Nagual

Freitag, 1. Januar 2016

Nagual 2.0: Planung



Planungsphase
Ehe man beginnt (wieder) ein Kostüm zu schneidern, muss man sich natürlich sicher sein, wie es einmal aussehen soll. Sinnvoll hierbei sind Skizzen oder gleich ganze Konzeptzeichnungen. Je nach Lust und Fähigkeit, fallen diese dann entsprechend umfangreich aus.

Mir ist aufgefallen, dass eine gute, sprich: aussagekräftige, Zeichnung einen wesentlichen Beitrag zur Verwirklichung eines Projektes beitragen kann. Gleich ob Kostüm, Kleidung oder Webstuhl. Deshalb sollte man diesen Aspekt der Planung nicht unterschätzen oder gar verteufeln, nur weil man glaubt nicht "gut" genug zeichnen zu können. Es geht hier weit weniger um Kunstwerke denen alle Welt lechzend nachrennt, sondern mehr um das eigene persönliche Verständnis dessen, was man sich als Endergebnis vorstellt.
Allererste Skizze von "Nagual"

Ebenso zur Planung, gehört auch das erkennen der Fantasie, welche man im Kopf hat und welchen Wert man diesem Bild beimisst. Es ist von großer Wichtigkeit, genau zu wissen was man will und dass man es tunlichst vermeidet irgendwelchen Chimären zum Opfer zu fallen. Einer der größten Trugschlüsse ist im Übrigen andere Arbeiten kopieren zu wollen und/oder zu glauben das Heil läge in der Absolution durch Bastler-Kollegen.

Man neigt generell zur Idealisierung. Deshalb sollte man seine Vorstellung zwar mit dem fertigen Kostüm messen, aber sich immer im Hinterkopf behalten, dass man keine derartig fantastische Form, wie sie in der eigenen Vorstellungskraft existiert, erreichen werden wird. Es kann immer nur ein Näherungswert der eigenen Idee werden.

*
Ein paar Worte über "Perfektion"
Ansichten desjenigen, dem diese ständig abverlangt wird.

Wir sind alle mehr oder weniger verwöhnt von visueller Perfektion. Die moderne Tricktechnik in Serien, Filmen und Spielen verzerrt unser Urteilsvermögen über das Machbare. Virtuelle Effekte haben die Maskenbilderei und Kostümschneider nicht ausgelöscht, aber bei vielen Zuschauern das Werteverständnis manipuliert. Photorealismus und Animationen gaukeln Ideale vor, die man in der Wirklichkeit, mit Handwerkszeug und realen Materialien, nicht erreichen kann.

Ich empfehle daher einen Schritt zurück zu machen. Besuche Theateraufführungen oder betrachte dir die Masken älterer Filme, aus Zeiten da Computer noch ganze Räume füllten. Dort findet man eher das Ideal, welches man für sich wählen sollte. Du wirst keinen Gollum aus den "Herrn der Ringe"-Filmen schneidern können; Du wirst immer ein Mensch bleiben, der eben 'nur' wie ein Gollum aussehen soll. Das muss dir klar sein, ansonsten zerbrichst du unter dem Druck der Perfektion. Es wird Deine Interpretation dieser Figur sein. Bedenke, dass es weit vor so manchem Film die Fantasie gab, derer man sich bediente. Wer hat sich als Kind beim Spiel darüber mokiert dass Winnetou nur eine alte Schwanenfeder am Kopf trug, Old Shatterhand nicht wie Lex Barker aussah und sein Henry Stutzen nur aus einem Stock bestand? Richtig, keiner.
Weil es vorrangig um Spaß ging.

In anderen Betätigungsfeldern ist man notwendigerweise ständig absolutem Zwang zur Perfektion unterworfen. Mit ist dies einer der Gründe weshalb ich die Arbeit am Flugzeug niemals als reinste Erfüllung empfand, sondern immerzu jenes schwerwiegende und düster dräuende Gefühl der Verantwortung für Leib und Leben mitschwang, welches einem tagtäglich Höchstleistung an Aufmerksamkeit und Voraussicht abverlangte.
Es verwundert deshalb vielleicht nicht, dass ich dem Druck, jener allenthalben geforderten Perfektion, nicht nachgeben und ihren eigentlichen Sinn, in dieser oder in jener Lage, nur zu gerne in Frage stellen möchte.

Welch gequälte und von Verlustangst gebeutelten Wesen wären wir doch, würden wir selbst der kleinsten trivialen Handlung einen derartigen Stellenwert einräumen; lediglich um eine willkürliche Form eines noch weitaus willkürlicheren Idealzustandes zu erlangen, welcher uns eine heile Welt vorgaukelen möchte, die es niemals geben kann und auch nicht geben muss. Wir dürfen nicht vergessen, gleich wie wichtig uns unser Schaffen und Tun im persönlichen Ringen um Erfolg scheint, dass all unser Bestreben vorrangig dem Vergnügen dienen soll und nicht des Bestehens einer irgend gearteten Prüfung. Noch ärger sollten wir gar jene vermeintlich immerzu wachenden Augen derer meiden, denen wir stets glauben genügen zu müssen. Denn allem voran, ist jede schöpferische Arbeit ein Quell der persönlichen Freude und nur dies soll es sein - ein Quell der Freude.

Hüte dich vor den Leuten die diesen Irrtümern ebenfalls anheimfallen und dich darauf folgend über deine vermeintlich unzureichende Arbeit belehren wollen. Du kannst keine industrielle Arbeit leisten und auch keine Ein-Mann/Frau-Wunder wirken.

Die allseitige Verfügbarkeit und zügige Vergleichbarkeit, ohne großen Aufwand des Suchens und Abwägens, von Informationen und die dadurch zur Lappalie verkümmerte Meinungsfindung, ebenso auch deren Äußerung, macht dem schöpferisch Tätigen das Dasein schwer. Der ewige Kampf gegen den Unmut und die leichthin geäußerte Abscheu wird zum zentralen Element der Existenz, begünstigt durch die ungesunde Fixierung auf das eigene Tun, als Pfeiler der eigenen Selbstachtung.
Nur zu gerne reißen Legionen von Unbedarften vermeintlich befähigteren oder gar selbsternannten Vorstehern eines Bereichs diese Säulen nieder, vorrangig zum Zweck der eigenen Belustigung, aber auch nachrangig zur Steigerung ihres eigenen Selbstwertgefühles.

Natürlich gibt es einige Schmieden die Kostüme erzeugen bei denen man durchaus ins Staunen gerät, insbesondere durch deren Realitätsgrad und technischer Umsetzung. Du darfst aber niemals vergessen dass in diesen Kostümen Jahre, wenn nicht Jahrzehnte Übung und Erfahrung stecken. An diesen Projekten arbeiten Gruppen von Schneidern, unterstützt durch finanzielle Mittel von denen wir Privatleute nur träumen können. Hier handelt es sich auch oft um Marktwirtschaftler und nicht um Hobbyisten. Du kannst dich inspirieren lassen, aber hüte dich vor diesen Dingen als Maßstab für deine eigenen Arbeiten. Diesem Maßstab verfallen all jene zu gerne, die niemals eine Nadel in Händen hielten und niemals den inneren Krieg mit sich ausfechten mussten, ob des eigenen vermeintlichen Versagens, da das angestrebte Ziel nicht erreicht werden konnte.

Es ist gut Vorbilder zu haben und seine Ziele hoch zu stecken, aber wenn du allein mit deiner Nähmaschine und als reines Hobby, neben der Schule oder Arbeit, solche Perfektion erreichen möchtest, wirst du höchstwahrscheinlich keine Freude an deinem Tun haben - und darum sollte es, um es nochmals zu verdeutlichen, vorrangig gehen: Die Freude am Schaffen.
Du möchtest schließlich Cons besuchen und nicht ewiglich verzweifelt an der Nähmaschine sitzen, die zerfleischenden Kommentare über Deine Arbeiten lesen und letztlich, bar jeder Alternative, deprimiert das Handtuch werfen.

Wer deine Mühen nicht wertschätzt, würde ohnehin selbst das perfekteste Kostüm verteufeln. Also lass' dich nicht auf diese Spiele ein, dabei verlierst du unter Garantie. Halte nach Menschen Ausschau die ebenso denken wie Du und glaube keinesfalls alles was vermeintliche Gurus predigen. Bei Lichte betrachtet halten deren Kostümierungen allzu oft ihren eigenen Ansprüchen nicht stand und sind zudem mit schnödem Geldeinsatz in ihre Hände gelangt, was keinem wirklichem Opfer entspricht.

In diesem Sinne verweise ich auf meine liebste Hausregel, wie sie im Schwäbischen gerne an die Hauswände von Neubauten geschrieben wurde:

Ich habe gebaut nach meinem Sinn
Dem 's nicht gefällt, der geh nur hin.
Es hat mich gekostet mein schönes Geld,
Darum hab ich gebaut, wie mir 's gefällt.

*

Fertiges späteres Charakterbild
Zeichnung & Bebilderung
Zeichnungen helfen Problemstellen, oder sagen wir Engpässe, in der Planung zu erkennen.
Viele Details am Kostüm erkennt man erst, wenn man sie gezeichnet sieht.
Beispielsweise die Proportionen. Der Schweif eines Buya sollte in etwa halb so lang sein, wie die Körpergröße. Zumindest ist dies die Ableitung aus der Natur der meisten Großkatzen. Hierzu misst man einfach auf Photographien nach und ermittelt prozentuale Verhältnisse. So kann man auch Gesichtszüge oder die Größe von Ohren und Krallen ableiten bzw. umrechnen.
Man benötigt so nicht unbedingt einen Fix-wert, auf den man seine Messungen bezieht. Es genügt wenn man sagen kann: "Die Schweiflänge steht im Verhältnis halbierend zur Gesamtkörperlänge". Ebenso verfährt man bei Ohren, Augen, Nase, was auch immer man braucht.

Bilder geben einem auch einen Eindruck davon, welche Merkmale den späteren Charakter auszeichnen, also was ihn als DAS Wesen erkennbar macht. Zum Beispiel sieht man dem Buya auf 100 Meter Entfernung schon sein buntes Fell an, also sucht man entsprechendes Material.
Tasthaare und die Ohren sind ein Merkmal, bei dem jedem sofort klar wird, dass es sich um ein anderes Wesen handelt.
Diese Zeichnungen geben Auskunft über alle Details die man später umsetzen möchte. Was aber nicht bedeuten muss, dass sie alle sofort umgesetzt werden müssten. Sicherlich ist es gut wenn man beispielsweise die Füße eines Buya ebenfalls darstellen möchte - aber man kann auch erst einmal Stiefel tragen und diese Idee später umsetzen.

Hat man den idealen Buya gemalt, so versucht man sich selbst in dieses Bild einzuarbeiten. Da man keiner fremden Formvorgabe folgt, ist es im Grunde nicht weiter schwer. Buya können dick, dünn, klein, groß, kräftig oder zart sein. Da ist also hierbei kein Problem.

Im Augenblick ist es noch unerheblich welche Fähigkeiten der Kerl mal haben soll. Derzeit erschafft man lediglich die zweite Haut, die dieses Wesen ausmachen soll. Wenn man Wert auf dramatische Darstellung legt, sollte man eventuell jetzt bereits über das Ausstopfen gewisser Muskelpartien nachdenken, damit man dann später auch der überragende Krieger sein kann. Ich persönlich bleibe meiner natürlichen Körperform treu, bislang hat sie mich nie im Stich gelassen.

Das waren die eher spielerischen, angenehmen Züge der Planung.
Hiernach treten jetzt allerdings die ersten konkreten Fragestellungen auf:

Planung der Umsetzung
Welche Form soll das Kostüm haben?
Worauf lege ich am meisten wert?
Optische Umsetzung oder Dynamik der Figur?

Je dynamischer man ein Kostüm machen möchte, desto körperbetonter und enger muss es anliegen. Es ist unerheblich ob wir hier über ein Vollkostüm fürs LARP oder eine Maskierung für Halloween oder Karneval sprechen. Ein Batman sieht im Schlabberlook auch doof aus.
Außerdem muss man zwischen einer unbeweglichen Maske oder einer flexiblen Maske wählen.
Darunter leidet unter Umständen die Illusion eines fremdartigen Lebewesens. Eine starre Maske wirkt auf Distanz, unbewegt, zwar "realer", greifbarer, verlangt aber Fantasie vom Gegenüber wenn man spricht und sich bewegt. Eine bewegliche Gesichtsmaske hingegen verlangt die Fantasie an anderer Stelle, nämlich bei der Vorstellung mit einem "echten" Tierwesen zu sprechen. Je nach Mitteln und Fähigkeiten schafft man es zwar in beiden Fällen eine treffliche Illusion zu kreieren, allerdings greift hier das Prinzip der angesprochenen Kompromissbereitschaft und man muss einfach einsehen, dass man keinen genetisch veränderten Zwilling erschaffen kann.

Meine Wahl fiel nach allem Überlegen auf ein sehr eng anliegendes Kostüm.
Auf diese Weise bewegt sich das Fell mit, wenn man seine Gliedmaßen bewegt und es erweckt weitaus mehr den Eindruck als wäre es mit einem verwachsen. Zudem verhindert es 90% der Falten, die einem beim Kurzhaarfell auf Schritt und Tritt verfolgen.
Langhaarfelle kaschieren viel und da ist es nicht weiter schlimm wenn das Kostüm einige Millimeter weiter ausfällt. Bei der Anpassung der Arme und Beine habe ich viele Stunden investieren müssen, ehe sie perfekt genug saßen - wie genau das geht beschreibe ich zu gegebener Zeit.

Man muss also mit einigem Mehraufwand rechnen und kann nur bedingt nach Schnittmuster vorgehen. Vieles muss zusätzlich improvisiert, erfühlt, erahnt und am Körper geschneidert werden. Wenn Du ein Kurzhaarkostüm nähen möchtest, rechne mit einigen Stunden der Qual. Du musst das Ding nämlich zwischenzeitlich immer wieder an- und ausziehen und wir reden hier über eine wirklich hautenge Form eines nur bedingt elastischen Stoffes. Die meisten Stoffe sind, wenn überhaupt, quer-elastisch, zum Glück, sonst könnte man sich überhaupt nicht bewegen.
Ich weiß dass Langhaarfell auch der Horror beim Vernähen sein kann, wenn man die eingenähten Haare aus der Naht fummeln muss, aber hiergegen hilft es mit Schnittmuster zu arbeiten und auf Stoß zu nähen. Ein Luxus den man als Katzentier eher selten hat.

Der Körper ist das eine - der Kopf das andere Problem.
Eine Maske aus Latex folgt der Gesichtsform und ist beweglich genug, um Mimik und Dynamik eines Gesichtes zu zeigen. Allerdings ist sie eben "kahl", also man bekommt nur bedingt Fell darauf platziert. Schon gar nicht kann man davon ausgehen, eine deckende, homogene, zarte Fellschicht zu erzeugen. Ich experimentiere zwar noch mit diversen Ideen, bin aber bislang auf keine Alternative gekommen. Die Latexmaske ist also nackt und so muss Farbe den Eindruck schaffen.
Je nach Fähigkeit tut man sich dabei schwerer oder nicht so schwer... mir kam die erste Maske wie ein Fluch vor. Nie sah es aus ich es haben wollte. Tatsächlich bekommt man aber Übung und die nächsten Versionen sehen dann nur noch halb so hässlich aus.
Der erste Nagual hatte eine recht eigentümliche Visage, die mir im Nachhinein kalte Schauer über den Rücken jagt. Aber vermutlich übertreibe ich mal wieder.

Es gäbe die Alternative eines starren oder halbstarren Kopfes. Problem hierbei sind die Proportionen. Wenn man einen "Helm" mit Fell bezieht, so ist dieser zwangsläufig etwas größer als der eigene Kopf. Wie wollte man ihn auch sonst überziehen? Deshalb müssten eigentlich alle anderen Körperteile ebenfalls größer ausfallen... aber wie soll man dies umsetzen? Jetzt könnte man Arme und Beine, den Rumpf, einfach alles, mit einer Lage Schaumstoff auskleiden und irgendwie hoffen dass es gleichmäßig wird. Aber letztlich wird das wohl nicht klappen und der Anzug wäre noch unangenehmer zu tragen. Mit Langfell kein Problem, das kaschiert wiedermal alles. Aber als Kurzfell-Buya?
Die einzig denkbare Version wäre eine starre Katzennase, die mit Latexlappen Übergänge zum Gesicht schafft und dann eben am Gesicht verklebt wird, bzw. durch die Haube aus Fell für den Kopf und die Ohren gehalten wird. Ich bin in dieser Richtung bereits intensiv am überlegen und werde auf jeden Fall darüber berichten, wenn ich Versuche durchführe.

Ein ebenso vertracktes Problem wie Kopf und Körper, stellen die Hände und Füße dar. Man benötigt hier auch eine Lösung, um dem Kostüm Vollständigkeit zu verleihen. Entweder trägt der Buya stetig Handschuhe und Stiefel, oder aber man plant schon den Gedanken mit ein, sich Fellhandschuhe und Fellstrümpfe zu nähen. Generell rate ich aber dazu, erst einmal gar nichts zu verteufeln. Man kann im Nachhinein noch immer einen anderen Weg gehen, weil man merkt dass es dann doch nicht praktikabel umsetzbar ist. Aber einen Versuch ist es trotzdem wert.

Der Frage nach der Umsetzung der äußeren Form folgt sogleich die:

Materialfrage
Die Körperbetonung lässt sich im Grunde nur mittels kurzem Fell erzeugen, langes Fell schluckt nahezu alle Muskelbewegungen. Dafür kaschiert langes Fell viele Dinge, die man nur ungern sichtbar wissen möchte. Beispielsweise die Nähte, die Übergänge zwischen Händen und Armen, Reißverschlüsse, Klettverschlüsse, Falten, etc. ...

All dass muss man bei der Verwendung von kurzem Fell umständlich umgehen und mit viel Sorgfalt und Hingabe kaschieren. In einigen Fällen ist es allerdings überhaupt nicht möglich, wie etwa beim Faltenwurf, den man nur minimieren kann. Zentrale Körpernähte, wie am Rumpf, werden immer sichtbar bleiben. Man versucht sie zwar im Muster zu verstecken, aber gerade Linien findet das Auge trotzdem schnell. Auch Musterbrüche sind kaum vermeidbar. Man hat ohnehin viel Verschnitt durch die Musterhaltigkeit und erlangt dennoch niemals überall gute Übergänge. Deshalb legt man alle Nähte eben möglichst unter die Arme, zwischen die Beine und oben auf den Schultern an, damit man nur selten Einblick auf sie gewährt, wenn man sich bewegt.

Langes Fell gibt es nur selten in einer detailreichen Musterung fertig zu kaufen. Es ist teurer und weitaus schwieriger zu verarbeiten. Alternativ zur fertig gefärbten Ware bleibt einem das eigene anmalen mittels Pinsel oder Luftpinsel, was aber auch seine Tücken hat.
Weiter muss man sich fragen, ob das lange Fell zum erdachten Charakter passt. Buya haben schließlich Kurzfell, wie ein Leopard oder Jaguar. Natürlich habe ich meine Rasse der technischen Machbarkeit angepasst, aber es ist sinnvoll Grundlagen zu schaffen, damit man seine Form "rechtfertigen" kann. Nebst Raubkatzen tatsächlich sehr kurzes Fell haben, Schneeleoparden mal ausgeklammert.

Ich spreche hier von teuer. Was bedeutet das im Detail?
Langhaarfelle bekommt man in guter Qualität ab 18/20€ den laufenden Meter. Richtiggehende Fellimitate, wie etwa für Wölfe, bekommt man ab 30€ aufwärts pro laufenden Meter. Das Fell für meinen Nagual kostet 9€ den laufenden Meter. Wir sehen also eindrücklich die Unterschiede.
Gute Raubkatzenfelle sind recht selten, noch seltener als Langhaarversion. Die eigene Bemalung scheidet aufgrund der Komplexität des Musters auch aus. Demnach bleibt nur Kurzhaarfell.

Kurzhaarfelle, wie meines, haben eine Fell- oder besser Florhöhe von 2mm.
Langhaarfelle haben im Schnitt eine Florhöhe von 30-60mm
Dafür sind Kurzhaarfelle problemlos bei 30° waschbar, man kann sie ohne Sorgen auf links bügeln, sie trocknen sehr schnell, sind robust und es bleibt kaum etwas im Fell hängen.
Ein kurzer Exkurs über Felle & Stoffe, inkl. Vorschlägen für Bezugsmöglichkeiten, findet sich im Beitrag Nagual 2.0: Planung - Material

Problemstellen erkennen und Lösungen finden
Im Vorhinein kann man schon einiges an späteren Mühen einsparen, wenn man sich über das Konzept Gedanken macht. Ich habe schon von der Bauart der Masken gesprochen und dass man hier seinen Fokus nach Geschmack setzen sollte. Aber es gibt zuzüglich Details, die Probleme bereiten, zu deren Umsetzung man sich ebenso Gedanken machen kann.
Also Dinge wie die Gestaltung und das Material der Ohren und Tasthaare, der Mähne, des Schweifes. Es gibt zahllose Ansätze, wie das Problem des Schweifes gelöst wurde. Einige sind praktikabler, andere sind technische Wunder aber nahezu nutzlos im tatsächlichen Gebrauch. Eigene Innovationen wollen bedacht und erwogen werden. Hier helfen wiederum Zeichnungen.

Setze dich also allabendlich gemütlich mit gespitztem Bleistift hin und skizziere deine Ideen. Papier ist geduldiger als man selbst und verzeiht auch so manche Fehlplanung. Je früher du dir darüber Gedanken machst, welche Probleme du lösen möchtest, desto eher wirst du auch Lösungen finden. Einige meiner Ansätze erkläre ich bei Zeiten in diesem Blog. Denn, ob du es glaubst oder nicht, ein Buyaschweif ist komplexer als es den Anschein hat.

An dieser Stelle betone ich nochmal dass es bei meiner Erklärung um kein rezitieren meiner eigens erstellten Dogmen geht, sondern dass ich dir Anregungen liefere. Betrachte es als ein freundliches "So hab' ich es gemacht - lass' dich inspirieren". Im Gegenzug habe ich immer ein offenes Ohr für Ideen die meine eigenen noch ungelösten Probleme lösen könnten. Solange wir uns nicht gegenseitig beweisen wollen wer der Bessere ist, ist die Welt ein Stückchen friedlicher und sozialer.

In diesem Sinne wünsche ich dir viel Freude bei deiner Arbeit und/oder beim Lesen der folgenden Beiträge. Trotz all der Fakten die man jonglieren muss, macht es nämlich großen Spaß einen Buya zu nähen. Nachdem ich die Materialien beschrieben habe, geht es auch gleich los, mit dem Erstellen eines "TapeDummies" bzw. einer Schneiderpuppe aus Panzerband.

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