Nagual

Freitag, 12. Februar 2016

Nagual 2.0: "Hochzeit" von Beinlingen & Bruststück

Fertig verbundene Hauptteile - Brust & Beine
Ich habe Dir nun über einige Beiträge hinweg dargestellt wie man die Konturen des Körpers in Stoff "überträgt". Vermutlich wirst Du jetzt einige Tage, wenn nicht Wochen, der zermürbenden Arbeit an der Puppe und der Nähmaschine hinter Dir haben. Aber freu' Dich - es ist Halbzeit.

Nun ja, eigentlich sind wir eher wie im American Football (Broncos Superbowl Champions!) erst am Ende des ersten Viertels. Das Spiel ist also noch längst nicht entschieden... aber genug der blöden Sportsprüche.

Beinlinge, verbunden mit Bruststück. Rohzustand.
Deine Beine, bzw. Beinlinge - je nachdem wie Du Dich entschieden hast bei der Wahl Deiner Konstruktion - sind fertig und hoffentlich ohne große Korrekturen so faltenfrei wie möglich.

Wie eng muss eigentlich so ein Anzug sein?
Ich weiß nicht ob Du je Leichtathletik gemacht hast, aber es trägt sich in etwa wie eines dieser elastischen Sportteile, in denen man wie in einer Wurstpelle steckt. Es ist also wirklich echt eng und schränkt ordentlich die Beweglichkeit ein.

Lass Dich beim Anprobieren nicht von der unangenehmen Enge täuschen. Wenn der Anzug erst einmal fertig ist wird sich das Gefühl noch etwas verbessern, da dann die Kräfte gleichmäßiger verteilt werden. Spätestens jetzt wirst Du verstehen, weshalb man auf die Qualität des Stoffes wirklich gut Acht geben sollte. Er sollte wie eine zweite Haut sitzen ehe Du die Einzelteile miteinander verbindest. Ohne zentralen Reißverschluss und noch ohne Arme ist das natürlich schwer zu beurteilen. Wenn Du Dir unsicher bist,warte bis auch diese Stücke angebracht sind.

Zentralnaht am Rücken, Innenansicht. Rohzustand.
Nun hast Du eigentlich nur noch einige Arbeiten zu erledigen die mehr der Ordnung und der Sicherheit Deines Werkes dienen.

Dazu zählen das Ablängen des überstehenden Stoffes an den Nähten, das Versäumen aller Nähte und dass Verstärken der besonders belasteten Stellen. All das läuft aber nicht weg und lohnt erst dann wirklich, wenn Du Dir absolut sicher bist, dass dieser Fetzen Stoff Dein fertiges Kostüm wird. Es wäre ja möglich dass bei den Armen grobe Schnitzer passieren.

Als besonders belastet gilt der Bereich im Schritt. Daher auch meine Entscheidung dieses Kostüm wie ein Kostüm vom Straßenkarneval zu nähen - sprich: Mit Beinlingen.

Bei Kämpfen im LARP oder generell wenn man sich im weitesten Sinne katzenartig bewegen möchte, sollte man auch mal in die Hocke gehen können ohne dass etwas kracht. Beim ersten Nagual habe ich auf Materialüberschuss gebaut, nun liegt das Augenmerk mehr auf Kräfteverteilung und der Macht des Gummizuges.

Linker Beinling, unversäumt, Rohzustand.
Stelle Dir die Konstruktion wie die Chaps, also die Überhosen der amerikanischen Cowboys, vor. Auf dem Pferderücken macht man bekanntermaßen ständig breite Beine, normale Überhosen würden im Schritt reißen und böten keine Bewegungsfreiheit. So in etwa funktioniert es auch bei dieser Art Kostüm.

Da Du so oder so immer einen Lendenschurz und/oder Hosen + Unterhosen trägst, ist es kein Problem. Außerdem begünstigt es das Befriedigen nur allzu natürlicher Bedürfnisse sehr - ich lüge nicht wenn ich sage, dass man als Tierwesen den Gang zur Toilette eher meidet und nur im Notfall sein Kostüm auszieht. Sieht außerdem komisch aus, wenn plötzlich eine Katze vor dem Abort steht... aber so wäre es durchaus möglich.

Rohzustand der Armlöcher zum Anschluss der Ärmel
Die Schultern sollten jetzt geschlossen sein. Entweder mit einer stabileren vorläufigen Heftnaht, oder aber schon richtig genäht. Meine Schultern sind bereits fertig, mit ein wenig Sicherheitsüberstand - das reicht für das spätere Anbringen der Arme.

Ich empfehle Dir beim schlussendlichen Zusammenbringen der Teile unbedingt erst einmal mit Heftnähten zu arbeiten.

So kannst Du die Teile vorsichtig von der Puppe ziehen und anprobieren. Du brauchst im Übrigen kein spezielles Heftgarn aus Baumwolle, es tut jedes einigermaßen greifbare Garn auch. Hauptsache es hält und ist nicht zu teuer dafür.

Wenn Du Dich ausgiebig im Spiegel betrachtet hast und jede Falte die Dir aufgefallen sein sollte markiert hast, kannst Du entweder wieder an die Puppe zurück und dort Korrekturen vornehmen, oder die Korrekturen aus Erfahrung "freihand" an der Maschine ausbügeln.

Die Taille sollte möglichst auch dort sitzen wo sie hingehört, also dort wo Du Deinen Gürtel trägst. Aber das ist etwas vertrackt. Das Geschirr aus Gurtband, welches Deinen Katzenschweif trägt und mit Deinem Körper zur Einheit werden lässt, benutzt ebenfalls eine Art Gürtel. Dieser kann im blödesten Fall mit der Naht in Konflikt kommen. Bei meinem Alten Kostüm war dies der Fall. Es kann dann passieren, dass sich das Gurtband in der Naht verfängt. Ich werde beim zweiten Ansatz versuchen das Gurtmaterial zu umhüllen, damit es nicht mehr zu diesem Vorfall kommt.

Der Schweif selbst ist eigentlich ein eigenes kleines Kostüm und bedarf zahlreicher Arbeitsschritte. Eventuell solltest Du Dir also gut überlegen, ob Du wirklich genauso einen bauen möchtest. Es würde auch einer aus einfachem herunter hängendem Stoff mit leichter Füllung tun.
Nicht jeder braucht einen mitschwingenden Schweif der sogar der Brustbewegung der Atmung folgt... ich will nicht den Eindruck erwecken, all das was ich hier schreibe müsse auch genau so sein. Es ist ja nur ein Vorschlag.

Im Übrigen solltest Du immer so arbeiten, wie Du es am besten kannst. Ich bin letzthin wiedermal knapp einigen Internetanfeindungen entgangen. Lass' Dich nicht entmutigen. Die Menschen in der realen Welt dort draußen sind weit weniger verbohrt oder trauen sich zumindest seltener es so dreist zu zeigen, wie hier im Netz.

Als öffentlich arbeitender Künstler bin ich Leid gewohnt. Du glaubst ja nicht was man alles zu hören bekommt, wenn man als Autor und Musiker ausstellt... um es mit Thaddäus Quentin Tentakel zu sagen: "Heutzutage ist wirklich jeder ein Kritiker."

Halte Dich möglichst zurück mit Deinen Plänen und Arbeiten. Schreib' doch auch einen Blog wie ich, oder eine Webseite. Hüte Dich aber vor (a)sozialen Netzwerken. Dann wird alles gut und Du verlierst deshalb nie die Lust am Nähen.
Wenn Du soweit bist, wie ich hier schreibe, dann kannst Du Dir erst einmal gratulieren. Ein kleiner Grund zum Feiern ist es allemal. Es fehlen natürlich noch einige wichtige Dinge, aber wenn der Anzug soweit tragbar ist, kannst Du stolz auf Dich sein. Schick' mir doch ein Bild von Deinem Werk; bei mir bekommt niemand Worte wie "faltig", "sackartig" oder "mach's nochmal" zu hören, versprochen! ;-)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.