sieht aber Filz. Unterschied ist, dass beim Filz die Wolle nicht gesponnen und zu einem Rohstück gewebt oder gestrickt wird, sondern einfach als Vlies ausgelegt und dann durch Dampf und mechanische Arbeit die Fasern miteinander verfilzt werden. Erwähnenswert wäre noch das Filzen eines Wollgewirks, wie es bei Hüten üblich ist.
Beim Loden unterscheidet sich jedoch zusätzlich, ob er als echtes Gewebe gewalkt wurde, oder auch als echter Strick. Also eine Verbindung aus zuvor gesponnenen Fäden, welche dann verfilzt wird.
Strickloden liegt lockerer auf der Haut, ist aber weniger dicht und oftmals aufgrund der großporigen Gewebestruktur des Stricks nicht vollständig wasserdicht. Echter gewebter gewalkter Loden, ist demnach nicht nur seltener, schwerer und steifer, er ist auch um vieles teurer, dafür aber wasserdicht.
Die allermeisten Kostüme fürs Larp nutzen Filz und/oder Strickloden. Es gäbe auch keinen Grund es anders zu machen, da es ohnehin zum größten Teil auf die Optik ankommt. Man sollte nur nicht in der Gegend herum rennen und mit seinem "Echten Loden" angeben wollen, das geht dann nicht nur in die sprichwörtliche Hose.

Soviel zur Wolle.

Baumwolle? Im Mittelalter?
Davon abgesehen dass es "das Mittelalter" nicht gibt, sondern man von mindestens drei Epochen spricht (früh, hoch & spät), ist die Baumwolle keineswegs eine absolute Neuerung unserer Zeit.

Die Baumwollpflanze wächst in vielen Regionen der Erde natürlich vorkommend, so etwa in Indien, Afrika, Mittelamerika. Man streitet sich darüber wer nun damit angefangen hat das Zeug zu züchten und Fasern daraus zu ziehen. Allgemein anerkannt ist aber die Nutzung für Kleidung in Indien ab ca. 3000 vor Christi. Sie stammt also nicht, wie viele glauben, aus Nordamerika.
Den Azteken bzw. deren Präkulturen wird nachgesagt, sie hätten Baumwolle schon fast großindustriell gezogen. Es fehlen allerdings handfeste Beweise.

Letztlich verhält es sich mit der Baumwolle wie mit der Seide, sie war in der Blütezeit der mittelalterlichen Handelskultur auf den Märkten präsent und wurde auch vom Adel getragen. Für den einfachen Landmann war es aber ebenso unerschwinglich, wie unmöglich, derartig edle Kleidung zu tragen, wie es ebenso nicht seinem Stand entsprach fürstlich zu speisen.

Ich persönlich denke ja, man kann im Larp tragen was man will und was einem gefällt... aber wenn es unbedingt geschichtlich relevant sein muss, dann "darf" eben nur der Edelmann ein Baumwollhemd oder Jäckchen tragen.

Da Baumwolle ausgesprochen günstig zu haben ist, es ein sehr gutmütiges Material im Gegensatz zu beispielsweise Leinenstoff ist und die Auswahl so riesig ist, würde ich im Grunde jedem empfehlen schlichtweg Baumwollstoff zu benutzen. Es gibt Gewebe die auch die Optik vom eher gröberen Leinen nachahmen und dennoch günstiger sind und sich natürlich viel angenehmer vernähen.

Ich nutze Leinenstoff eigentlich nur deshalb, weil ich die Optik hübsch archaisch finde und er sich so angenehm klimatisch trägt. Außerdem umgehe ich damit die blöden Kommentare der Leute, die mich eh schon in der Luft zerreißen, weil ich ein Katzenwesen darstelle. Es ist ja mal wieder Mode, Menschen zu diskriminieren.

Deshalb nun zum:


Leinen (alt.: Linnen), od. Flachs
Es handelt sich hierbei um Fasern der Flachs-, bzw Leinpflanze. Viele glauben es handle sich bei Leinen um Hanf, was aber nicht stimmt. Lein ist eine hübsche, blau blühende, Pflanze und sieht sehr gut aus im Garten, kann ich nur empfehlen.

Mit viel Arbeitsaufwand wurde früher per Hand, durch schlagen und Walken, kämen und neuerlichem Schlagen, dem Leinstengel seine Faser entnommen. Die Pflanze ist sehr genügsam, das reinste Unkraut und wächst ohne viel Probleme nahezu überall. So entstanden in vielen Regionen Zentren der Leinstoff Herstellung.

Heute natürlich alles industriell, ist der Stoff sehr günstig zu bekommen. Allerdings haben sich aufgrund der Rationalisierung und der bescheuerten modernen Marktpolitik, wie so oft, Fehlerquellen eingeschlichen. Die meisten Leinenstoffe sind Mischgewebe mit Baumwolle und Leinen.
Weiterhin werden grobe und harte Fasern versponnen, da man Geld sparen will und auch den Abfall benutzt. Das führt zu Brüchen in der Faser und so entstehen Löcher im Gewebe. Außerdem wird mit Unmengen Chemie versucht die Fasern wieder flexibel zu machen. Bleichstoffe lassen die leicht gelbliche Grundfärbung des Leinen zum weiß werden, damit es daraufhin wieder günstiger, weil mit weniger Farbe, gefärbt werden kann... wer also glaubt er kaufe gesund, weil Leinen darauf steht, der irrt.

Fürs Larp empfehle ich den Leinen wegen seiner Optik und geschichtlichen Verbindung. Im Grunde, neben Hanf DAS Zeug für mittelalterliche Klamotte. Er verarbeitet sich allerdings recht eigensinnig. Man muss unbedingt nach dem Zuschnitt die Schnittkanten versäumen! Sonst hat man binnen kürzester Zeit nur noch einzelne Fäden in der Hand. Ebenso im übrigen bei Hanfgeweben, die aber kaum zu bekommen sind, da der Hanfanbau aufgrund der Gesetzgebung und dem gesellschaftlich schlechten Ruf der Pflanze, als vermeintliche Droge (was natürlich bei diesen männlichen Hanfpflanzen ungerechtfertigt ist, aber keiner weiß), sehr erschwert ist und man keine Abnehmer für die Stoffe bekommt. Der Stoff den man beziehen kann ist in etwa so dick wie hartes festes Baumwollgewebe... so Bundeswehr-Parka-mäßig

Bezugsquellen
Ich möchte keine große Werbung für große Ketten machen, die mache ich beruflich schon viel zu oft und offenkundig zu gut... deshalb gebe ich dir hier nur meine persönlichen Bezugsquellen weiter und beschränke mich auf diejenigen, deren Adressen ich eher seltener andernorts gelesen habe. Bei dieser Gelegenheit möchte ich die Geschäftsführer unterstützen, die keinen riesigen Kundenstamm haben und/oder noch recht neu im Geschäft sind. Zudem sind sie die preiswertesten die ich kenne.

Die Liste wächst stetig und ich aktualisiere sie zu gegebener Zeit, deshalb schreibe ich dir den Stand der Information dazu:

envogue.biz
Ein schöner kleiner OnlineShop, hauptsächlich für Stoffe und Kurzwaren. Hier beziehe ich das Fell von Nagual. Es steht unter der Rubrik Stoffe->Fell-Imitat, Web-Pelz
Der Strickloden ist auch sehr angenehm und preiswert. (Stand: 01.01.2016)

kaemycos.com
Von hier wird das braune Besatzfell für Nagual bezogen. Dieses junge Unternehmen hat sich das angenehme Ziel gesetzt hochqualitatives Fellimitat zu recht bezahlbaren Preisen zu importieren. Ich bin voll und ganz überzeugt, mein wölfischer Mitspieler "Skal" ebenso. Die Verfügbarkeiten schwanken teils arg. Man sollte also eventuell auf Vorrat kaufen, sofern man sich nicht sicher ist, ob man irgendwann Ersatz benötigt. (Stand: 01.01.2016)


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.